Königspaar
Geschockt vom Anschlag - Niederländische Royals in Berlin

07.07.2021 | Stand 09.07.2021, 15:03 Uhr

Bernd von Jutrczenka/dpa Pool/dpa

Souverän absolvieren Willem-Alexander und Máxima ihre letzten Termine in Berlin. Doch mit den Gedanken ist das niederländische Königspaar wohl ganz woanders.

Wissenschaft, Umweltbildung, Geschichte: Unter dem Eindruck eines Mordanschlags auf einen bekannten Journalisten in Amsterdam hat das niederländische Königspaar am Mittwoch noch einmal mehrere Termine in Berlin absolviert.

«Wir lieben alle Berlin», sagte Willem-Alexander (54) am Mittwoch im Beisein von Königin Máxima (50) vor Journalisten in der niederländischen Botschaft.

Zum Abschluss seines dreitägigen Staatsbesuchs informierte sich das Paar in der Technischen Universität Berlin (TU) über Schlüsseltechnologien der Digitalisierung. Nach einer Visite im Landschaftspark Herzberge, bei dem es um Umweltbildung von Kindern ging, war dann das Humboldt Forum letzte offizielle Station in der Hauptstadt vor dem Rückflug.

Überschattet wurde das Programm von dem Attentat auf den Journalisten Peter R. de Vries am Dienstagabend. Er war beim Verlassen eines TV-Studios auf offener Straße niedergeschossen worden und liegt lebensgefährlich verletzt im Krankenhaus. De Vries gilt als Experte auf dem Feld der organisierten Kriminalität. Der Vorfall sorgte nicht nur im westlichen Nachbarland für Entsetzen.

Bei seinen Besuchsstationen ließ sich das Königspaar nichts anmerken und äußerte sich auch nicht zu dem Attentat. Am Rande zeigte sich Willem-Alexander indes gegenüber mitgereisten niederländischen Journalisten entsetzt. Dies sei «ein Angriff auf den Journalismus», sagte er. Journalismus sei ein «Eckstein unseres Rechtsstaates. Damit ist dies auch ein Anschlag auf unseren Rechtsstaat.»

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD), der die Royals seit Montag bei etlichen Terminen in der Stadt begleitete, versicherte den Gästen seine Anteilnahme und Solidarität. Er nannte das Attentat in einer Mitteilung «verstörend». Eine freie Presse sei «unerlässlich für eine demokratische Gesellschaft», so Müller.

An der TU Berlin widmete sich das Königspaar einer bedeutenden Schlüsseltechnologie unserer Zeit: Willem-Alexander und Máxima ließen sich von Wissenschaftlern ausführlich über die Photonik informieren. Ob nun beim Surfen im Internet, beim Telefonieren, beim autonomen Fahren oder in der Medizin - in vielen Bereichen sind Photonik-Anwendungen ein wichtiger Faktor bei der Digitalisierung.

Geduldig ließen sich Willem-Alexander und Máxima an verschiedenen Stationen aktuelle Einsatzmöglichkeiten und Zukunftsvisionen im Zusammenhang mit der Photonik erläutern. Beide zeigten sich auch sehr an der europäischen Zusammenarbeit auf dem Gebiet interessiert. Deutsche und niederländische Forschungsinstitutionen unterzeichneten bei der Gelegenheit eine Kooperationsvereinbarung. Maxima bekam von Wissenschaftlern einen Mikrochip geschenkt, auf dem sie über eine Lupe ein Foto des Königspaares sehen konnte.

Im Landschaftspark Herzberge, der für ein urbanes Miteinander von landwirtschaftlichen Flächen, Biotopen, Wegesystemen und Erholungsarealen steht, ging es um Projekte der Umweltbildung. Dabei kam das Königspaar mit Kindern ins Gespräch.

Anschließend schauten sich die niederländischen Royals im Humboldt Forum Teile der Ausstellung «Berlin Global» an, die für die Öffentlichkeit am 20. Juli öffnet. Die Schau widmet sich wichtigen Aspekten der Stadtgeschichte und dem internationalen Austausch Berlins mit anderen Weltregionen. Ein Zeugnis der jüngeren Geschichte, das in der Ausstellung präsentiert wird, ist die Eingangstür des einstigen Techno-Clubs «Tresor» in der Leipziger Straße. Im Blitzlichtgewitter von Fotografen durchschritt das Königspaar die mächtige stählerne Tür.

Willem-Alexander und Máxima waren seit Montag in Berlin und wollten am Nachmittag in ihre Heimat zurückkehren. Etwas gefehlt haben dem Paar nach eigenem Bekunden die Begegnungen mit den Menschen auf der Straße, die wegen der Corona-Pandemie nicht möglich waren. Diese hätten sie bei ihren früheren Besuchen in den deutschen Bundesländern so genossen, sagte Willem-Alexander. «Der Besuch war für viele, glaube ich, aber auch ein Zeichen von Hoffnung», fügte der niederländische König hinzu. «Es passiert wieder etwas Normales und wir kommen raus jetzt.»

Wie an den Vortagen setzte Maxima auch am Mittwoch noch einmal modische Akzente: Während ihr Mann im grauen Anzug erschien, trug die 50-Jährige eine luftige Robe in Türkis-Tönen mit Pflanzenmustern, dazu einen schicken braunen Hut und elegante braune Pumps.