Keine nötige Mehrheit
Bundesrat lässt Verbot von Wildtieren im Zirkus scheitern

25.06.2021 | Stand 26.06.2021, 9:34 Uhr

Ursula Düren/dpa/Archiv

Tierschützer kritisieren seit Jahren die Lebensbedingungen wilder Zirkustiere mit vielen Transporten von Stadt zu Stadt. Strengere Vorgaben kommen jetzt aber nicht zustande - das sorgt für Ärger.

Ein seit langem diskutiertes Verbot von Elefanten, Nashörnern und anderen Wildtieren in reisenden Zirkussen ist vorerst gescheitert.

Eine Verordnung von Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) bekam im Bundesrat nicht die nötige Mehrheit. Die Pläne sahen vor, dass daneben auch Giraffen, Flusspferde, Primaten und Großbären nicht mehr neu angeschafft werden dürfen. Festgelegt werden sollten außerdem erstmals Anforderungen an die Haltung aller Zirkustiere, etwa zur fachkundigen Versorgung und Unterbringung. Klöckner kritisierte, der Bundesrat habe eine große Chance vertan. Tierschützer begrüßten das Aus und forderten umfassendere Verbote.

Die Ministerin betonte: «Wildtiere haben nichts in der Manege verloren.» Die Blockade des Bundesrats sei deshalb «ein Vergehen am Tierschutz». Die Verordnung wäre ein Meilenstein dafür gewesen. «Gefordert wurde dieser Schritt über Jahre, auch vom Bundesrat - nun hat er es aus purer Parteipolitik platzen lassen.» Mehr Tierschutz erreiche man nicht, wenn man ihn in Anträge oder Reden schreibe, sondern wenn man handele und zustimme.

Vorstöße aus Ausschüssen der Länderkammer, auch das Zurschaustellen von Großkatzen wie Löwen und Tigern sowie von Robben und Reptilien in das Verbot einzubeziehen, fanden ebenfalls keine Mehrheit. Hierfür hatten sich mehrere Länderminister der Grünen stark gemacht. Die Bundesregierung verwies auf unzureichende Rechtssicherheit dafür.

Der Deutsche Tierschutzbund erklärte, die Absage der Länder an den «völlig vermurksten Verordnungsentwurf» sei richtig gewesen. Auch Tiger und Löwen litten unter den ständigen Transportbedingungen, unzureichenden Gehegen und der Dressur im Zirkus. Nötig sei daher ein Verbot für alle Wildtierarten - etwa auch von Zebras, Kängurus oder Straußen. Zudem hätten aktuell in den Zirkussen lebende Tiere nun dort bleiben und auch zukünftig zur Schau gestellt werden dürfen.

Die Organisation Vier Pfoten erklärte, auch wenn es jetzt noch länger dauern werde, sei die Ablehnung aus Tierschutzsicht völlig richtig. Klöckners Pläne seien «ein zahnloser Tiger» gewesen, es sei gut, dass die Haltung von Wildtieren in Zirkussen dadurch nicht legitimiert worden sei. Auf die Verbotsliste gehörten etwa auch Delfine, Greifvögel, Flamingos, Pinguine und viele weitere Arten.