Sorgen um Gesundheitsschutz und Leistungsdruck in der Schule

12.03.2021 | Stand 12.03.2021, 9:23 Uhr

Peter Kneffel/dpa/Archivbild

Während in weiten Teilen Bayerns viele Schüler schon wieder im Klassenzimmer sitzen, sind Schulen in Corona-Hotspots nach wie vor dicht. Das könnte sich nun bald ändern.

Zwei Tests pro Woche, dann ab in die Schule: Nach einem Vorschlag von Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) soll Wechselunterricht so auch in Regionen mit hohen Corona-Zahlen möglich sein. «Ich könnte mir vorstellen, dass wir über die Methode des intensiven Testens auch bei Sieben-Tage-Inzidenzen über 100 mindestens die Grundschulen wieder öffnen können», sagte Piazolo am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur in München.

Derzeit ist in Landkreisen und kreisfreien Städten mit Inzidenzen über 100 lediglich Distanzunterricht möglich. Nur Abschlussschüler von Gymnasien und Berufsschulen sind dort schon wieder zurück im Klassenzimmer, ab kommenden Montag auch die Abschlussklassen aller anderen Schulen.

Um Schulen in Corona-Hotspots eine Perspektive zu bieten, denkt Piazolo an regelmäßige Tests zweimal pro Woche. Die genaue Art und Abfolge der Tests ließ er zunächst offen. Es seien viele verschiedene Modelle denkbar, die noch mit Wissenschaftlern besprochen werden sollen. Bislang sollen sich Schüler wöchentlich selbst testen können, Lehrkräfte zweimal pro Woche.

Eine Test-Verpflichtung für Schülerinnen und Schüler sieht Piazolo aber skeptisch. «Die Schulen müssten die Tests verpflichtend durchführen. Aber eine Test-Verpflichtung für alle - da wäre ich im ersten Moment zurückhaltend.» Allerdings müsse sich schon ein sehr hoher Prozentsatz der Schülerinnen und Schüler beteiligen, damit man Wechselunterricht ermöglichen könne.

Geht es nach Piazolo, könnte in der Woche vor den Osterferien ein Pilotversuch in einem oder in mehreren ostbayerischen Landkreisen starten. Dort sind die Corona-Zahlen besonders hoch. Je nach Entwicklung könnte das Modell nach den Ferien dann ausgeweitet werden. «Wir machen uns schon Gedanken über den ostbayerischen Raum – wie wir es schaffen, auch dort wieder Schüler in die Schule zu bringen», betonte er.

Der Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge führt schon seit vergangenem Montag einen Pilotversuch mit Gurgeltests durch: Die Schüler der Notbetreuung geben zweimal pro Woche eine Probe ab. Ein kleine Menge wird gemischt und als ein Test pro Klasse untersucht. Nur wenn der gemeinsame Test positiv ausfällt, sei die Untersuchung der einzelnen Tests nötig. «Die Akzeptanz bei Kindern und Eltern ist sehr gut», erklärte eine Sprecherin des Landratsamts.

Auch das Landratsamt Cham führt momentan Gespräche mit dem Kultus- und Gesundheitsministerium über einen solchen Pilotversuch. «Wir überlegen schon länger, wie wir aus der Misere rauskommen», sagte Landrat Franz Löffler (CSU). Gerade für Jüngere müssten die Schulen dringend öffnen, auch wenn die Infektionszahlen nach wie vor sehr hoch seien.

«Wenn wir auch in Zeiten einer Pandemie ein Stück Normalität zurückhaben möchten, müssen wir jede Möglichkeit ergreifen, die sich bietet», bekräftigte Rita Röhrl, Landrätin in Regen (SPD). Neben den Gurgeltests müssten die Impfungen für Lehrkräfte weiter vorangetrieben werden.

Die Tests allein reichen nicht aus, kritisierte Jürgen Böhm, Vorsitzender des Bayerischen Realschullehrerverbands. «Was zu tun ist: Allen Lehrkräften aller Schularten vor allem in Corona-Hotspots sofort ein Impfangebot zu machen, Dienstleister und Organisationen wie das Rote Kreuz ins Boot zu holen und testen, testen, testen – am besten täglich.»

Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft fordert mehr Unterstützung für Schulen. In jeder Bildungseinrichtung brauche es fest installierte Teststationen mit medizinisch geschultem Personal. In Stadt und Landkreis Hof hat jede Schule schon einen ärztlichen Ansprechpartner. Die Behörden kooperieren dafür mit rund 30 Praxen.

Das Landratsamt Tirschenreuth plant ebenfalls ein eigenes Konzept: Schüler müssen dort eine medizinische Maske tragen. Wer Symptome habe, mit einer direkten Kontaktperson oder einer Person mit Symptomen zusammenlebe, soll nicht in die Schule kommen dürfen. «Wir versuchen die Öffnung etwas "abzusichern"», erklärte ein Sprecher.