Conference League
Union schick im Europacup - Auch Kruse hat Zeit für Kuopio

18.08.2021 | Stand 19.08.2021, 20:00 Uhr

Der 1. FC Union Berlin um Taiwo Awoniyi (l) und Max Kruse ist in der Conference League gefordert.- Foto: Andreas Gora/dpa

Conference League: Was für viele Fußball-Fans nach einem unnötigen Wettbewerb klingt, kann für den 1. FC Union Berlin einen besonderen Reiz entwickeln.

Die schnöde Werbetafel auf einer Spanplatte sah noch nicht nach großem Europacup-Fußball aus. Christopher Trimmel wollte sich die Vorfreude auf das erste internationale Pflichtspiel mit dem 1. FC Union Berlin aber nicht nehmen lassen.

«Natürlich ist es schon eine Ehre. Wir haben uns das verdient aufgrund der letzten Saison. Mut braucht es immer, egal in welchem Wettbewerb», sagte der Österreicher im Presseraum des Olympiastadions von Helsinki.

Auch Trainer Urs Fischer, beileibe kein Ausbund an Emotionalität, war vor dem Playoff-Hinspiel am Donnerstag (18.00 Uhr/Sport1) in der Conference League gegen Kuopio PS ein Hauch von Vorfreude anzumerken. «Natürlich ist es ein spezielles Spiel. Nach 20 Jahren international zu spielen, ist außergewöhnlich», sagte Fischer am Mittwochabend nach der Landung in Finnland.

Im feinen Zwirn auf Europa-Tournee

Fischer und Trimmel hatten ihr schickes Europa-Outfit nochmals gegen Trainingsanzüge getauscht. Beim Anprobetermin für die extra angefertigten Maßanzüge bei einem Herrenschneider war so manchem die Tragweite des eigenen Erfolges richtig klar geworden. In feinem Zwirn ging es für die Eisernen im Charterjet auf Europa-Tournee.

Noch ist der Gegner nur der finnische Pokalsieger. Doch in der letzten Qualifikationsrunde zum neuen Fußball-Europapokal spielen die Berliner als Lohn für ihre starke Bundesliga-Saison um die Chance auf Duelle gegen klangvolle Namen wie AS Rom, Tottenham Hotspur oder Feyenoord Rotterdam. «Die Vorfreude ist groß. Wir haben Bock auf den Wettbewerb», sagte Abwehrchef Robin Knoche.

Mit beschwingtem Schritt war Trimmel bei der Abfahrt Richtung Flughafen zum Teambus marschiert. «Da hinein?», fragte er, und schon war der Koffer verstaut. «Da hinein!», wird Max Kruse sagen, wenn es in Helsinki ums Tore schießen geht. Seine Donnerstags-Dates hat der Union-Star längst umorganisiert. «Ich bleibe zu Hause. Donnerstags kann ich eh nicht, da habe ich keine Zeit», hatte Kruse Trainer Fischer im Mai noch spaßeshalber zugerufen, nachdem er mit seinem Last-Minute-Siegtor am letzten Bundesliga-Spieltag gegen RB Leipzig (2:1) Platz sieben und das Europa-Ticket selbst gebucht hatte.

Gruppenphase, K.o.-Runde, Finale in Tirana

Auch Kruse hat sich mittlerweile informiert. So uninteressant wie von vielen behauptet ist der Wettbewerb nicht. Wie in Champions League und Europa League spielen in der Gruppenphase vom 16. September an 32 Teams in acht Gruppen. Mit Platz zwei ist man in der folgenden K.o.-Runde gegen einen Dritten aus der Europa League, als Gruppensieger automatisch im Achtelfinale. Das Finale findet am 25. Mai 2022 in der albanischen Hauptstadt Tirana statt.

So weit will Fischer noch nicht denken. Er findet sogar, Kuopio sei eine schwieriger Gegner. «Das eine oder andere kommt mir bekannt vor. Sie sind wie Union, eklig, kompakt gut organisiert. Die werden uns das Leben sicherlich schwer machen», sagte er. Und schließlich hätten die Finnen in FK Astana aus Kasachstan ein Team ausgeschaltet, das vor einigen Jahren mal Champions League spielte - so die Union-typische Logik, die nur ein Leben als Außenseiter kennt.

Die Union-Fans lassen sich in ihren Träumen nicht aufhalten. Trotz des Einlassverbots für Gästefans brachen mehrere hundert nach Helsinki auf. Wie vor 20 Jahren, als die letzte - ziemlich kurze - Europatournee in Finnland begann. Haka Valkeakoski wurde in der ersten Runde des UEFA-Pokals, an dem die Berliner als unterlegener DFB-Pokalfinalist teilnehmen durften, ausgeschaltet. In Runde zwei war gegen Litex Lowetsch in Bulgarien damals schon Schluss. Kruse und Co. wollen ihre schicken Anzüge aber möglichst lange tragen.