Militärputsch
Rund 600 Studenten in Myanmar freigelassen

25.03.2021 | Stand 25.03.2021, 9:28 Uhr

Uncredited/AP/dpa

Jüngsten Schätzungen zufolge sind in Myanmar seit dem Umsturz mehr als 2800 Menschen festgenommen worden. 600 von ihnen sind nun frei. Sie hatten sich an den Protesten gegen den Militärputsch beteiligt.

Die Militärjunta in Myanmar hat am Mittwoch mehr als 600 festgenommene Demonstranten freigelassen. Das teilte das staatliche Fernsehen mit.

Es handele sich überwiegend um Studenten, die zuvor in Polizeistationen und Gefängnissen festgehalten worden seien, berichteten die Nachrichtenportale «Myanmar Now» und «Eleven Myanmar». Ein Grund für den Schritt wurde zunächst nicht bekannt. Derweil wurden am Mittwoch die täglichen Massenproteste ausgesetzt. Stattdessen versank das Land in Stille - die meisten Menschen blieben zu Hause, die Straßen waren wie leergefegt.

Die freigelassenen Studenten hatten sich an den Protesten gegen den Militärputsch von Anfang Februar beteiligt. Auf Fotos war zu sehen, wie sie in Bussen saßen und von Menschen am Straßenrand gefeiert wurden. Auch ein im vergangenen Monat inhaftierter Journalist der amerikanischen Nachrichtenagentur AP ist wieder frei. Thein Zaw habe seine Arbeitgeber nach einer zweiten Gerichtsanhörung per Telefon über seine Freilassung informiert, teilte AP mit.

Jüngsten Schätzungen der Gefangenenhilfsorganisation AAPP zufolge sind seit dem Umsturz mindestens 275 Menschen getötet worden, mehr als 2800 wurden zumindest vorübergehend festgenommen. Seit Wochen reagieren Polizei und Militär mit massiver Gewalt auf jeden Widerstand.

Der UN-Menschenrechtsrat in Genf forderte in einer Resolution am Mittwoch, dass alle, die in Myanmar Menschenrechtsverletzungen begangen haben, zur Rechenschaft gezogen werden. Der Menschenrechtsrat sammele bereits Beweismittel und Zeugenaussagen, sagte Nicholas Koumjian, der schon 2018 damit betraut worden war, Material für Gerichtsverfahren im Zusammenhang mit früheren Vorwürfen zu sammeln. «Seit die Armee im Februar die Macht ergriffen hat, haben wir Beweismittel gesammelt, um zu analysieren, ob Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen worden sind», teilte er mit.

Am Dienstag seien allein in Mandalay im Norden des Landes mindestens fünf Menschen erschossen worden, darunter ein sieben Jahre altes Mädchen, das auf dem Schoß seines Vaters gesessen habe, sagte ein Anwohner der Deutschen Presse-Agentur. Soldaten seien in das Haus der Familie im Stadtteil Chanmyathazi eingedrungen. Dort hätten sie auf den Vater gezielt, aber das Kind am Bauch getroffen, schrieb «Myanmar Now».

Die UN zeigten sich in New York «zutiefst besorgt über die anhaltende Gewalt gegen Kinder» und forderten, das Leben junger Menschen zu schützen. Nach Schätzungen des Kinderhilfswerks Unicef sollen seit dem Putsch mindestens 23 Kinder getötet und elf weitere schwer verletzt worden sein.

Am Mittwoch reagierten zahlreiche Menschen im früheren Birma mit einem «Silent Strike» (stiller Streik) auf die Gewalt und auf Versuche der Junta, die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Die meisten Geschäfte blieben geschlossen, auch die Straßen waren selbst in der größten Stadt Yangon (früher: Rangun) weitgehend leer. «Das ist ein anderer Weg, um das Militär zu bekämpfen», sagte Lin Aung aus dem Stadtteil Tamwe der Deutschen Presse-Agentur. «Ich besitze eine Autowerkstatt, aber heute bleibt sie zu.»