Formel-1-Saisonstart
Hamilton will mit Einjahresvertrag zum achten Titel

25.03.2021 | Stand 19.04.2021, 8:08 Uhr

Hasan Bratic/dpa

Der achte Titel soll es sein. Schafft es Lewis Hamilton, ist er alleiniger Rekordhalter. Eine andere Bestmarke von Michael Schumacher kann er schon in Bahrain brechen. Und das alles ohne Glücksbringer.

Der ungewöhnliche Einjahresvertrag soll Lewis Hamilton auf dem Weg zum alleinigen Rekordweltmeister nicht aufhalten - mit Titel Nummer acht könnte die Ära des 36 Jahre alten Briten aber beendet sein.

Ob der Superstar der Formel 1 nach dieser Saison weitermacht - es ist nicht geklärt. Dass er in diesem Jahr seinen bereits jetzt historischen Erfolg weiter aufpolieren kann, ist bei so vielen Rennen wie noch nie in einem Jahr hingegen klar.

Doch Hamilton ist längst auch politisch unterwegs. Vor dem ersten von zwei Rennen in Bahrain Ende vergangenen Jahres war er in drei Briefen aufgefordert worden, auf die Situation politischer Gefangener in dem Land aufmerksam zu machen. Er hatte damals angekündigt, sich damit auseinanderzusetzen.

Auf eine Nachfrage, was er seitdem unternommen habe, erklärte Hamilton am Donnerstag im Fahrerlager von Bahrain, dass er unter anderem Gespräche mit Menschenrechtsorganisationen geführt habe, um sich über die Situation in Bahrain zu informieren. «Wir können nicht ignorieren, was in manchen Ländern passiert», betonte Hamilton, und nach einer schönen Zeit einfach wieder abreisen. «Wir alle verdienen Menschenrechte.»

Er sprach nach eigenen Angaben auch mit Verantwortlichen in Bahrain, wollte aber keine Details nennen, um den weiteren Verlauf nicht zu gefährden. Den Kampf für mehr Gerechtigkeit, mehr Diversität und gegen Rassismus führt Hamilton schon seit einiger Zeit demonstrativ und neben seinem sportlichen Erfolgszug.

Sieben Titel, 95 Rennsiege, 98 Pole Positionen und noch mehr - schon beim Auftaktrennen an diesem Sonntag in der Wüste von Sakhir kann Hamilton eine weitere Bestmarke von Michael Schumacher brechen. 13 Runden fehlen dem Mercedes-Piloten nach Rechnung der Formel-1-Homepage noch auf die 5111 Führungsrunden von Michael Schumacher. Allein in der vergangenen Saison bei nur 17 Rennen führte Hamilton das Feld in 613 Runden an. Da dürfte 2021 mit 23 Grand Prix noch einiges dazu kommen. Dreistellige Werte bei den Siegen und Poles sind auch nicht mehr in weiter Ferne auf der diesjährigen Formel-1-Weltreise trotz Corona-Pandemie.

Und das alles ohne Rituale, ohne Glücksbringer. Was nicht immer so war. In einem Talk eines gemeinsamen Sponsors jüngst mit Football-Superstar Tom Brady und dem britischen Schauspieler und Moderator James Corden verriet Hamilton, dass er als Zehn- oder Elfjähriger von seinem Bruder eine Glückskastanie bekommen, aber verloren hatte. Dann habe es Glücksunterwäsche gegeben, die beim Waschen aber mal eingelaufen sei. Schließlich habe er mit 17, 18 immer eine gewisse Reihenfolge beim Anziehen gehabt.

Bei einem Rennen in Deutschland habe er kurz vorher bemerkt, dass der Helm nicht richtig aufgesetzt hatte. «Ein paar Sekunden später hatte ich einen Unfall und ich habe mir gesagt: das ist lächerlich, das passiert alles nur in meinem Kopf.» Fortan verbannte Hamilton jeglichen Aberglauben. Wenn man verlieren würde, weil man mal nicht zuerst das Hosenbein angezogen habe, sondern das andere, «dann sind wir geliefert», pflichtete Brady bei.

Hamiltons Erfolge sind Ergebnis eigener Entwicklung seit seinem Wechsel zur Saison 2013 von McLaren zu Mercedes als Nachfolger von Michael Schumacher im Zusammenspiel mit einem Team, das auch nach sieben WM-Titeln in Serie in der Fahrer- und in der Konstrukteurswertung nicht müde wird. Die Probleme bei den Testfahrten in der Wüste von Sakhir zwei Wochen vor dem Saisonstart haben die Mannschaft um Hamilton und Rennstall-Boss Toto Wolff nur noch mehr angestachelt.

Begleiten werden das Team aber auch die Spekulationen und die weitere sportliche Zukunft von Hamilton. Der Vertrag, der erst spät abgeschlossen wurde, gilt nur für diese Saison. Durch die Corona-Infektion Hamiltons gegen Ende der WM 2020 hatten sich die Verhandlungen verzögert. Auf eine Zusammenarbeit auch 2022, wenn neue Regeln das Feld durcheinanderwirbeln könnten und eine Ausgabenobergrenze gilt, konnten sich Hamilton und Mercedes noch nicht einigen.