Viele Schüler trotz Schulöffnungen daheim

17.03.2021 | Stand 17.03.2021, 9:45 Uhr

Matthias Balk/dpa/Archivbild

Viele Eltern - und wahrscheinlich sogar einige Schüler - hatten den Tag der Schulöffnungen in Bayern nach dem Corona-Lockdown herbeigesehnt. Doch schon am ersten Tag der neuen Regelung ist klar: Zahlreiche Schulkinder müssen weiterhin dabeim bleiben.

Offiziell ist der flächendeckende Lockdown für die Schulen im Freistaat vorbei - das heißt aber noch lange nicht, dass auch alle Schüler wieder zurück ins Klassenzimmer dürfen. Trotz Lockerungen der Corona-Maßnahmen an bayerischen Schulen mussten auch an diesem Montag noch zahlreiche Schüler im Freistaat weiter daheim bleiben. Wie viele es genau waren, konnte das Kultusministerium am Montag zunächst auf Anfrage noch nicht sagen. In jedem Fall dürften es aber in der kommenden Woche noch mehr werden.

Zwar dürfen inzwischen überall dort, wo die Sieben-Tage-Inzidenz von 100 nicht überschritten wird, neben Schülern in Grundschul- und Abschlussklassen auch die weiterführenden Klassen wieder mindestens mit Wechselunterricht starten. Die Regionen, in denen das gilt, werden aber immer weniger.

Das bayerische Innenministerium hatte mit Stand Freitag schon 23 Hotspots aufgelistet, in denen die Marke von 100 Corona-Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen überschritten wurde. Am Montag waren es nach Angaben des Robert Koch-Institutes schon 37 Städte und Landkreise von insgesamt 96.

Demnach drohen in knapp 40 Prozent aller Landkreise und kreisfreien Städte über kurz oder lang wieder weitreichende Einschränkungen wie die Schließung von Geschäften - und eben auch Schulen. Denn überall dort, wo die Inzidenz am entscheidenden Stichtag - dem Freitag dieser Woche - nicht unter 100 sinkt, heißt es wieder: Distanz- statt Wechselunterricht.

«Viele befürchten, dass alles gleich wieder zu sein wird», sagte Henrike Paede, stellvertretende Vorsitzende des Bayerischen Elternverbandes. «Das ist ja naheliegend bei den Inzidenzen.» Und noch etwas anderes treibt die Eltern um: die Testpraxis an den Schulen. «Uns wären Selbsttests am liebsten», sagte Paede. Die etwas höhere Fehlerquote werde ihrer Ansicht nach dadurch ausgeglichen, dass wahrscheinlich mehr Schüler sich zu diesen Tests bereiterklärten. Massentests im Klassenzimmer sieht der Verband kritisch. «Das ist viel zu gefährlich und Schüler und Lehrer haben außerdem besseres zu tun.»

Die Berufsschullehrer in Bayern fühlen sich insgesamt von der Staatsregierung allein gelassen. «Nur ein Zehntel der versprochenen Schnelltests ist angekommen, an manchen Schulen gar keiner. Impfungen für Lehrerinnen und Lehrer gibt es nicht», kritisierte Pankraz Männlein, Landesvorsitzender des Verbandes der Lehrer an beruflichen Schulen (VLB). Er sprach von einer «unverantwortlichen Situation».

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Bayern steigt seit einiger Zeit wieder deutlich. Fünf Regionen im Freistaat lagen am Donnerstag sogar über der Marke von 200 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen. Spitzenreiter blieb die Stadt Hof mit einer Inzidenz von 290,2 - gefolgt von den Landkreisen Kulmbach (266,9), Schwandorf (215,1), Wunsiedel (214,7) und der Stadt Rosenheim (206,1).

Nur noch vier Kreise und kreisfreie Städte lagen unter der Marke von 35 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen: Spitzenreiter war der Landkreis Kitzingen mit einer Inzidenz von 16,5 - gefolgt von den Landkreisen Eichstätt (24,1), Weißenburg-Gunzenhausen (27,4) und Landsberg am Lech (32,4).

Bayernweit lag die Sieben-Tage-Inzidenz laut RKI am Montag bei 88,4 - und damit deutlich über dem Bundesschnitt von 82,9. 1064 Neuinfektionen und sieben Todesfälle waren innerhalb von 24 Stunden im Freistaat dazu gekommen. Vor rund einem Monat hatte die Inzidenz in Bayern noch bei um die 50 gelegen.

«Die aktuell steigenden Infektionszahlen und Inzidenzwerte sind ein deutliches Alarmsignal», sagte Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU). Seinen Angaben zufolge war die Sieben-Tage-Inzidenz zuletzt am 2. Februar höher als an diesem Montag. «Die hochansteckenden Virusvarianten sind sicherlich ein Treiber dieser besorgniserregenden Werte», sagte er. Vor allem die britische Variante B.1.1.7 sei im Freistaat inzwischen weit verbreitet.