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Wegen Ukraine-Invasion: FIFA will Russland für Fußball-WM suspendieren

28.02.2022 | Stand 01.03.2022, 7:01 Uhr

−Symbolbild: dpa

Nach dem Internationalen Olympischen Komitee reagiert auch der Fußball-Weltverband FIFA auf die Ukraine-Invasion: Russland soll nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur von den FIFA-Wettbewerben suspendiert werden.



Für Russland und seinen Verbündeten Belarus ist auf der internationalen Sportbühne kein Platz mehr. Das Internationale Olympische Komitee, in der Vergangenheit oftmals für seine lasche Haltung gegenüber Wladimir Putins Sportmacht kritisiert, rang sich im Zuge der russischen Invasion in der Ukraine zu einer drastischen Empfehlung an alle Weltverbände und Ausrichter von Sportveranstaltungen durch. Russische und belarussische Sportler und Funktionäre sollen nach dem Willen des IOC nicht mehr an internationalen Wettbewerben teilnehmen dürfen. Dem folgt nun auch nach dpa-Informationen der Fußball-Weltverband FIFA, womit das Aus der russischen Mannschaft in der WM-Ausscheidung für Katar besiegelt ist.

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Wenige Tage vor dem Beginn der Paralympics in Peking steht Russland ebenfalls vor dem Komplett-Ausschluss. Das Internationale Paralympische Komitee wollte eigentlich am Mittwoch, also zwei Tage vor dem Beginn des Großevents in der chinesischen Hauptstadt, auf einer Sitzung eine Entscheidung treffen. Nach der IOC-Empfehlung dürfte das Urteil klar sein. Und auch für Spartak Moskau dürfte es kein Achtelfinale in der Fußball-Europa League gegen RB Leipzig mehr geben, auch wenn die Entscheidung der UEFA noch ausstand. Zweitligist FC Schalke 04 hatte zuvor am Montagmorgen schon Konsequenzen gezogen und sich von seinem russischen Hauptsponsor Gazprom getrennt, was den Club finanziell sehr weh tun dürfte.

Der Druck auf die internationalen Verbände war mit jedem Tag, an dem sich die kriegerischen Handlungen Russlands in seinem Nachbarstaat auf grausame Weise fortsetzten, immer größer geworden. Nun handelte das IOC, das außerdem Kremlchef Putin und weiteren russischen Spitzenpolitikern die ihnen in der Vergangenheit verliehenen olympischen Orden in Gold aberkannte.

Die Exekutive des IOC habe seine Entscheidungen „mit schwerem Herzen“ getroffen, hieß es in einer Mitteilung. Zwar wolle die olympische Bewegung über allen politischen Konflikten stehen, der Krieg in der Ukraine versetze sie nun aber in ein Dilemma. Viele ukrainische Athletinnen und Athleten könnten wegen des Angriffs auf ihr Land nicht mehr an Sportwettkämpfen teilnehmen, während dies Russen und Belarussen weiter möglich sei. Daher sei man zu der Entscheidung gekommen, einen Ausschluss von Sportlern aus Russland und Belarus zu fordern, um die Integrität und Sicherheit der Wettbewerbe zu wahren.

Paralympics ohne Russland

Damit dürften die am Freitag beginnenden Paralympics ohne Russland stattfinden, was Julius Beucher als Chef des Deutschen Behindertensportverbandes bereits gefordert hatte. „Ich kann und will mir nicht vorstellen, dass bei den Paralympics Russland, wenn auch nicht als Nation, sondern als russisches Paralympisches Komitee, bei der Eröffnungsfeier einmarschiert“, sagte Beucher der Zeitung „Die Welt“. Auch die Verbände von Schweden, Norwegen, Finnland, Dänemark, Island und der Färöer sprachen sich für einen Ausschluss von Russland und dessen Verbündeten Belarus aus.

Druck kam auch von Seiten der Sportler. In einem offenen Brief von ukrainischen und auch internationalen Sportlern sowie Vereinigungen waren IOC-Präsident Thomas Bach und IPC-Chef Andrew Parson aufgefordert worden, das Russische sowie das Belarussische Olympische und Paralympische Komitee zu suspendieren. „Russlands Einmarsch in die Ukraine, unterstützt von Belarus, ist ein klarer Verstoß gegen die Charta der Olympischen und Paralympischen Spiele - ein Verstoß, der mit strengen Sanktionen geahndet werden muss“, hieß es in dem Schreiben. Interessanterweise wurde bei den Unterstützern des Briefes auch die russische Fecht-Olympiasiegerin Sofia Velikaja aufgelistet. Sie ist zugleich Vorsitzende der russischen Athletenkommission.

