Nach EM-Aus
Eine Ära ist zu Ende: Löws 17 DFB-Jahre im Telegramm

30.06.2021 | Stand 03.08.2021, 11:33 Uhr

Bundestrainer Joachim Löw verlässt nach seinem letzten Spiel als Bundestrainer den Platz in Wembley. Foto: Christian Charisius/dpa

Das Ende kam schneller als erhofft. Mit dem Aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im EM-Achtelfinale nach dem 0:2 im Klassiker gegen England im Wembley-Stadion ist auch Schluss für Bundestrainer Joachim Löw.

Auf sein letztes Vertragsjahr bis zur WM 2022 hatte der 61-Jährige selbst verzichtet und schon zuvor seinen Abschied mit EM-Abschluss bekanntgegeben.

Die Deutsche Presse-Agentur zeichnet die 17 Jahre von Löw beim DFB im Telegrammstil auf:

30. Juli 2004: Der neue Bundestrainer Jürgen Klinsmann holt sich seinen Wunschkandidaten Joachim Löw als Co-Trainer zum Nationalteam.

12. Juli 2006: Nach dem Rücktritt des «ausgebrannten» Klinsmann wird Löw zum Chef der Nationalelf befördert.

16. August 2006: Löws Bundestrainer-Premiere wird in Gelsenkirchen mit einem 3:0 im Testspiel gegen Schweden zum Fest.

6. September 2006: Der höchste Sieg in der Amtszeit von Löw: 13:0 gegen Fußball-Zwerg San Marino vor nur 5019 Zuschauern in Serravalle.

28. März 2007: Erste, unbedeutende Niederlage im 9. Spiel: 0:1 gegen Dänemark beim Debütantenball mit sechs DFB-Neulingen in Duisburg.

29. Juni 2008: Geplatzter Titeltraum. Spanien gewinnt durch ein Tor von Torres das EM-Finale in Wien mit 1:0.

10. Oktober 2009: Trotz Platzverweis für Debütant Jérôme Boateng gewinnt die DFB-Elf in Russland. Das WM-Ticket ist gelöst.

17. Dezember 2009: DFB-Chef Zwanziger verkündet einen Handschlag-Vertrag bis zur EM 2012. Davon ist selbst Löw überrascht.

4. Februar 2010: Öffentlicher Streit zwischen Löw und Bierhoff mit der DFB-Spitze. Fünf Tage später schließen alle einen WM-Frieden.

7. Juli 2010: Löw ist «traurig und enttäuscht». Wieder ein 0:1 gegen Spanien, im Halbfinale platzt der Traum vom 4. deutschen WM-Titel.

20. Juli 2010: Knapp zwei Wochen nach dem WM-Aus verlängert Löw seinen Vertrag doch.

15. März 2011: Still und heimlich einigen sich Löw und der DFB auf eine vorzeitige Vertragsverlängerung bis 2014.

26. Mai 2012: In der «zerrütteten» EM-Vorbereitung gibt es einen 3:5-Dämpfer gegen die Schweiz. Die bis dahin meisten Gegentore unter Löw.

28. Juni 2012: Der Schock von Warschau. Löw vercoacht sich, der EM-Traum ist mit einem 1:2 gegen Italien im Halbfinale beendet.

15. August 2012: Der heftig kritisierte Löw braucht eine lange Findungsphase. Vor dem 1:3 gegen Argentinien hält er eine Wutrede.

11. Oktober 2013: 3:0 gegen Irland. Das WM-Ticket für Brasilien ist gebucht. Löw sah sein Team in der Quali als «Maß aller Dinge».

18. Oktober 2013: Löw und sein Stab verlängern bis zur EM 2016.

13. Juli 2014: Die Krönung: 1:0 nach Verlängerung gegen Argentinien, Deutschland ist zum vierten Mal Weltmeister. Löw ist auf dem Gipfel.

11. Oktober 2015: Nach einer holprigen Quali-Runde wird mit einem 2:1 gegen Georgien das EM-Ticket für die Endrunde in Frankreich gelöst.

7. Juli 2016: Der Traum vom EM-Titel platzt. Gastgeber Frankreich ist beim 0:2 im Halbfinale nicht besser, aber viel effizienter.

5. Oktober 2017: Mit dem 3:1 gegen Nordirland wird das Ticket für Russland gelöst. Es ist eine perfekte Qualifikations-Runde.

27. März 2018: Das 0:1 gegen Brasilien ist die erste Niederlage nach zuvor 22 ungeschlagenen Partien.

15. Mai 2018: Löw bekommt kurz vor der WM einen neuen Vertrag bis zum Turnier 2022 in Katar.

27. Juni 2018: Die historische Blamage ist perfekt. Das 0:2 gegen Südkorea besiegelt das erste deutsche Aus in einer WM-Gruppenphase.

28. Juni 2018: Löw braucht Bedenkzeit. Erst nach eingehender Analyse will er entscheiden. «Tiefgreifende Maßnahmen» müssen her.

29. Juni 2018: Alle Präsidiumsmitglieder sprechen sich auf einer Telefonkonferenz dafür aus, dass Löw seinen Vertrag erfüllen soll.

3. Juli 2018: Joachim Löw hat entschieden: Er will weitermachen und «mit ganzem Einsatz den Neuaufbau gestalten».

6. September 2018: Das erste Spiel in der Nations League endet 0:0 gegen Frankreich. Später folgt scheinbar der Abstieg aus der A-Liga.

5. März 2019: Löw sortiert die Rio-Weltmeister Thomas Müller, Mats Hummels und Jérôme Boateng aus. Das wird danach zum Dauerthema.

24. September 2019: Die UEFA reformiert die Nations League leicht, dem DFB bleibt durch die Aufstockung der A-Liga der Abstieg erspart.

16. November 2019: Die Nationalmannschaft sichert sich durch ein 4:0 gegen Weißrussland als Gruppenerster vorzeitig das EM-Ticket.

30. November 2019: Für die EM werden Frankreich und Portugal als Gruppengegner zugelost. Ungarn kommt über die Playoffs hinzu.

17. März 2020: Die EM wird wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr verschoben. Auch weitere Länderspiele werden abgesagt.

3. September 2020: Im ersten Spiel nach der Corona-Zwangspause spielt die DFB-Auswahl in der Nations League gegen Spanien 1:1.

17. November 2020: Deutschland geht in Spanien unter. Nach dem 0:6 hagelt es Kritik, die Rufe nach dem Rücktritt von Löw werden lauter.

30. November 2020: Nach zähen Tagen des Wartens teilt der DFB mit, mit Löw ins EM-Jahr 2021 zu gehen.

7. Dezember 2020: Löw erklärt sich zur Spanien-Pleite und zur Zukunft. Er habe nach dem Spiel nicht an einen Rücktritt gedacht.

8. März 2021: Löw erklärt in einer DFB-Pressemitteilung seinen Rücktritt nach der EM 2021.

31. März 2021: Nach zwei Siegen zum WM-Quali-Start blamiert sich das DFB-Team mit 1:2 gegen Nordmazedonien. Zweifel an Löw werden größer.

19. Mai 2021: Rolle rückwärts: Löw holt Hummels und Müller für die EM zurück. Reus sagt selbst ab, Talent Musiala ist dabei.

23. Juni 2021: Gegen Ungarn zittert sich Deutschland (2:2) ins EM-Achtelfinale. Leon Goretzka rettet Löw ein paar Tage im Amt.

29. Juni 2021: In Wembley ist Schluss. Deutschland verliert gegen England in Löws 198. und letzten Länderspiel als Bundestrainer.