Was Versicherte tun können
Weitere Krankenkassen erhöhen Zusatzbeiträge – das ist jetzt die teuerste GKV Deutschlands

04.11.2024 | Stand 06.11.2024, 6:08 Uhr |

Die Zusatzbeiträge einiger Gesetzlicher Krankenversicherungen ziehen weiter an: BKK Pfalz hat ihren Beitragssatz laut Finanztest jetzt sogar auf 18,5 Prozent (entspricht einem Zusatzbeitrag von 3,9 Prozent) erhöht. Damit ist sie noch einmal deutlich teurer als die KKH Kaufmännische Krankenkasse, die mit ihrem Beitragssatz von 17,88 Prozent einige Monaten lang die teuerste Kasse war.  − Symbolbild: Imago

Die Zusatzbeiträge der Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) steigen weiter. Erstmals liegt laut „Finanztest“ von Stiftung Warentest eine bundesweite Kasse nun bei insgesamt 18,5 Prozent. Noch gibt es aber deutlich günstigere Kassen. Ein Wechsel ist einfach.

  

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Normalerweise passen die Krankenkassen ihre Zusatzbeiträge – die zusätzlich zum allgemeinen Satz von 14,6 Prozent fällig werden – zum Jahreswechsel an. Doch höhere Gesundheitskosten zwangen heuer schon mehrere Kassen im laufenden Jahr zu Beitragsanpassungen: Bis einschließlich September hatten bereits diese 22 Gesetzlichen Krankenversicherungen die Zusatzbeiträge erhöht. Im Oktober haben dann diese sechs weiteren Kassen ihre Zusatzbeiträge angehoben.

Zum 1. November ging es erneut weiter mit den Beitragserhöhungen:

- Die bundesweit geöffnete BKK Gildemeister Seidensticker verlangt nun insgesamt 18 Prozent, was einem Zusatzbeitrag von 3,4 Prozent entspricht. Bereits im Mai hatte die Krankenkasse auf 1,99 Prozent erhöht – zum Jahreswechsel bereits von 0,9 auf 1,5 Prozent.

- Die BKK Pfalz hat ihren Beitragssatz laut Finanztest jetzt sogar auf 18,5 Prozent (entspricht einem Zusatzbeitrag von 3,9 Prozent) erhöht. Damit ist sie noch einmal deutlich teurer als die KKH Kaufmännische Krankenkasse, die mit ihrem Beitragssatz von 17,88 Prozent einige Monate lang die teuerste Kasse war. Auch bei der BKK Pfalz ist es die dritte Erhöhung binnen eines Jahres: 2,38 Prozent betrug der Zusatzbeitrag seit 1. Juli 2024 − zum Jahreswechsel war dieser bereits von 1,55 auf 1,98 Prozent erhöht worden.

- Ebenfalls erhöht hat laut Finanztest die bundesweit geöffnete Viactiv Krankenkasse ihren Zusatzbeitrag von 1,99 Prozent seit 1. April auf nun 3,27 Prozent und kommt damit insgesamt auf einen Beitragssatz von 17,87 Prozent. Im Frühjahr lag sie noch bei 1,6 Prozent.

- Hoch ging es zudem bei der BKK Herkules (auf 16,99 Prozent/2,39 Prozent davon Zusatzbeitrag), der Bahn BKK (18 Prozent/3,4 Prozent Zusatzbeitrag) und der BKK VDN (17,79 Prozent/3,19 Prozent Zusatzbeitrag).

- Bei der IKK – Die Innovationskasse (auf 17,7 Prozent/3,1 Prozent Zusatzbeitrag) ist es ebenfalls die dritte Erhöhung binnen eines Jahres: Zum Jahreswechsel stand bereits eine Erhöhung von 1,6 auf 1,7 Prozent Zusatzbeitrag an. 2,3 Prozent waren dann seit 1. Juli 2024 fällig.

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Krankenkassen mit den meisten Versicherten in Bayern bleiben bei Zusatzbeiträgen vorerst stabil



Weder zum Jahreswechsel noch im laufenden Jahr die Zusatzbeiträge erhöht haben übrigens die Krankenkassen mit den meisten Versicherten bundesweit, die in Bayern wählbar sind: AOK Bayern (1,58 Prozent), DAK (1,7 Prozent) und Techniker Krankenkasse (1,2 Prozent). Die Barmer erhöhte den Zusatzbeitrag zum Jahreswechsel von 1,5 auf 2,19 Prozent – aber nicht unter dem laufenden Jahr.

Wie Andreas Windpassinger von der AOK Bayern Direktion Passau-Rottal-Inn kürzlich mitteilte, sei auch keine Erhöhung bis zum Jahresende geplant. Die Höhe des Zusatzbeitrages ab 1. Januar 2025 setze der Verwaltungsrat auf seiner Sitzung am 19. Dezember 2024 fest. Auch bei anderen Krankenkassen entscheidet sich die Höhe des Zusatzbeitrags für 2025 erst zum Jahresende.

