EM-Halbfinaleinzug
Dänen in Gedanken bei Eriksen: «Sehr stolz»

04.07.2021 | Stand 04.07.2021, 7:27 Uhr

Ozan Kose/Pool AFP/dpa

Erstmals seit ihrem Überraschungstriumph 1992 stehen die Dänen im Halbfinale der Fußball-EM. Ihr sehnsüchtig vermisster Teamkollege soll in Wembley eine wichtige emotionale Rolle spielen.

Yussuf Poulsen nahm noch ein letztes Mal Anlauf. Komplett allein auf dem Rasen rannte der Stürmer von RB Leipzig mit nacktem Oberkörper zu den glückseligen Fans, warf seine Hände in den Nachthimmel von Baku und ließ sich feiern.

Den ersten Halbfinaleinzug seit dem großen Überraschungstriumph 1992 versuchten die neuen dänischen EM-Helden nach dem 2:1 (2:0) gegen Tschechien so lange es geht auszukosten - und widmeten den Erfolg anschließend ihrem sehnsüchtig vermissten Teamkollegen.

«Christian hat letzte Nacht geschrieben, dass er sehr stolz auf uns ist», sagte Borussia Dortmunds Thomas Delaney gestern am späten Abend über Christian Eriksen. «Er war der beste Spieler über viele Jahre, wir tragen ihn in unserem Herzen, er sollte hier bei uns sein. Wir kämpfen immer noch damit. Aber ihn stolz zu machen, macht mich glücklich.»

Seit dem bangen Zittern um ihren Anführer nach dessen Zusammenbruch im ersten EM-Gruppenspiel gegen Finnland wird das dänische Team von einer Woge der Zuneigung emotional durch dieses Turnier getragen. Nach zwei Niederlagen zum Auftakt hatte es zuvor noch nie ein EM-Teilnehmer bis ins Halbfinale geschafft.

Trainer Kasper Hjulmand sprach nach dem hart erkämpften Erfolg in der schwülen Abendhitze von Baku davon, dass unter anderem die Unterstützung der Fans seiner Mannschaft die notwendige Energie für den Sprung unter die besten Vier des Kontinents verschafft habe. Die 2:0-Halbzeitführung durch Delaney (5. Minute) und Kasper Dolberg Treffer (42.) verteidigten die Dänen auch nach dem fünften Turniertreffer von Bayer Leverkusens Patrik Schick (49.) angetrieben von mehr als 1000 mitgereisten Anhänger leidenschaftlich.

Und auch beim Halbfinale gegen England am Mittwoch (21.00 Uhr) in London werde Eriksen eine wichtige Rolle spielen, sagte Hjulmand - auch wenn der Taktgeber nicht auf dem Feld und bei der Mannschaft sein kann. «Ich denke jeden Tag an Christian, vor dem Spiel und nach dem Spiel», sagte der frühere Mainzer. «Wir sind froh, dass er überlebt hat. Er ist immer noch ein großer Teil unseres Teams und ein wichtiger Teil unseres Wegs nach Wembley.»

Dabei sieht Hjulmand die Geschehnisse um Eriksen als Symbol weit über sein Team hinaus und setzte zu einem Monolog der großen Worte an. «In dieser Sekunde und den Tagen danach hat die ganze Welt des Fußballs verstanden, dass sich darin die fundamentalen Werte im Leben und im Fußball gezeigt haben», sagte der 49-Jährige. «Es gibt so viele Agendas im Fußball, aber in diesen Momenten haben wir uns alle daran erinnert, warum wir begonnen haben, Fußball zu spielen und auf welchen Werten der Fußball basiert.»