Das IOC hatte sich nach Ausbruch des Krieges zunächst nicht zu harten Maßnahmen durchringen können. Die Sportverbände waren lediglich angewiesen worden, Veranstaltungen in Russland und Belarus zu verlegen oder abzusagen. Auch sollten weder Flaggen und Hymnen der beiden Länder gezeigt und gespielt werden. Eine Empfehlung, die auch die FIFA, die jahrelang die Nähe zum russischen Präsidenten Putin pflegte, noch am Sonntag übernahm. Nur einen Tag später mussten Gianni Infantino und Co. nachbessern.

Aussitzen ließ sich das Problem ohnehin nicht mehr.

Aussitzen ließ sich das Problem ohnehin nicht mehr. So hatten die Fußball-Verbände von Polen, Schweden und Tschechien bereits angekündigt, Ende März nicht zu WM-Qualifikationsspielen gegen Russland antreten zu wollen. Immer mehr internationale Fußball-Verbände schlossen sich dieser Entscheidung an und werden keine Länderspiele gegen Russland bestreiten. Die Schweiz schloss auch explizit das erste Spiel ihrer Frauen-Nationalelf bei der EM in England am 9. Juli mit ein.

Die UEFA wird mit Blick auf die Europa-League-Spiele von Spartak ebenfalls gezwungen, schnell für Klarheit zu sorgen. „Wir gehen davon aus, dass die Spiele abgesagt werden“, sagte Leipzigs Vorstandschef Oliver Mintzlaff auf dpa-Anfrage. Nach den entsprechenden UEFA-Regularien würde RB dann kampflos ins Viertelfinale einziehen. Die UEFA bestätigte eine bevorstehende Absage am Montag nicht. Eine Entscheidung durch das Exekutivkomitee sei noch nicht gefallen, hieß es auf dpa-Anfrage. Da ansonsten keine weiteren Teams aus Russland und Belarus mehr im Wettbewerb vertreten sind, halten sich die Auswirkungen in Grenzen.

Nicht nur der Fußball muss sich mit harten Sanktionen beschäftigen. Finnland will als Gastgeber der Eishockey-WM die beiden Teams Russland und Belarus nicht mehr in seiner Teilnehmerliste haben und dürfte bald vom Weltverband IIHF erhört werden. Im Gegensatz zum Fußball gehört Russland zum engsten Favoritenkreis, bei den Winterspielen hatte die Sbornaja im Finale knapp gegen Finnland verloren.

Auch die Logos der russischen Firmen verschwinden zunehmend aus dem Sport

Nicht nur die russischen Athleten werden auf der Bühne des Weltsports nicht mehr zu sehen sein, auch die Logos der russischen Firmen verschwinden zunehmend. Schalke beendet die Zusammenarbeit mit Geldgeber Gazprom und nimmt einen harten finanziellen Schnitt in Kauf. Der russische Staatskonzern ist seit 2007 der wichtigste Geldgeber des mit rund 200 Millionen Euro Verbindlichkeiten belasteten Traditionsclubs, der derzeit etwa neun Millionen Euro pro Saison von Gazprom Germania, einer deutschen Tochter des staatlichen russischen Energieunternehmens, erhält. Der Vertrag hat eine Laufzeit bis 2025.

Auch der Weltschachverband (Fide) beendet seine Sponsorenverträge mit regierungsnahen russischen Unternehmen wie Gazprom und Rosatom beendet. Roman Abramowitsch, Club-Boss von Champions-League-Sieger FC Chelsea, will die Kontrolle über den Verein an die Verwalter der wohltätigen Stiftung des FC Chelsea übergeben. Womöglich kommt dem russischen Milliardär aber noch eine wichtige Rolle zu. Sein Sprecher sagte der Nachrichtenagentur PA, Abramowitsch sei von ukrainischer Seite kontaktiert worden, um zu vermitteln und zu helfen, eine friedliche Lösung zwischen der Ukraine und Russland zu erzielen.

− dpa