Größte Gesundheitsreform seit 20 Jahren
Lauterbach rechnet mit Aus für Hunderte Krankenhäuser und Dutzende Krankenkassen

20.10.2024 | Stand 20.10.2024, 20:16 Uhr |

Laut Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ist die umstrittene Krankenhausreform die größte Gesundheitsreform seit 20 Jahren. Im Interview mit der „Bild am Sonntag“ rechnet er damit, dass Hunderte Krankenhäuser sterben werden. Zudem fände er eine Reduzierung der aktuell 95 Gesetzlichen Krankenkassen um ein paar Dutzend sinnvoll. − Foto: dpa

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) rechnet nach der Verabschiedung der umstrittenen Krankenhausreform mit der Schließung von Hunderten Krankenhäusern. Er befürwortet außerdem eine Reduzierung der Zahl der Gesetzlichen Krankenkassen.

  

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„Ein paar Hundert Häuser werden sterben. Viele davon in westdeutschen Großstädten“, sagte Lauterbach der „Bild am Sonntag“ (BamS). „Für diese Krankenhäuser haben wir nicht den medizinischen Bedarf“, erklärte er. Schon jetzt stehe jedes dritte Bett leer, außerdem gebe es zu wenig Personal.

„Es ist auch ein Gewinn der Qualität, wenn wir wie in anderen Ländern auch die Versorgung mit komplizierteren Eingriffen zentralisieren“, betonte der Gesundheitsminister.

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Reduzierung der aktuell bundesweit 95 Gesetzlichen Krankenkassen „sinnvoll“



Auch eine Reduzierung der Anzahl der Krankenkassen ist Lauterbach zufolge sinnvoll. „Wir können uns ein paar Dutzend Krankenkassen weniger gut vorstellen. Es muss aber über die Qualität kommen und daher machen wir jetzt per Gesetz die Qualität der Krankenkassen vergleichbar. Das gefällt übrigens auch nicht jedem Krankenkassen-Manager“, führte der Minister aus.

Aktuell gibt es bundesweit 95 Gesetzliche Krankenkassen. Manche davon steht offenbar wirtschaftlich nicht ganz gesund da. Normalerweise passen die Kassen immer nur zum Jahreswechsel ihre Beiträge an. Im Laufenden Jahr mussten zunächst 22 Kassen den Zusatzbeitrag teils deutlich erhöhen. Im Oktober folgten sechs weitere Krankenkassen mit Beitragserhöhungen.

2025 rechnerisch notwendige Beitragssatzerhöhung bei Krankenkassen



Experten des Schätzerkreises haben unterdessen für 2025 eine rechnerisch nötige Beitragssatzerhöhung beschlossen. Was das bedeutet und wer dann wie viel weniger Netto vom Brutto hat, hat die Mediengruppe Bayern anhand von Rechenbeispielen ermittelt.

Bei 3000 Euro brutto zahlt ein Pflichtversicherter beispielsweise aktuell für seine Krankenkasse im Schnitt monatlich 491,40 Euro Krankenkassenbeitrag. Die Hälfte davon übernimmt der Arbeitgeber. Die Zusatzbeitragssteigerung würde hier insgesamt 21,60 Euro ausmachen – netto bleiben also 10,80 Euro weniger pro Monat, das macht 129,60 Euro pro Jahr.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach erwartet nach der prognostizierten Erhöhung der Krankenkassenbeiträge im kommenden Jahr keine weiteren Steigerungen. Er glaube nicht, dass für 2026 noch mal die Krankenkassenbeiträge erhöht werden müssten, sagte der SPD-Politiker der „Bild am Sonntag“.

Kernstück der Krankenhausreform ist stärkere medizinische Spezialisierung



Der Bundestag hatte am Donnerstag die heftig umstrittene Krankenhausreform mit der Mehrheit der Ampel-Koalition beschlossen. Kernstück der Reform ist eine stärkere medizinische Spezialisierung. Vor allem die kleineren Krankenhäuser sollen künftig weniger Leistungen anbieten und sich auf jene Eingriffe beschränken, die sie gut beherrschen.

Patientinnen und Patienten werden künftig also bisweilen längere Wege bis zum nächsten zuständigen Krankenhaus in Kauf nehmen müssen - sollen dafür aber eine bessere Behandlung bekommen. Lauterbach (SPD) spricht von der größten Gesundheitsreform seit 20 Jahren.

− afp/dpa/mgb