Umwelt
Tag des Waldes: Private Initiativen helfen bei Aufforstung

24.03.2023 | Stand 24.03.2023, 7:58 Uhr

Waldsterben - Früher war der Dillenberg im Taunus mit Fichten bedeckt. - Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Um den Wald aufzuforsten, krempeln dieses Frühjahr wieder zahlreiche Privatleute die Ärmel hoch. Initiativen für ehrenamtliche Pflanzaktionen boomen. Dabei geht es nicht nur um neue Bäume.

Als Brigitta Brüning-Bibo vor drei Jahren auf ihrer üblichen Hunde-Gassi-Runde im Taunus unterwegs ist, wird ihr schlagartig klar, was sich schon länger andeutet. Der Wald ist weg - zumindest auf großen Flächen, komplette Berghänge sind in kurzer Zeit kahl geworden. «Das ist ja schrecklich, dachte ich», erzählt Brüning-Bibo heute. «Und ich beschloss: Ich will was für den Wald tun.» Kurz darauf entstand der «Herzenswald Schmitten», ein Projekt des Vereins Feldberginitiative.

Über Baumpatenschaften und Aufforstungsaktionen will «Herzenswald» dazu beitragen, dass neuer Wald nachwächst. Neben Firmenevents gibt es unter anderem regelmäßig Pflanzaktionen, bei denen jeder willkommen ist. Initiativen für die Aufforstung boomen derzeit in Deutschland - mit viel privatem Engagement. Statt zum Spaziergang geht es dann mit Schaufel, Gummistiefeln und Arbeitshandschuhen in den Wald. Auch viele Forstämter organisieren solche ehrenamtliche Aktionen - etwa rund um den Tag des Waldes am 21. März.

Überwiegend Fichten betroffen

Rund 450.000 Hektar müssen nach Schätzungen von Fachleuten wegen der massiven Schäden in Deutschland wiederbewaldet werden, wie das Bundeslandwirtschaftsministerium erklärt. Ursache ist unter anderem die extreme Trockenheit verbunden mit hohen Temperaturen in den Sommern 2018 bis 2020 und im Jahr 2022. Überwiegend Fichten starben oder wurden so krank, dass sie gefällt werden mussten. Aber auch Laubbäume sind zunehmend von den Folgen des Klimawandels betroffen.

Den Wald allein über den natürlichen Weg nachwachsen zu lassen, würde den Wiederaufbau um mehrere Jahrzehnte verzögern, erklärt die Sprecherin der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) in Bonn, Sabine Krömer-Butz. «Außerdem ist es das Ziel, Mischwälder zu begründen, die dem Klimawandel gegenüber stabiler sind.» Auf reinen Fichten- oder Kiefernflächen würden hauptsächlich Fichten und Kiefern keimen.

«Bei unseren öffentlichen Pflanzungen erreichen wir bei den Beteiligten eine größere Sensibilität für das komplexe Ökosystem Wald», erläutert Krömer-Butz. «Das lässt uns hoffen, dass allgemein ein größeres Umweltbewusstsein entsteht.»

Solidarität mit dem Wald

Die Sprecherin des Landesbetriebs Hessen Forst, Michelle Sundermann, sagt: «Seit 2018 erleben wir eine große Solidarität der Menschen mit dem Wald.» Die Klimakrise sei mit voller Wucht in den Wäldern angekommen und jeder könne die Folgen beobachten. «Mit unseren Mitmachaktionen geben wir den Menschen die Möglichkeit, sich aktiv an der so dringend erforderlichen Wiederbewaldung zu beteiligen», betont Sundermann.

Allein Hessen Forst plant, im hessischen Staatswald 2023 insgesamt gut vier Millionen Bäumen neu zu pflanzen. Den größten Teil der Arbeit übernähmen Unternehmer oder eigene Forstwirtinnen und Forstwirte. «Der Umfang, den wir mit Freiwilligen pflanzen können, ist vor dem Hintergrund dieser großen Anzahl nur symbolisch - dafür sind die Freiflächen einfach zu groß», sagt Sundermann. «Für uns ist das aber dennoch ein großer Gewinn und eine große Chance, weil wir so mit den Menschen in Kontakt bleiben, und weil wir auch Verständnis für die Waldarbeit generieren können.»

Die kleinen Bäume für die Neuanpflanzungen wachsen überwiegend in regionalen Forstbaumschulen heran. Diese Betriebe hätten sich auf die Vermehrung des Saatgutes für jede klimatische Region mit ihren unterschiedlichen Anforderungen spezialisiert, erläutert SDW-Sprecherin Krömer-Butz.

Alternativ könne man neuen Wald auch säen, also beispielsweise Eicheln oder Kastanien direkt in die Erde legen, erklärt Hessen-Forst-Sprecherin Sundermann. Manchmal würden auch Bäume innerhalb eines Bestandes umgesetzt - in der Fachsprache heißt dies «Wildlinge werben».

«Das Bewusstsein für den Wald hat sich während Corona nochmal verändert, da die Menschen mehr in der Natur unterwegs waren», hat Brüning-Bibo beobachtet. Wer weiß, wie es sich anfühlt, durch einen intakten Wald zu laufen, mit den typischen Gerüchen, der guten Luft und der Kühle, der sei umso geschockter, wenn er auf einer Kahlfläche steht. Die Pflanzaktionen mit Bürgerbeteiligung erfüllten - neben der Aufforstung - einen weiteren wichtigen Zweck, ergänzt Olaf Gierke von der Feldberginitiative. «Die Menschen sprechen miteinander, sie reden mit den Forstleuten und bekommen mehr Verständnis für deren Arbeit.»

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