Neuer Zusatzbeitrag-Rekord
Älteste Sozialversicherung Deutschlands ist ab 2025 auch eine der teuersten Krankenkassen

06.12.2024 | Stand 06.12.2024, 8:34 Uhr |

Viele Krankenkassen wie Barmer, AOK, TK und DAK entscheiden erst im Laufe des Dezembers über die Zusatzbeiträge für 2025. Bei der Knappschaft Bahn See, die aus der ältesten Sozialversicherung Deutschlands hervorging, ist es hingegen schon fix: Mit 4,4 Prozent Zusatzbeitrag hält sie vorläufig den Rekord als teuerste Krankenkasse Deutschlands. − Symbolbild: Imago

Deutschlands älteste Sozialversicherung hält nun einen weiteren Rekord – aber einen unerfreulichen: Bei der Gesetzlichen Krankenkasse Knappschaft steigt der Zusatzbeitrag 2025 laut Medienberichten auf 4,4 Prozent. Damit ist sie im kommenden Jahr vorerst auch die teuerste Kasse. 

 

  

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Dass die Beiträge der Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) zum Jahreswechsel auf 2025 steigen, ist bekannt. Nur um wie viel, ist bei den meisten Kassen Ende November noch offen. Viele entscheiden das erst kurz vor dem Jahresende. Bei der AOK Bayern als größte Kasse im Freistaat beispielsweise legt der Verwaltungsrat erst auf seiner Sitzung am 19. Dezember 2024 den konkreten Zusatzbeitrag fest. Auch bei der Audi BKK aus Ingolstadt, aktuell eine der günstigsten Krankenkassen bundesweit, steht die Entscheidung erst im Laufe des Monats an.

Alle gesetzlich Versicherten haben den festen Beitragssatz von 14,6 Prozent – zur Hälfte getragen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Darüber hinaus erheben die aktuell 95 gesetzlichen Kassen zur Kostendeckung einen Zusatzbeitrag, der ebenfalls hälftig von beiden Seiten gezahlt wird. Experten des Schätzerkreises haben für 2025 zwar eine rechnerisch nötige Beitragssatzerhöhung von 0,8 Prozentpunkten auf 2,5 Prozent beschlossen. Doch das ist kein fixer Wert. Den konkreten Satz kann jede Kasse individuell bestimmen. Manche Kassen liegen zum Teil deutlich darunter, manche deutlich darüber. Normalerweise wird nur zum Jahreswechsel angepasst. Doch höhere Gesundheitskosten zwangen 22 Krankenkassen heuer schon im laufenden Jahr zu Beitragsanpassungen – im Oktober folgten sechs weitere Kassen. Gründe sind sinkende Rücklagen und stark gestiegene Kosten im Gesundheitssystem, insbesondere in Krankenhäusern.

Und auch zum 1. November ging es erneut weiter mit den unterjährigen Beitragserhöhungen. Die BKK Pfalz hatte da ihren Beitragssatz laut Finanztest sogar auf 18,5 Prozent (entspricht einem Zusatzbeitrag von 3,9 Prozent) erhöht. Damit ist sie noch einmal deutlich teurer als die KKH Kaufmännische Krankenkasse, die mit ihrem Beitragssatz von 17,88 Prozent einige Monate lang die teuerste Kasse war.

 

Neue Rekordmarke liegt bei 4,4 Prozent Zusatzbeitrag



Zum neuen Jahr liegt der Zusatzbeitrags-Rekord noch einmal deutlich höher: Laut Berichten der „WAZ“ und der „Bild“ erhöht die Knappschaft Bahn See ihren individuellen Zusatzbeitrag von aktuell 2,7 Prozent auf 4,4 Prozent. Die Knappschaft, deren Wurzeln 750 Jahre zurückreichen – damals wurde sie von Bergleuten als Absicherung für ihre Familien gegründet – ist damit nicht nur die älteste Sozialversicherung, sondern vorerst auch die teuerste Krankenkasse in Deutschland.

Nach eigenen Angaben hatte die Knappschaft zuletzt über 1,4 Millionen Versicherte. Ihr Sitz ist in Bochum, doch die Krankenkasse ist für Mitglieder aus ganz Deutschland geöffnet. 

