Energie
Heizung: Warum sich Wärmepumpen-Hersteller Viessmann an US-Konzern verkauft

27.04.2023 | Stand 27.04.2023, 8:58 Uhr

Eine Außenaufnahme des Viessmann-Werkes. Der hessische Heizungsbauer Viessmann verkauft seine Klimasparte einschließlich der lukrativen Wärmepumpen an den US-Konkurrenten Carrier Global. −Foto: Nadine Weigel/dpa

Die Monopolkommission erwartet grünes Licht für die Übernahme der Klimatechnik-Sparte des Heizungsherstellers Viessmann durch den US-Konzern Carrier Global.



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„Die Prüfung dieser Fusion durch die Kartellbehörden wird zeigen, ob damit Wettbewerbsprobleme verbunden sind. Es spricht nicht viel dafür“, sagte der Vorsitzende des unabhängigen Beratungsgremium, Jürgen Kühling, der „Rheinischen Post“ (Donnerstagsausgabe).

Geplantes Verbot von Gas- und Ölheizungen



„Mit dem sprunghaften Anstieg der Wärmepumpen-Nachfrage in Deutschland aufgrund des geplanten Verbots von Gas- und Ölheizungen kommen auf die Hersteller offensichtlich rosige Zeiten zu. Dies ruft natürlich auch ausländische Anbieter auf den Plan, was für die Verbraucherinnen und Verbraucher nur gut sein kann.“

Die deutschen Hersteller seien im internationalen Vergleich „eher klein und bisher vergleichsweise abgeschottet, weil die deutschen Handwerker über Fachschulungen und Kundendienstbeziehungen eng an Hersteller wie Viessmann oder Bosch gebunden sind“, sagte Kühling. Perspektivisch werde sich das ändern, wenn die großen Hersteller aus Japan, Südkorea oder China ihr Angebot in Europa ausweiten. „Größere Produktionszahlen ermöglichen die Nutzung von Skalenerträgen, was wiederum die Herstellerpreise senken dürfte.“

Wärmepumpen-Geschäft soll übernommen werden



Viessmann hatte am Dienstagabend mitgeteilt, seine Klimatechnik-Sparte, zu der auch das Wärmepumpen-Geschäft gehört, für zwölf Milliarden Euro an den Klimaanlagenhersteller Carrier Global zu verkaufen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) kündigte eine Prüfung der Übernahme an. Er deutete aber an, dass er die Notwendigkeit eines staatlichen Eingreifens im Fall Viessmann für unwahrscheinlich halte.

Die Übernahme der Klimatechnik-Sparte des hessischen Heizungsbauers durch den US-Konzern fachte die Debatte über das Heizungsgesetz der Ampelregierung weiter an. Unions- und auch FDP-Politiker warfen Habeck vor, mit den strengen Vorgaben für neue Heizungen die Hersteller zu überfordern.

„Ein notwendiger Schritt“



Das Unternehmen selbst bezeichnete den Schritt als notwendig, um weiter gegen weltweite Konkurrenten bestehen zu können. Es handele sich um eine Investition in einen Strukturwandel, sagte Viessmann-Geschäftsführer Max Viessmann im Hessischen Rundfunk.

Durch den bevorstehenden Boom in der Sparte Wärmepumpen müsse Viessmann seine „über 100-jährige industrielle Vergangenheit in wenigen Monaten und Wochen umbauen.“ Asiatische und amerikanische Unternehmen hätten Vorteile, da dort der Markt „vor allem dominiert ist durch Klimagerätehersteller“. Wesentliche Bauteile von Klimageräten sind denen von Wärmepumpen sehr ähnlich.

− afp, kse