Die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) wird nächstes Jahr aber wohl für die meisten Versicherten teurer: Experten des Schätzerkreises haben für 2025 eine rechnerisch nötige Beitragssatzerhöhung von 0,8 Prozent beschlossen.

So kann man die Krankenkasse wechseln, wenn sie teurer wird



Im Fall einer Beitragserhöhung haben die Versicherten ein Sonderkündigungsrecht. Gekündigt werden muss dann bis zum Ende des Monats, für den die Kasse erstmals den erhöhten Beitrag verlangt. Es reicht dann, sich an die neue Krankenkasse zu wenden, diese übernimmt die Kündigung. Nur der Arbeitgeber sollte zeitnah informiert werden.

  

Eine Kündigung durch den Versicherten ist dafür seit dem 1. Januar 2021 nicht mehr erforderlich. Die neue Kasse darf laut Finanztest auch niemanden ablehnen, auch nicht aufgrund von Alter oder Krankheit. Ohne Sonderkündigungsrecht ist ein Kassenwechsel nach zwölf Monaten möglich.

Wechsel der Gesetzlichen Krankenversicherung spart schnell mehrere Hundert Euro



Weil viele Versicherungen dieses Jahr ihren Zusatzbeitrag angehoben haben, manche sogar zum zweiten Mal, können betroffene Versicherte aktuell besonders von einem Wechsel zu einer günstigen Krankenkasse profitieren. Wie sehr sich ein solcher Wechsel lohnt, hängt vom Einkommen ab und davon, wie viel günstiger die neue Kasse ist.

Nach Berechnungen des Geldratgebers Finanztip kann ein Angestellter mit einem Bruttogehalt von 3000 Euro im Monat und Steuerklasse I (keine Kinder, keine Kirchensteuer) mit einem Wechsel von der Krankenkasse KKH (3,28 % Zusatzbeitrag seit 01.08.2024) zu einer der günstigsten bundesweit geöffneten Krankenkassen (BKK firmus, 0,9 % Zusatzbeitrag) im Monat 25,70 Euro netto sparen. So viel bleiben von 35,70 Euro Beitragsersparnis nach Steuern übrig. Im Jahr macht das 308,40 Euro Ersparnis bei der Krankenversicherung.

Bei einem Bruttogehalt von 4.000 Euro steigt die Netto-Ersparnis auf 32,68 Euro monatlich oder 392,16 Euro jährlich. Und ein Angestellter mit 5.000 Euro Bruttogehalt spart durch diesen Wechsel 38,75 Euro pro Monat oder 465 Euro auf ein Jahr gerechnet.

Wie groß die individuelle Ersparnis beim Zusatzbeitrag ist, können Arbeitnehmer online mit einem Rechner von Finanztip prüfen. Der kostenfreie Verbraucherservice zeigt die Ersparnis bei einem Wechsel von der aktuellen Kasse zur günstigsten bundesweit tätigen Krankenkasse.

Welche Krankenkassen sind noch gut und günstig?



„Derzeit empfehlen wir die HKK, TK, Audi BKK, HEK, Energie-BKK und Big direkt gesund“, teilt eine Sprecherin von Finanztip auf Nachfrage der Mediengruppe Bayern mit. Diese Kassen hätten in einer Preis-Leistungs-Bewertung am besten abgeschnitten, in die 33 Merkmale aus acht Bereichen eingeflossen sind: Service, Zähne, Vorsorge, Familie, alternative Heilmethoden, Bonus, Beitrag und Transparenz. Keine von ihnen hat zudem den Zusatzbeitrag im Sommer erhöht.

Wichtig dabei: Rund 95 Prozent der medizinischen Leistungen sind zwar bei allen Krankenkassen gleich, sie sind gesetzlich geregelt. Doch bestimmte Zusatzleistungen oder Bonusprogramme können sich unterm Strich für den Versicherten mehr auszahlen, als ein niedrigerer Beitrag.

Die nun teuerste Krankenkasse Deutschlands, die BKK Pfalz wurde beispielsweise heuer vom Magazin „Eltern“ als „Beste Krankenkasse für Familien“ ausgezeichnet und wirbt mit starken Leistungen bei Kindergesundheit, Schwangerschaft oder auch unerfülltem Kinderwunsch.

Lohnt sich jetzt eine private Krankenversicherung?



Wer angesichts steigender Zusatzbeiträge mit einem Wechsel zu einer privaten Krankenversicherung (PKV) liebäugelt, sollte prüfen, ob er sich die steigenden Beiträge langfristig leisten kann. Ein PKV-Tarif mit umfassenden Leistungen kostet auch entsprechend viel. Finanztip empfiehlt in den meisten Fällen, sich lieber gesetzlich zu versichern und den Versicherungsschutz auf Wunsch durch Krankenzusatzversicherungen zu ergänzen.