 

So kann man die Krankenkasse wechseln, wenn sie teurer wird



Im Fall einer Beitragserhöhung haben die Versicherten ein Sonderkündigungsrecht. Gekündigt werden muss dann bis zum Ende des Monats, für den die Kasse erstmals den erhöhten Beitrag verlangt. Es reicht dann, sich an die neue Krankenkasse zu wenden, diese übernimmt die Kündigung. Nur der Arbeitgeber sollte zeitnah informiert werden.

Eine Kündigung durch den Versicherten ist dafür seit dem 1. Januar 2021 nicht mehr erforderlich. Die neue Kasse darf laut Finanztest auch niemanden ablehnen, auch nicht aufgrund von Alter oder Krankheit. Ohne Sonderkündigungsrecht ist ein Kassenwechsel nach zwölf Monaten möglich.

 

Wechsel der Gesetzlichen Krankenversicherung spart schnell mehrere Hundert Euro



Weil viele Versicherungen dieses Jahr ihren Zusatzbeitrag angehoben haben, manche sogar zum zweiten Mal, können betroffene Versicherte aktuell besonders von einem Wechsel zu einer günstigen Krankenkasse profitieren. Wie sehr sich ein solcher Wechsel lohnt, hängt vom Einkommen ab und davon, wie viel günstiger die neue Kasse ist.

Nach Berechnungen des Geldratgebers Finanztip kann ein Angestellter mit einem Bruttogehalt von 3000 Euro im Monat und Steuerklasse I (keine Kinder, keine Kirchensteuer) mit einem Wechsel von der Krankenkasse KKH (3,28 % Zusatzbeitrag seit 01.08.2024) zu einer der günstigsten bundesweit geöffneten Krankenkassen (BKK firmus, 0,9 % Zusatzbeitrag) im Monat 25,70 Euro netto sparen. So viel bleiben von 35,70 Euro Beitragsersparnis nach Steuern übrig. Im Jahr macht das 308,40 Euro Ersparnis bei der Krankenversicherung.

Bei einem Bruttogehalt von 4.000 Euro steigt die Netto-Ersparnis auf 32,68 Euro monatlich oder 392,16 Euro jährlich. Und ein Angestellter mit 5.000 Euro Bruttogehalt spart durch diesen Wechsel 38,75 Euro pro Monat oder 465 Euro auf ein Jahr gerechnet.

Wie groß die individuelle Ersparnis beim Zusatzbeitrag ist, können Arbeitnehmer online mit einem Rechner von Finanztip prüfen. Der kostenfreie Verbraucherservice zeigt die Ersparnis bei einem Wechsel von der aktuellen Kasse zur günstigsten bundesweit tätigen Krankenkasse.

 

Welche Krankenkassen sind noch gut und günstig?



„Derzeit empfehlen wir die HKK, TK, Audi BKK, HEK, Energie-BKK und Big direkt gesund“, teilt eine Sprecherin von Finanztip kürzlich auf Nachfrage der Mediengruppe Bayern mit. Diese Kassen hätten in einer Preis-Leistungs-Bewertung am besten abgeschnitten, in die 33 Merkmale aus acht Bereichen eingeflossen sind: Service, Zähne, Vorsorge, Familie, alternative Heilmethoden, Bonus, Beitrag und Transparenz. Keine von ihnen hat zudem den Zusatzbeitrag im Sommer erhöht.

Wichtig dabei: Rund 95 Prozent der medizinischen Leistungen sind zwar bei allen Krankenkassen gleich, sie sind gesetzlich geregelt. Doch bestimmte Zusatzleistungen oder Bonusprogramme können sich unterm Strich für den Versicherten mehr auszahlen, als ein niedrigerer Beitrag.

Die aktuell noch teuerste Krankenkasse Deutschlands, die BKK Pfalz, wurde beispielsweise heuer vom Magazin „Eltern“ als „Beste Krankenkasse für Familien“ ausgezeichnet und wirbt mit starken Leistungen bei Kindergesundheit, Schwangerschaft oder auch unerfülltem Kinderwunsch.

 

Lohnt sich jetzt eine private Krankenversicherung?



Wer angesichts steigender Zusatzbeiträge mit einem Wechsel zu einer privaten Krankenversicherung (PKV) liebäugelt, sollte prüfen, ob er sich die steigenden Beiträge langfristig leisten kann. Ein PKV-Tarif mit umfassenden Leistungen kostet auch entsprechend viel. Finanztip empfiehlt in den meisten Fällen, sich lieber gesetzlich zu versichern und den Versicherungsschutz auf Wunsch durch Krankenzusatzversicherungen zu ergänzen.