Einzelhandel
Pandemie trifft Tengelmann 2021 noch härter als 2020

13.07.2021 | Stand 13.07.2021, 20:30 Uhr

Roland Weihrauch/dpa

Das Familienunternehmen erwartet für dieses Jahr einen deutlichen Umsatzrückgang. Im Corona-Jahr 2020 waren die Geschäfte noch vergleichsweise gut gelaufen.

Die Unternehmensgruppe Tengelmann (Obi, Kik) wird in diesem Jahr nach Konzernangaben noch stärker unter der Corona-Pandemie leiden als im Krisenjahr 2020.

Wegen des Lockdowns im ersten Halbjahr sei für 2021 «ein deutlicher Umsatzrückgang gegenüber dem Vorjahr zu erwarten», teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Zudem müsse von einer «im Vergleich zum Vorjahr deutlichen Ergebnisbelastung ausgegangen werden».

Im Corona-Jahr 2020 war das Familienunternehmen noch vergleichsweise gut durch die Krise gekommen. Der Konzernumsatz stieg allen Widrigkeiten zum Trotz um 2,3 Prozent auf 8,3 Milliarden Euro. Zwar litt der Textil-Discounter Kik unter den pandemiebedingten Ladenschließungen und musste einen Umsatzrückgang von 10,3 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro verzeichnen. Dennoch erzielte die Kette ein positives Geschäftsergebnis, wenn auch deutlich unterhalb des sonst üblichen Niveaus. Genaue Zahlen zum Ergebnis nennt das Familienunternehmen traditionell nicht.

Gut liefen die Geschäfte dagegen bei der Baumarktkette Obi. Sie profitierte von der Bereitschaft der Menschen, in der Krise mehr Geld für die eigenen vier Wände auszugeben und steigerte ihre Umsätze um 6,8 Prozent auf 6,2 Milliarden Euro. Unter dem Strich stand hier Tengelmann zufolge ein deutlich positives Ergebnis. Auch zahlreiche Start-up-Beteiligungen von Tengelmann hätten von der Pandemie profitiert.

«Trotz widriger Bedingungen konnten wir mit dem Geschäftsjahr 2020 noch zufrieden sein», sagte der geschäftsführende Gesellschafter Christian Haub. Dennoch habe 2020 gezeigt, wie wichtig die in den vergangenen Jahren eingeleitete konsequente Reorganisation der Unternehmensgruppe gewesen sei. «Ohne diese Weichenstellungen wäre uns manches schwerer gefallen», sagte er. «Wir sind heute wesentlich robuster als noch vor einigen Monaten.»

Christian Haub hatte 2018 die Nachfolge seines in der Schweiz bei einem Skiausflug verschollenen und mittlerweile für tot erklärten Bruders Karl-Erivan Haub im Chefsessel des Konzerns angetreten und begonnen, dem Unternehmen seinen Stempel aufzudrücken. Unter anderem verkaufte er die längst zu groß gewordene Firmenzentrale in Mülheim an der Ruhr, trennte sich von der verbliebenen Beteiligung an der Discountkette Netto und ordnete die Firmenstrukturen neu. Im Juni übernahm er außerdem nach heftigen familieninternen Auseinandersetzungen zu einem nicht öffentlich genannten Kaufpreis die Firmenanteile der Erben seines verschollenen Bruders.