Generalversammlung
Bach vor Wiederwahl: IOC-Präsident ohne Gegenkandidat

10.03.2021 | Stand 10.03.2021, 9:26 Uhr

Jean-Christophe Bott/KEYSTONE/dpa

Die erneute Kür von Thomas Bach zum IOC-Präsidenten ist Kernpunkt am ersten Tag der Generalversammlung des Internationalen Olympischen Komitees. Der Deutsche hat keinen Gegenkandidaten.

Für die Wiederwahl von Thomas Bach als IOC-Präsident hatte das Internationale Olympische Komitee eigentlich eine große Krönungsmesse in Athen geplant.

Doch Corona machte alle Pläne für eine pompöse Session nahe der Wiege von Olympia zunichte. So wird die dreitägige Generalversammlung der IOC-Mitglieder am heutigen Mittwoch (12.00 Uhr) an als schmucklose Video-Schalte über die Bühne gehen. Auch der zentrale Wahlakt birgt wenig Spannung: Bach hat keinen Gegenkandidaten.

Seit 2013 hat der 67 Jahre alte Tauberbischofsheimer das höchste Amt im Weltsport inne. Damals war der einstige Weltklasse-Fechter als erster Deutscher zum IOC-Präsidenten gewählt worden. Laut Satzung kann Bach nur noch vier weitere Jahre amtieren, dann muss er abtreten.

Als er im vergangenen Herbst seine erneute Kandidatur verkündete, überboten sich die per Video zugeschalteten IOC-Mitglieder in Lobeshymnen und Ergebenheitsadressen für Bach. «Wir waren alle erleichtert, dass Bach bereit war für eine zweite und letzte Amtszeit», schrieb das dienstälteste IOC-Mitglied, Richard Pound, jetzt vor der 137. Session beim Branchendienst «insidethegames». Wenn Bach 2025 seinen Platz für einen Nachfolger räume, werde er «eine bessere Organisation hinterlassen als die, die er geerbt hat», urteilte der 78 Jahre alte Kanadier.

Doch Bachs Wirken wird auch von heftiger Kritik begleitet. Das IOC handelt unter seiner Führung stärker denn je wie ein Großkonzern, die olympische Welt wird seit Jahren vom umstrittenen Umgang mit Russlands staatlich organisiertem Dopingsystem überschattet. Der Gigantismus von Wladimir Putins Winterspielen in Sotschi 2014, die teils chaotischen Rio-Spiele 2016, der vom Streit um Russland umtoste Auftritt in Pyeongchang 2018 - und nun die um ein Jahr verlegten Not-Spiele in Tokio: Das Hochamt Olympia war für den Präsidenten Bach nie sorgenfrei.

Das dürfte sich auch bei der Reise nach Peking 2022 nicht ändern. Immer lauter wird die Debatte um Menschenrechtsverletzungen in China und die Unterdrückung der muslimischen Minderheit der Uiguren.

Zuletzt musste sich Bach auch wieder scharfe Attacken aus seiner Heimat anhören. Die frühe Entscheidung zugunsten des Bewerbers Brisbane für die Sommerspiele 2032 machte die zart keimenden Hoffnungen an Rhein und Ruhr zunichte. Das neue Vergabe-Verfahren für Olympische Spiele wirkt vorerst noch undurchsichtiger als der frühere öffentliche Wettstreit mehrerer Städte.

Bach indes möchte als Reformer in Erinnerung bleiben. Unmittelbar vor seiner Wahl steht die von ihm initiierte Agenda 2020 auf dem Programm, mit der das IOC und die Olympischen Spiele fit für die Zukunft gemacht werden sollten. Mit der Agenda 2020+5 will Bach das Reformwerk fortsetzen.