Hochwasser
Noch 175 Menschen im Katastrophengebiet vermisst

20.07.2021 | Stand 20.07.2021, 16:37 Uhr

Weitgehend zerstört und überflutet ist das Dorf Schuld im Kreis Ahrweiler. Foto: Boris Roessler/dpa

Sechs Tage nach dem Hochwasser in NRW und Rheinland-Pfalz gelten noch immer 175 Menschen als vermisst. Die Behörden schließen nicht aus, dass die Opferzahl noch steigen könnte.

Sechs Tage nach dem verheerenden Unwetter Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen werden noch immer hunderte Menschen vermisst. Allein in Rheinland-Pfalz beläuft sich die Zahl auf 170 Personen. Das sagte ein Sprecher der Polizei in Koblenz. Im Rhein-Erft-Kreis in NRW gelten noch fünf Menschen als vermisst. Bei ihnen sei der Aufenthaltsort derzeit noch ungewiss, sagte Landrat Frank Rock auf einer Pressekonferenz des Kreises. Demnach habe die örtliche Personenauskunftsstelle schon viele Vermisstenfälle klären können. «Viele, viele Leute haben sich bei ihren Verwandten gemeldet und sind wohlauf», teilte die Polizei mit.

In Nordrhein-Westfalen kamen durch das Hochwasser 47 Menschen ums Leben. Im schwer getroffenen Kreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz wurden 117 Menschen tot geborgen. In beiden Bundesländern wurde nicht ausgeschlossen, dass noch weitere Opfer gefunden werden.

Von den Folgen des verheerenden Hochwassers im Kreis Ahrweiler sind rund 40.000 Menschen betroffen. Es sei eine «ungeheure große Zahl von Menschen» auf einer «ungeheuren Fläche», sagte der Leiter des Krisenstabes des Landes und Präsident der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD), Thomas Linnertz, in Bad Neuenahr-Ahrweiler. «So etwas haben wir noch nie erlebt. Das ist eine große Herausforderung.»

Die Lage sei immer noch sehr angespannt: «Weil so viel Infrastruktur zur Versorgung der Bevölkerung zerstört ist», sagte Linnertz - und fügte hinzu: «Grundlegende Dinge wie Strom, Wasser, Abwasser.» Zurzeit konzentriere sich das Land Rheinland-Pfalz, das am Wochenende die Leitung für den Katastropheneinsatz im Kreis Ahrweiler übernommen hat, auf die Versorgung der Menschen und Hilfeleistungen.

Wichtiges Thema sei auch die «Entsorgungsproblematik», sagte er. «Da sind ungeheure Mengen an Schutt und Sperrmüll, die anfallen und die sich jetzt in den Dörfern türmen. Das muss raustransportiert werden.» Insgesamt sei die Dauer des Einsatzes nicht abschätzbar. Die Schadenslage sei «sehr weitreichend».

Im Ahrtal seien derzeit rund 2500 Kräfte im Hilfseinsatz, darunter 800 Soldaten der Bundeswehr, 200 Helfer des Technischen Hilfswerks und rund 800 Feuerwehrleute. Für die psychosoziale Notbetreuung seien um die 300 Menschen im Einsatz, sagte Linnertz.