Sommerspiele in Tokio
«Unvermeidlich»: Japan sperrt ausländische Olympia-Fans aus

29.03.2021 | Stand 31.03.2021, 16:27 Uhr

Yoshikazu Tsuno/Pool Gamma/AP/dpa

Olympia in Tokio findet ohne ausländische Zuschauer statt. Das haben die japanischen Gastgeber beschlossen. Damit entgehen den Organisatoren Millionen bei den Ticket-Einnahmen, auch Japans Tourismus-Branche muss ihre Hoffnungen aufgeben.

Die Olympia-Macher von Tokio sperren wegen der Corona-Pandemie ausländische Fans und die Familien internationaler Athleten bei den Sommerspielen aus.

«Es ist sehr enttäuschend und bedauerlich, aber wir mussten diese Entscheidung treffen, sie war unvermeidlich», sagte Organisationschefin Seiko Hashimoto. Zuvor hatten die japanischen Gastgeber den Beschluss in einer Video-Schalte dem Internationalen Olympische Komitee und den Paralympics-Machern dargelegt. «Uns tut das sehr leid. Wir wissen, dass es ein großes Opfer für jeden ist», sagte IOC-Chef Thomas Bach.

Angesichts der weiter besorgniserregenden Corona-Lage in vielen Ländern und der Verbreitung neuer Virus-Varianten könne Japan bis zur geplanten Olympia-Eröffnung am 23. Juli die Einreise für Ausländer nicht garantieren, teilte das Organisationskomitee mit. Daher wolle man nun Klarheit schaffen. Die betroffenen Ticketkäufer sollen eine Kosten-Erstattung erhalten.

«Wir teilen die Enttäuschung aller enthusiastischen Olympia-Fans aus aller Welt und natürlich der Familien und Freunde der Athleten, die zu den Spielen kommen wollten», sagte IOC-Präsident Bach. Er äußerte aber Verständnis, die Entscheidung sei «nicht leichtfertig» getroffen worden. Man stehe weiter «Seite an Seite» mit den Japanern, die Sicherheit für die Teilnehmer und die japanische Bevölkerung habe bei den Spielen oberste Priorität.

Die Zahl der bislang an Ausländer verkauften Tickets bezifferten die Organisatoren auf rund 600.000 für Olympia und 30.000 für die Paralympics. Schätzungen waren zuvor von bis zu einer Million ins Ausland verkaufter Eintrittskarten ausgegangen.

Über die konkreten finanziellen Folgen des Verkaufsstopps und der zugesagten Rückerstattungen könne man noch keine Aussage treffen, sagte OK-Geschäftsführer Toshiro Muto. Kosten für bereits gebuchte Flüge und Hotels werden nicht von den Organisatoren übernommen.

Für das geplante Budget ist der Ausfall bei den Ticket-Einnahmen ein harter Schlag. Im Etat waren Einnahmen in Höhe von insgesamt 800 Millionen Dollar (rund 670 Millionen Euro) aus dem Ticketverkauf vorgesehen. Hinzu kommen erhebliche Folgen für das Tourismus-Gewerbe, das auf viel Geld von Olympia-Gästen und die Werbewirkung gehofft hatte.

Besonders bitter dürfte der Beschluss für die Angehörigen der Sportlerinnen und Sportler sein, die ebenfalls nicht in Japan dabei sein dürfen. Man wolle diesen aber dabei behilflich sein, in Kontakt zu bleiben, auch wenn sie nicht persönlich dabei sein könnten, beteuerte Hashimoto. Auch ausländische Gäste von Sponsoren dürfen nicht als Zuschauer in die Arenen. Über eine Zulassung japanischer Zuschauer soll im April entschieden werden. Im Inland sind bisher knapp 4,5 Millionen Tickets abgesetzt worden.

In Umfragen hatte sich zuletzt eine deutliche Mehrheit der Japaner für eine erneute Verlegung der bereits um ein Jahr verschobenen Sommerspiele oder sogar eine komplette Absage ausgesprochen. Die Olympia-Macher bemühen sich, mit strengen Maßnahmen im Kampf gegen die Corona-Pandemie Vertrauen für die Austragung von Olympia und Paralympics zu gewinnen. Organisationschefin Hashimoto hatte auf eine Entscheidung über ausländische Olympia-Fans noch vor Beginn des olympischen Fackellaufs am 25. März gedrängt.

Japan ist bislang vergleichsweise gut durch die Pandemie gekommen. Der für die Region Tokio seit Anfang Januar geltende Ausnahmezustand soll am Sonntag beendet werden. Die Zahl der Neuinfektionen ist in den vergangenen Wochen in Japan stark gefallen.