Experte klärt auf
Besserer Boden und industrieller Vorteil: Diese ungeahnten Kräfte stecken im Raps

15.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:06 Uhr

Er fällt derzeit nicht nur durch seine intensive Farbe, sondern auch durch seinen Geruch auf: der Raps. Ein Experte erklärt, wofür die Pflanze gut ist. −Foto: Koschinski

Sie fallen jedem auf, aber kaum einer weiß eigentlich, für was sie gut sind: Die Rapsfelder erleben gerade ihre Blütezeit und strahlen in intensivem Gelb. Die Pflanze kann jedoch wesentlich mehr als nur gut aussehen, verrät Anton Huber vom Bayerischen Bauernverband (BBV).



Denn auch für die Böden und die Ernährung tut der Raps so Einiges, weiß Huber, Referent für Getreide, Ölsaaten und Digitalisierung beim BBV.

Bis zu 80 Honiggläser produzieren Bienen durch Raps



„Tatsächlich ist Raps eine der vielseitigsten und schönsten Kulturpflanzen überhaupt“, findet er. Der Raps präge nicht nur mit seinem leuchtenden Gelb das gesamte Landschaftsbild, sondern sei besonders im Frühjahr für Bienen die wichtigste Trachtpflanze. Damit sind Pflanzen gemeint, die von Bienen für die Erzeugung von Honig bevorzugt werden. „Bienen tragen pro Hektar Raps bis zu 40 Kilogramm des streichfähigen und sehr milden Rapshonigs ein. Das entspricht 80 Honiggläsern“, sagt Huber. Auch wenn sich der Raps überwiegend selbst bestäube oder der Wind diese Aufgabe übernehme, profitiere der Raps vom Besuch der Bienen, weil er durch sie einen höheren Ertrag bringe.

Raps ist ein „echter Bodenverbesserer“



Doch nicht nur für die Bienen und ihre Honigproduktion ist der Raps wichtig. Er ist außerdem ein „echter Bodenverbesserer“, wie der Experte weiß. „Als Blattfrucht schließt Raps nach der Aussaat sehr schnell die Reihen und beschattet fast ganzjährig, etwa elf Monate, den Boden. Gleichzeitig schützt er ihn dabei vor Erosion. Seine Wurzeln lockern und durchlüften den Boden bis in eine Tiefe von 1,80 Metern“, sagt Huber. Nach der Ernte verbleibe ein sehr großer Teil der Pflanze auf dem Acker, da nur die Samenkörner geerntet werden. Dort bilde der Raps dann Humus. „Ein Grund, warum der Raps bei den Landwirten so beliebt ist, ist seine gute ,Vorfruchtwirkung‘, das heißt, nach dem Raps ist der Boden in so gutem Zustand, dass die Folgefrucht, meistens Weizen, höhere Erträge bringt“, so Huber.

Das Produkt, das wohl die meisten Verbraucher mit Raps in Verbindung bringen, ist das Rapsöl. Die geernteten Rapskörner ergeben laut dem Experten „ein für die menschliche Ernährung perfekt zusammengesetztes Pflanzenöl“. Das liege daran, dass das heimische Rapsöl im Vergleich zu Oliven- oder Sonnenblumenöl mit sieben Prozent einen sehr niedrigen Gehalt an gesättigten Fettsäuren habe. „Dafür weist es aber einen sehr hohen Gehalt, ungefähr 62 Prozent, an einfach ungesättigten Fettsäuren auf“, erläutert der Experte.

Ist Rapsöl ein Schlüssel für den Klimaschutz im Verkehrssektor?



Was dem ein oder anderen eventuell weniger bekannt ist, ist der Fakt, dass Raps laut dem Referenten der Schlüssel schlechthin für den Klimaschutz im Verkehrssektor ist. „Als ,AgroSprit‘ derzeit gerne verunglimpft, sparen landwirtschaftliche Biokraftstoffe schon heute durchschnittlich 84 Prozent Treibhausgase im Vergleich zu fossilen Kraftstoffen ein. Im Jahr 2021 konnten so 11,1 Millionen Tonnen Treibhausgase im Verkehrssektor eingespart werden“, klärt Huber auf. Das verwendete heimische Rapsöl stamme dabei zu 100 Prozent aus zertifiziert nachhaltigem Anbau und seit heuer sei endlich auch in Deutschland Palmöl aus der Biokraftstoffherstellung verbannt.

Außerdem ersetzt Raps laut Anton Huber fossiles Öl in der Industrie und ist damit ein zunehmend wichtiger Rohstoff für die Herstellung von Textilien, Kunststoffen, Waschmitteln und Schmierstoffen. „Bei der Produktion von Biokraftstoffen fallen jährlich in Deutschland 300.000 Tonnen Glycerin an“, führt der Referent aus, „ein wichtiger Rohstoff in der Kosmetikindustrie oder für Zahnpasta.“