Burghauser als Regisseur erfolgreich
Kurzfilm "Erlösung" räumt Preise ab

09.07.2017 | Stand 13.09.2023, 2:45 Uhr
−Foto: n/a

Mit 15 wollte er schon Regisseur werden. In Wien verwirklicht Mark Gerstorfer sein großes Ziel

BURGHAUSEN/WIEN  An der Filmakademie in Wien studiert Mark Gerstorfer (35) das Fach Regie. Einer seiner Professoren ist Oscar-Gewinner Michael Haneke. Sein Kurzfilm „Erlösung“ wurde bei mehreren internationalen Festivals ausgezeichnet, u.a. holte er beim „11.th Akbank Film Festival“ in Istanbul den mit 5.000 Dollar ausgeschriebenen Hauptpreis „Best Short Film“. Wir haben uns mit dem Regisseur unterhalten.

Du bist Burghauser, welche Schule hast Du zuletzt besucht?

Mark Gerstorfer: Die letzte Schule die ich besuchte, war die BOS in Altötting. Da hab ich mein ABI nachgemacht. Jobmäßig bin ich auf Großstädte angewiesen

Wo hast Du jetzt Deinen Lebensmittelpunkt? Kannst Du Dir vorstellen, wieder fix nach Burghausen zurückzukommen?

Ich wohne seit etwa zehn Jahren in Wien, dort fühl ich mich wohl. Nach Burghausen zurückgehen kann ich mir nicht vorstellen. Wäre beruflich auch schwer möglich, da ich jobmäßig auf große Städte angewiesen bin.

Warum wolltest Du Regisseur werden, was hat Dich inspiriert, wie alt warst Du bei Deinem Entschluss?

Regisseur wollte ich mit etwa 15 Jahren werden. Damals durfte ich bei Wacker Scheiße in der Kläranlage schupfen und sah zum ersten mal „Taxi Driver“ von Scorsese und „Tetsuo – The Iron Man“ von Tsukamoto. Das kann nicht mein Leben sein, dachte ich mir und beschloss mein Abitur nachzumachen und etwas Künstlerisches zu machen.

Hast Du Dein Studium abgeschlossen? Was ist der nächste Schritt?

Ich habe meinen Bachelor an der Filmakademie Wien im Studienfach Regie gemacht. Momentan bin ich noch für den Masterstudiengang bei Michael Haneke eingeschrieben, wo ich auch ab und an hingehe – wenn ich nicht gerade Geld verdienen muss.

Wie sieht Dein „filmischer Traum“ aus? Was wäre als Regisseur das Größte für Dich?

Ich bin kein großer Träumer. Mir reicht es, genug Mittel für meine Projekte zu haben, mit interessanten Menschen zusammenzuarbeiten und die Geschichten zu erzählen, die mir wichtig sind. Wenn ich mich damit finanzieren kann und Erfolg habe ist das vollkommen ausreichend. Gesund bin ich auch gerne. Mein Traum? Genug Mittel für meine Projekte

Hast Du ein Vorbild?

Nicht wirklich. Klar gibt es Leute, die mich faszinieren, oder die meine Arbeit beeinflussen. Shin’ya Tsukamotos frühe Arbeiten mag ich sehr gerne, John Cassavettes auch. Geprägt hat mich wahrscheinlich auch mein Studium bei Michael Haneke – wobei es nie gut ist, dem Meister nachzueifern.

Dein Kurzfilm „Erlösung“ wurde ausgezeichnet. Wie würdest Du die Story zusammenfassen?

Dieses Review von Alexia Amoriello mag ich gerne (er zitiert eine englische Kritik des NYC Independent Filmfestivals an, die hier in Auszügen übersetzt wird/Anm.d.Red.) „Als fiktionaler Dokumentarfilm besticht Mark Gerstorfers „Erlösung“ mit visueller Kunst und einzigartiger Aussage. Der Kurzfilm im Handkamera-Stil ist von außergewöhnlicher Qualität. Was „Erlösung“ so bemerkenswert macht, ist, wie Gerstorfer ein erfrischendes und relevantes Thema anpackt. Kaum ein Film hat bisher aufgegriffen, dass das Internet Menschen unsterblich werden lässt, auch wenn sie dafür ihren Selbstmord filmen. Und der Film zeigt, wie oft Menschen den Hilferuf geliebter Menschen überhören. „Erlösung“ greift das Thema auf, verharmlost aber den Selbstmord nicht. Der Film ist lustig und humorvoll, wenn die Darsteller herumblödeln. Angesichts der ernsten Materie ist er aber auch dunkel und beunruhigend. Gerstorfers Film ist es absolut wert ihn anzusehen – wegen seines visuellen Stils und seines starken Themas.“ Da ist so alles drin, was den Film gut beschreibt und so interpretiert, wie ich es mir gewünscht habe.

Deutsche Komödien sind nicht lustig

Dieser Film gehört wohl in die Kategorie Drama. Ist das Dein Stil oder „kannst“ Du auch lustig?

Der Film hat auch lustige Stellen finde ich. Prinzipiell mache ich gerne Filme über Masochisten, das wird wahrscheinlich auch so bleiben. Gegen Komödien hätte ich auch nichts. Wenn ich mir die Serie „Louie“ von Louie C.K. ansehe, bin ich auch geneigt dazu in so eine Richtung zu gehen, das ist richtig gut – aber keinesfalls so sinnfreie Scheiße auf dem Schenkelklopferniveau von Deutschen Komödien. Die sind nicht lustig. Leider auch nicht mehr die aus dem Süden. Nachdem ich mir letztens „Dampfnudelblues“ angesehen habe, musste ich mich fast schämen für so viel oberflächlich unlustigen Müll.

Was ist Dein nächstes Projekt?

Momentan arbeite ich an einem Film über eine Frau, die ihrer Behauptung nach, zu unrecht im Gefängnis sitzt. Sie versucht das Justizsystem zu erpressen, indem sie sich medienwirksam und selbst verletzt.

Schreibst Du auch Deine Drehbücher?

Mit meiner Lebensgefährtin schreibe ich gerade an einem Buch, wo es um zwei Polizeibeamte geht, welche aufgrund privater und beruflicher Schwierigkeiten Amoklaufen. Es ist ziemlich 50 zu 50. „Erlösung“ habe ich selbst geschrieben, das Drehbuch zu meinem vorletzten Film nicht. Bin für beides offen.

Wird Dein Film auch in Burghausen zu sehen sein?

Keine Ahnung. Werden in BGH irgendwo auch Kurzfilme gezeigt? Anfragen gab es jedenfalls keine. Hier geht´s zum Trailer von Gerstorfers Film „Erlösung“: vimeo.com/88682509

Altötting