Neuer Coach der Werkself
Leverkusens DFB-Leihgabe Wolf: Klopp war «schockverliebt»

01.04.2021 | Stand 03.04.2021, 11:19 Uhr

Virginie Lefour/BELGA/dpa

Hannes Wolf soll Bayer Leverkusen zunächst als Übergangstrainer in den Europacup führen. Der neue Coach der Werkself ist erst 39, kann aber schon auf eine bewegte Trainer-Karriere zurückblicken.

Der 22. Januar 2009 hat das Leben von Hannes Wolf nachhaltig verändert. Und zwar in jeder Hinsicht.

«Das war schon ein besonderer Abend. Jürgen sagte damals: «Wir haben das Rundum-Sorglos-Paket für Hannes Wolf geschnürt»», erzählte der heutige Trainer von Bayer Leverkusen mal in einem «Bild»-Interview. Jürgen, das war Jürgen Klopp, den Wolf an jenem Abend beim Dortmunder Sportlerball kennenlernte. Außerdem traf der damals 27-Jährige die Handballerin Julia Kunze wieder, die heute seine Ehefrau und Mutter seiner beiden Töchter ist.

Das Zitat «ich habe mich damals schockverliebt» stammt aber nicht etwa von der heutigen Julia Wolf, sondern von Jürgen Klopp. Der begeisterte sich für den jungen Hannes Wolf, der an diesem Abend als Spielertrainer des ASC 09 Dortmund die Ehrungen als «Amateur-Trainer des Jahres» und «Mannschaft des Jahres» entgegennahm. Klopp, als Chefcoach von Borussia Dortmund Ehrengast, besorgte sich die Nummer, rief ihn zwei Wochen später an und engagierte ihn. Zunächst als Co-Trainer der 2. Mannschaft. Zwischen 2011 und 2016 war er dann Coach der B- und A-Jugend, mit denen er jeweils deutscher Meister wurde. Mit Klopp verbindet ihn bis heute ein «freundschaftliches Verhältnis». Alle Jugendtrainer in Dortmund seien «von ihm sozialisiert» worden.

In Dortmund hielten und halten sie große Stücke auf Wolf. Und als der gebürtige Bochumer im September 2016 mit 35 Jahren Trainer des in die 2. Liga abgestiegenen VfB Stuttgart wurde, wirkte das wie ein Testlauf für ein späteres Engagement als BVB-Chefcoach. Der VfB bekomme «einen tollen Trainer» sagte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke damals und deutete an: «Wir werden seinen Weg aufmerksam verfolgen.»

Zur Rückkehr nach Dortmund kam es bis heute nicht. Und Wolfs erst fünfjährige Laufbahn als Profi-Trainer ist geprägt von einigen Hochs und Tiefs. «Ich werde bald erst 40 und habe schon einiges erleben dürfen», sagte Wolf in der Vorwoche bei seiner Vorstellung in Leverkusen: «Ich bringe schon einen schönen Koffer an Erfahrung mit. An großartigen Dingen, aber auch an Momenten, die nicht so funktioniert haben. Die dazugehören und nach denen man wieder aufstehen muss.» Der Profi-Fußball habe ihm «große Freude gemacht. Nicht in jedem Moment, aber in den allermeisten.»

Den VfB führte er als Meister souverän in die Bundesliga, sieben Monate später musste er gehen. Den Hamburger SV übernahm er im Oktober 2018 auf Rang fünf der 2. Liga, wurde mit einer starken Serie Herbstmeister, verpasste aber den Aufstieg und wurde beurlaubt. Bei KRC Genk in Belgien endete seine Amtszeit nach zehn Monaten. Nun ist er Trainer der deutschen U18-Nationalmannschaft, mit der er wegen der Pandemie noch kein Spiel absolvieren konnte.

Leverkusen hat ihn zunächst für die letzten acht Saisonspiele vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) ausgeliehen. Er soll die Teilnahme am Europacup sichern. Ob es danach weitergeht, ist offen. «Ich habe gelernt, dass die Planungen über die eigene Zukunft im Fußball etwas schwierig sind», sagte Wolf. Und das Schicksal kann es ja nicht immer so gut meinen wie an jenem Tag im Januar 2009.