Frühlingszeit ist Spargelzeit. Die Anbauer kämpfen mit hohen Kosten und ungewissen Zukunftsaussichten.
Nach einem unerwartet schlechten Jahr 2022 starten die Spargelbauern in diesem Jahr mit Sorgen in die neue Saison. «Vergangenes Jahr wurden Erdbeer- und Spargelflächen teilweise nicht mehr abgeerntet», sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied auf Anfrage. «Die Produktion hat sich aufgrund der exorbitant gestiegenen Kosten und der Billigimporte aus dem Ausland schlicht nicht mehr gelohnt.»
Je nach Wetter und Region werden im Laufe des März die ersten Stangen geerntet, die unter Folien in beheizten Feldern wachsen. «Sollte wieder Dumpingware aus dem Ausland im Regal liegen, wird es schwierig», sagte Rukwied. «Unsere Betriebe belastet auch der gestiegene Mindestlohn von 12 Euro im europäischen Wettbewerb. Es ist eine reelle Gefahr, dass dadurch in Deutschland die Spargel- und Erdbeerproduktion verschwindet.»
Im vergangenen Jahr waren die Spargelerzeugerverbände deutschlandweit optimistisch in die Saison gegangen und hatten auf höhere Preise gehofft. Stattdessen gab es Absatzprobleme, weil von Ukraine-Krieg und Teuerung verunsicherte Bürger an Lebensmittel sparten, die Supermarktketten importierten vermehrt billigeren ausländischen Spargel.
Die Anbaufläche in Deutschland lag im vergangenen Jahr laut Statistischem Bundesamt bei gut 21 000, in Bayern bei etwa 3800 Hektar. Anbaugebiete liegen unter anderem bei Abensberg in Niederbayern, zwischen Schrobenhausen, Augsburg und Ingolstadt sowie in den drei fränkischen Regierungsbezirken.
Werbung für den heimischen Spargel macht Agrarministerin Michaela Kaniber: «Spargel ist für mich der Inbegriff eines Saisongemüses», sagte die CSU-Politikerin. «Im Gegensatz zum importierten Spargel erhalten Verbraucherinnen und Verbraucher, wenn sie regional und saisonal einkaufen, nicht nur beste Qualität und ein vitaminreiches Nahrungsmittel, sondern sie schonen damit zugleich das Klima.» Kanibers Resümée: «Wer Spargel isst, tut was Gutes.»
Die Anbaufläche in Bayern ist in den vergangenen Jahren bereits leicht zurückgegangen. «Den Peak hatten wir 2018/19 mit über 4000 Hektar erreicht», sagte Miriam Adel, die Vorsitzende des Spargel-Erzeugerverbands Franken. «Ich gehe davon aus, dass die Fläche definitiv nicht steigt.»
Zumindest haben sich nach drei Jahren Pandemie die äußeren Bedingungen wieder einigermaßen normalisiert. «Wir blicken etwas positiver in die Zukunft als in den vergangenen Krisenjahren», sagte Adel daher.
Beim Spargelerzeugerverband Südbayern geht Geschäftsführer Peter Strobl davon aus, dass unter der Inflation leidende Verbraucher auf den Geldbeutel schauen. Entmutigen lassen wollen sich die Anbauer jedoch nicht. «Wir wissen nicht, wie die Nachfrage sein wird, aber wir hoffen natürlich auf Absatz, weil Spargel ein gesundes Produkt ist», sagte Strobl.
Der Selbstversorgungsgrad mit heimischem Spargel liegt in Bayern bei über 80 Prozent. Sowohl im Süden des Freistaats als auch in Franken hoffen die Anbauer, dass die spargelessende Bevölkerung dem heimischen Erzeugnis treu bleibt. «Unser Vorteil ist die Regionalität und die Frische», sagte Adel.
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