Statistik
Weniger Alkohol-Konsum in der Corona-Krise

26.03.2021 | Stand 26.03.2021, 9:32 Uhr

Sven Braun/dpa

Der häufig beschworene Corona-Suff lässt sich statistisch nicht belegen. Vor allem wegen der geschlossenen Gastronomie wurden 2020 weniger alkoholische Getränke verkauft als in den Jahren zuvor.

In der Corona-Krise haben die Menschen in Deutschland weniger Alkohol getrunken als zuvor - gleichzeitig aber wohl mehr geraucht. Das geht aus Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervor, das Details zu Steuereinnahmen, Produktion und Preisen von Genussmitteln präsentiert hat.

Am stärksten ging demnach der Bierkonsum zurück, und zwar um 5 Liter auf 86,9 Liter pro Kopf. Das war der stärkste Einbruch seit 1993, als eine umfassende Reform der Biersteuer die Bewertungsgrundlage verändert hatte. Auch Schaumweine, Spirituosen und sogenannte Zwischenprodukte wie Sherry oder Portwein fanden etwas weniger Abnehmer als im Jahr zuvor. Zum nicht steuerpflichtigen Wein lagen noch keine Konsumzahlen vor.

Als wesentlichen Grund für die Rückgänge sehen die Experten die fehlenden Trinkgelegenheiten bei monatelang geschlossenen Gaststätten und zahlreichen abgesagten Großveranstaltungen. Hierunter litten auch die eigentlich stark im Trend liegenden alkoholfreien Sorten mit einem Produktionsrückgang um 1,8 Prozent auf 4,1 Millionen Hektoliter. Erstmals seit 2012 schrumpfte zudem die Zahl der in Deutschland ansässigen Braustätten. Sie ging um 24 auf 1528 zurück.

Wegen der schwachen Nachfrage und der in der zweiten Jahreshälfte abgesenkten Mehrwertsteuer gingen auch die Preise für Bier im Einzelhandel um 0,9 Prozent zurück. Bei den übrigen alkoholischen Getränken wurden lediglich Rot- und Roséweine leicht um 0,2 Prozent teurer als im Jahr zuvor, alle anderen wurden etwas billiger. Seit Januar 2021 beobachten die Statistiker allerdings wieder anziehende Preise für Spirituosen.

Beim Tabak stieg der versteuerte Absatz sämtlicher Produktgruppen an - mit Ausnahme der Zigaretten. Der Wert der versteuerten Tabakwaren klettert um 5,0 Prozent auf 28,8 Milliarden Euro, obwohl die Zahl der versteuerten Zigaretten um 1,1 Prozent auf 73,8 Milliarden Stück zurückging.

Trotz kräftiger Preissteigerungen wurde entgegen dem langjährigen Trend deutlich mehr Feinschnitt-Tabak versteuert. Die Statistiker vermuten, dass selbstgedrehte Zigaretten vielen Rauchern als Ersatz für die im Lockdown nur schwer erhältlichen Zigaretten aus dem Ausland dienten. Diese preisgünstigeren Zigaretten werden ebenso wie Schmuggelware nicht von der deutschen Steuerstatistik erfasst. Erneut gab es zudem hohe Zuwachsraten von 44,3 Prozent beim Pfeifentabak, der auch die Füllungen für Wasserpfeifen und Produkte für Tabakerhitzer enthält.