Sohn und Eltern tot: Prozess um Dreifachmord startet

19.08.2021 | Stand 21.08.2021, 16:23 Uhr

Eine Figur der blinden Justitia.- Foto: Sonja Wurtscheid/dpa/Symbolbild

Zunächst schien es, als hätte der Sohn zuerst seine Eltern und dann sich selbst erschossen. Doch kleine Ungereimtheiten machten die Ermittler stutzig. Nun stehen zwei junge Männer vor Gericht - Freunde des jüngsten Opfers. Die Vorwürfe sind ungeheuerlich.

Nach dem Dreifachmord im oberbayerischen Starnberg müssen sich zwei junge Männer von Montag (23. August) an wegen Mordes, besonders schweren Raubes und Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz vor Gericht verantworten. Sie sollen nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft München II für den Tod ihres 21-jährigen Freundes und dessen Eltern vor gut eineinhalb Jahren verantwortlich sein. Eine Tat, die schockierte, zumal die Ermittler zunächst vom Sohn als Täter ausgingen. Doch dann wurden sie stutzig.

Eine Polizeistreife hatte die Leichen der 60 Jahre alten Frau und ihres 64 Jahre alten Mannes sowie des Sohnes am 12. Januar 2020 entdeckt, nachdem die Tochter sich Sorgen gemacht und Alarm geschlagen hatte. Die Eltern lagen im Schlafanzug in ihrem Schlafzimmer im ersten Stock des Einfamilienhauses, die Leiche des Sohnes wurde in dessen Zimmer entdeckt.

Er starb wie seine Eltern durch einen Kopfschuss; eine von zwei gefundenen Pistolen lag direkt neben ihm. Zunächst vermutete die Polizei deshalb, dass er erst seine Eltern und dann sich selbst erschossen habe. Allerdings fehlte ein Abschiedsbrief - eine der Ungereimtheiten, die die Ermittler aufmerken ließen.

Ermittlungen zu den am Tatort gefundenen Pistolen führten dann über den Ausbildungsbetrieb des Sohnes zu dem nun tatverdächtigen 21-Jährigen. Er war mit dem Sohn der getöteten Familie befreundet und hatte den Abend bei ihm verbracht. Knapp zwei Wochen nach dem Verbrechen wurde seine Wohnung durchsucht, die Ermittler fanden eine Vielzahl an Waffen sowie Munition. Die weiteren Ermittlungen erhärteten dann den Tatverdacht gegen ihn und seinen heute 19-jährigen Freund.

Der ältere der beiden gestand früheren Angaben der Polizei zufolge nach seiner Festnahme die Tat. Sein mutmaßlicher Komplize soll ihn zum Tatort gebracht und wieder abgeholt haben. Als Motiv für den Dreifachmord vermutet die Staatsanwaltschaft, dass die jungen Männer an Waffen kommen wollten, die ihr Kumpel illegal besaß. Nach der Tat nahmen die beiden laut Anklagebehörde gemeinsam mehrere voll- und halb-automatische Schuss- sowie Kriegswaffen aus dem Besitz des Sohnes mit.

Die beiden sitzen seither in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen auch zwei bewaffnete Raubüberfalle auf Verbrauchermärkte mit insgesamt einigen Tausend Euro Beute vor.

Vor der Jugendkammer des Gerichts sind 54 Prozesstermine angesetzt. Der letzte bisher festgelegte Termin, an dem dann das Urteil fallen könnte, ist der 11. Januar 2022. Am Tag darauf jährt sich das Verbrechen zum zweiten Mal.