Zahlreiche Notrufe
Heftige Unwetter in Bayern und Hessen

28.06.2021 | Stand 30.06.2021, 5:58 Uhr

Angelika Warmuth/dpa

Starkregen, Gewitter und Stürme, dicke Hagelkörner: Das droht einigen Regionen in Südbayern in der Nacht zum Mittwoch. Am Vorabend gab das Wetter bereits einen Vorgeschmack - mit Folgen für den Bahnverkehr.

Heftige Unwetter sind am Dienstag erneut über Bayern gezogen und haben auch den Bahnverkehr stark beeinträchtigt. Die Unterbrechungen im Fernverkehr sollen nach Bahnangaben voraussichtlich noch weiter anhalten.

Betroffen von Sperrungen sind auch zahlreiche Regionalbahnstrecken. Regenmassen setzten am Abend die Altstadt in Landshut unter Wasser. Zum Anpfiff des EM-Fußballspiels Deutschland gegen England zogen Starkregen, Blitz und Donner über die Stadt, wie ein Polizeisprecher sagte. Es gab Sturzbäche, verschlammte Straßen, weggeschwemmte Autos, ausgespülte Gullydeckel, umgestürzte Bäume, vollgelaufene Keller, beschädigte Stromkästen und Öltanks, wie der Lagedienst der integrierten Leitstelle Landshut, Mirko Olzem, sagte. Verletzt wurde nach ersten Erkenntnissen niemand. «Das war ein Unwetter, wie es nur alle fünf bis zehn Jahre vorkommt», ergänzte er.

Große Wassermassen seien innerhalb kürzester Zeit über Landshut niedergegangen. Zwischen 17.30 Uhr und 20.45 sind Feuerwehr und Rettungsdienst nach Angaben der Leitstelle zu knapp 650 Einsätzen ausgerückt. Das sei deutlich über dem Durchschnitt gewesen. Bei der Polizei kamen etwa 20 Einsätze hinzu. Die Aufräumarbeiten dauerten am Abend an. Viele werden das Ausmaß der Schäden erst am Morgen erkennen, wie Olzem sagte. Im Jahr 2016 habe es ein ähnliches Unwetter in der Ortschaft Essenbach in der Nähe von Landshut gegeben.

Ein Sprecher der Polizei in Rosenheim berichtete von auf Straßen und Autos gestürzten Bäumen und vollgelaufenen Kellern. Die Feuerwehr in München verzeichnete nach eigenen Angaben bis zum Abend rund 75 Einsätze. Es seien Keller und Unterführungen vollgelaufen. Starker Wind habe Äste abgebrochen, der Verkehr sei behindert worden.

Unwetter mit teils heftigen Regenfällen setzten auch Teile von Hessen unter Wasser. Bis zum Abend gingen allein bei der Feuerwehr in Darmstadt rund 80 Notrufe ein, weil Wasser in Keller oder Souterrainwohnungen gelaufen war. Durch den Wasserdruck seien an mehreren Stellen Kanaldeckel nach oben gedrückt worden, sagte ein Sprecher der Feuerwehr.

Im Keller der Justizvollzugsanstalt Darmstadt-Eberstadt seien große Flächen überflutet worden, der Keller eines Studentenwohnheims stehe einen Meter unter Wasser. Rund 150 Kräfte der Feuerwehr waren dem Sprecher zufolge im Einsatz.

Ach im Nordosten der Pfalz ging ein Unwetter mit Starkregen nieder. Unter anderem in Laumersheim nahe Grünstadt seien zahlreiche Notrufe wegen voll gelaufener Keller eingegangen, teilte die Polizei mit. Im benachbarten Obersülzen hätten die Zufahrtsstraßen zeitweise gesperrt werden müssen, da die Ortschaft zum Teil überflutet wurde und das Wasser aus der Kanalisation herausgesprudelt sei.

In Lindau am Bodensee wurde die Anlage einer Gartenschau beschädigt, wie die Veranstalter mitteilten. Es knickten Äste von Bäumen ab, stürzten Bauzäune um und gingen Türen von Gewächshäusern zu Bruch. Die Schau sollte am Mittwoch wie geplant öffnen können.

Im Bahnverkehr waren Verbindungen zwischen Stuttgart und München, Stuttgart und Nürnberg, zwischen Erfurt, Nürnberg und München, zwischen Fulda und München sowie zwischen Frankfurt (Main) und Passau betroffen. Sie seien vorübergehend eingestellt worden. Die Nachtzüge der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) von und nach Amsterdam, Brüssel, Innsbruck und Wien fallen aus, wie die Bahn weiter mitteilte. Noch fahrende Fernzüge seien teilweise sehr voll. Dafür werde um Verständnis gebeten, hieß es. Reisende wurden gebeten, sich vor Reiseantritt über ihre Verbindung zu informieren.

Im Regionalverkehr wurden mehrere Strecken gesperrt und der Zugverkehr eingestellt, darunter waren zum Beispiel die Strecken zwischen Landshut und Plattling (Landkreis Deggendorf), zwischen München und Buchloe (Landkreis Ostallgäu) und zwischen Nürnberg und Schwabach, wie es auf der Internetseite der Bahn hieß.

Der Deutsche Wetterdienst hatte zuvor erklärt, von Südwesten her zögen bis in die Nacht zum Mittwoch weitere Unwetter über die Südhälfte des Freistaats. Im Alpenvorland drohten Hagelschauer mit Körnern bis zu fünf Zentimeter Durchmesser und Orkanböen bis zu 120 Stundenkilometer. In der Nacht zum Mittwoch würden die Gewitter langsam nach Nordosten abziehen, sagten die Meteorologen voraus.