Am Montag beginnt die fünfmonatige Vollsperrung der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim. Es ist die erste von Dutzenden großen Streckensanierungen. Auf der Schiene soll damit alles besser werden.
In wenigen Tagen beginnt zwischen Frankfurt und Mannheim der für die Deutsche Bahn und ihre Fahrgäste wichtigste Bauprozess der vergangenen Jahre. 40 Strecken sollen bis 2030 umfassend modernisiert werden und die Zuverlässigkeit der zuletzt unpünktlichen Bahn langfristig wieder verbessern.
Zum Auftakt wird ab Montag die sogenannte Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim fünf Monate lang vollständig gesperrt und saniert - mit viermal so hohem Bauvolumen als sonst üblich. Zuletzt gab es auf der Strecke täglich mindestens eine Störung mit Einschränkungen für den Zugverkehr. Probleme auf diesem Abschnitt wirken sich oft auf den bundesweiten Fernverkehr aus und führen auch in Hamburg oder Stuttgart zu Verspätungen - eine Besserung ist also dringend nötig. Entsprechend groß sind die Erwartungen an die Riedbahn-Sanierung im Speziellen und an die Generalsanierungen insgesamt.
Was ist eine Generalsanierung?
Die Bahn-Infrastruktur wurde jahrzehntelang vernachlässigt und ist an vielen Stellen überaltert und überlastet. Bund und Bahn haben deshalb im vergangenen Jahr den Plan gefasst, mit Milliardensummen das Netz zu ertüchtigen. Dabei sollen die Hauptstrecken nicht wie sonst üblich „unter dem rollenden Rad“, also bei laufendem Betrieb, sondern während monatelanger Vollsperrungen komplett saniert werden. Danach muss dort dann für mehrere Jahre Baufreiheit herrschen.
Für die Riedbahn bedeutet das: Die Strecke ist vom 15. Juli bis zum Fahrplanwechsel Mitte Dezember komplett außer Betrieb. In dieser Zeit will die Bahn möglichst alles austauschen, was ausgetauscht werden muss - und die Strecke auch digital aufrüsten.
Nach diesem Modell werden auch Dutzende weitere Korridore angegangen. Als Nächstes ist etwa ab August 2025 der Abschnitt zwischen Hamburg und Berlin dran. Die zunächst angekündigte Sperrzeit von rund einem halben Jahr pro Generalsanierung kann an dieser Stelle bereits nicht eingehalten werden. Die Strecke wird nach jetzigem Stand bis April 2026 gesperrt, also neun Monate lang.
Welche Folgen hat die Riedbahn-Sanierung für den Fernverkehr?
Die Riedbahn ist eine der wichtigsten Bahnverbindungen in Deutschland. Pro Tag fahren dort mehr als 300 Züge im Regional-, Fern- und Güterverkehr, teilt die Bahn mit. „Insgesamt jede siebte Reise im Fernverkehr der DB führt über die Gleise zwischen Frankfurt/Main und Mannheim. Das sind etwa 60.000 Fernverkehrsreisende pro Tag.“ Im Regionalverkehr sind es demnach jeden Tag 16.000 Fahrgäste. Auch für den Güterverkehr habe die Strecke eine hohe Bedeutung, weil drei von elf transeuropäischen Güterverkehrskorridoren mit ihr verbunden seien.
Im Fernverkehr werden während der Sperrung rund zwei Drittel der ICE- und IC-Züge westlich und östlich der Riedbahn über Mainz und Worms (Ludwigsbahn) beziehungsweise über Darmstadt und Heidelberg (Main-Neckar-Bahn) nach Mannheim umgeleitet. Für Fahrgäste verlängert sich damit die Reisezeit um rund eine halbe Stunde. Das übrige Drittel der Züge fällt aus oder fährt andere Ziele an.
Was ist mit dem Regionalverkehr?
Im Regionalverkehr werden alle Züge ausfallen. Die Fahrgäste müssen auf Ersatzverkehr mit Bussen umsteigen. Die Bahn hat dafür 150 Gelenk- und Überlandbusse Busse gekauft. Alle Fahrzeuge sind mit Toiletten, WLAN und USB-Ladebuchsen ausgestattet. Zudem wurden gut 400 Busfahrerinnen und Busfahrer eingestellt. In Summe gibt es 13 Buslinien, von denen jede im 30-Minuten-Takt fährt. Weil sich die Linien überschneiden, fährt laut Bahn auf allen Abschnitten mindestens alle 15 Minuten ein Bus, auf einzelnen Abschnitten sogar alle fünf Minuten.
Von einem problemlosen Ablauf des Ersatzverkehrs hängt die Akzeptanz der Menschen vor Ort für die Baumaßnahme ab. Bei einer Generalprobe Anfang des Jahres lief einiges noch nicht rund. Die Bahn hat an dieser Stelle Verbesserungen versprochen, etwa bei der Schulung der Busfahrer.
Was wird alles bei der Riedbahn-Sanierung gemacht?
Den Bahn-Angaben zufolge werden 140 Kilometer Oberleitungen, 150 Weichen, 265.000 Schwellen und 120 Kilometer Gleise verbaut. Außerdem wird neue Signal- und Stellwerkstechnik installiert. Entlang der Strecke sollen 20 Bahnhöfe modernisiert werden. Das alles soll nach aktuellem Stand 1,3 Milliarden Euro kosten - deutlich mehr als zunächst angenommen.
Fährt die Bahn danach wieder pünktlicher?
Das zumindest ist die Hoffnung der Bahn. Mit den Sanierungen soll das überalterte Schienennetz in Deutschland nach und nach wieder belastbarer und störungsfreier werden. Zunächst stellen die Sperrungen aber eine weitere Geduldsprobe für Fahrgäste und andere Bahnkunden dar.
Vor allem bei den Wettbewerbern im Güterverkehr herrscht nach wie vor große Skepsis. Sie fürchten unter anderem, dass aufgrund der engen Zeitpläne nicht alle notwendigen Bauarbeiten durchgeführt werden können. Diese könnten auch nicht später nachgeholt werden, weil auf den Strecken für einige Jahre nicht wieder gebaut werden darf. Zweifel äußerte ihr Verband Die Güterbahnen überdies an den Umleitungskonzepten. Güterzüge müssen während der Sperrungen oft Umwege von Hunderten Kilometer fahren.
Gibt es bei der Bahn jetzt nur noch Generalsanierungen?
Nein, auch darüber hinaus wird weiter gebaut. Angesichts des schlechten Zustands des gesamten Schienennetzes ist das auch dringend nötig. Manche Bauarbeiten können auch nicht aufgeschoben werden, bis eine Generalsanierung auf dem entsprechenden Abschnitt ansteht. Das betrifft zum Beispiel auch die Strecke Hamburg - Berlin: Bereits dieses Jahr wird dort mit erheblichen Einschränkungen für die Fahrgäste monatelang gebaut.
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