Schwere Regenfälle führen zu Überschwemmungen in Franken

09.07.2021 | Stand 11.07.2021, 15:48 Uhr

Vifogra/dpa

Ergiebiger Dauerregen hat Teile Frankens am Freitag zu einer Hochwasserlandschaft gemacht. Flüsse und Kanalisation konnten die Wassermassen in Teilen nicht mehr fassen. Berichte über Verletzte gab es zunächst nicht.

Stundenlanger Dauerregen hat am Freitag in Teilen Frankens Wiesen, Straßen und teils ganze Landstriche unter Wasser gesetzt. Kanalisation, Flüsse und Bäche waren stellenweise überfordert und konnten die Wassermassen nicht mehr aufnehmen. Im Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim und in der Stadt Ansbach wurde der Katastrophenfall ausgerufen. In Ansbach hatte zusätzlich der Fund einer Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg Einsatzkräfte gebunden. Nachdem 2360 Menschen ihre Wohnungen verlassen hatten, konnte die Bombe erfolgreich entschärft werden, sagte ein Sprecher der Stadt am Abend.

Die Regenfälle ließen am Abend nach. Für die Nacht sagten die Wetterdienste keinen weiteren Regen mehr voraus. Auch am Samstag sollte es in weiten Teilen Frankens trocken bleiben.

«Ganze Straßen haben sich zu Bächen verwandelt», sagte Matthias Hirsch, Sprecher des Landkreises Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim. In dem Gebiet wurde aufgrund von Überschwemmungen, Erdabrutschen und entwurzelten Bäumen der Katastrophenfall ausgerufen. Auch in vielen anderen fränkischen Regionen liefen Keller voll und traten Bäche und Flüsse über die Ufer.

«Das ist etwas, was man hier noch nicht gesehen hat», sagte Hirsch. «Zum Teil waren ganze Ortschaften von der Außenwelt abgeschnitten.» Man könne von einer dramatischen Lage sprechen, die sich auch am Freitagnachmittag noch nicht entspannt habe. Zahlreiche Straßen und Wege seien in dem Landkreis in der Nacht und am Vormittag überflutet worden. Auch viele Grundstücke und Keller standen unter Wasser. Der Unterricht an den Schulen sei eingestellt worden. Verletzt sei aber niemand worden - das meldeten am Freitag auch die Leitstellen der anderen betroffenen Gebiete in Franken.

Nach Angaben des Hochwassernachrichtendienstes Bayern stiegen die Pegelstände in der Gegend rasant. Die Zenn stieg bei Stöckach innerhalb weniger Stunden um rund 2,50 Meter auf ein Allzeit-Pegelhoch an. Auch Sulzach oder Altmühl verzeichneten teils meterhohe Anstiege. Vor allem in Mittelfranken, aber auch in anderen Regionen wurden Überschreitungen bis zu Meldestufe 4 angegeben, bei der bebaute Gebiete in größerem Umfang überflutet sind oder der Einsatz der Wasser- oder Dammwehr in großem Umfang erforderlich ist. Im Main-Gebiet führte der Dauerregen insbesondere an den westlichen Regnitz-Zuflüssen zu Hochwasser. Im Donau-Gebiet lag der Schwerpunkt an den westlichen Donauzuflüssen.

Ein großer Regenkomplex war von der Nacht zum Freitag an von Süden her über Bayern gezogen, wie Marcel Schmid, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst (DWD) erklärte. Es habe nachts und am Vormittag flächendeckend geregnet, besonders viel sei in Franken runtergekommen. Hier habe es vor allem westlich von Nürnberg Schwerpunkte gegeben. 31 Liter pro Quadratmeter seien etwa allein zwischen 7.00 und 8.00 Uhr bei Bonnhof (Landkreis Ansbach) niedergegangen.

Stark von den Unwettern erwischt wurden laut der Integrierten Leitstelle Schweinfurt außerdem Gebiete in Unterfranken. Bei Ebern (Landkreis Haßberge) habe es zwei Erdrutsche auf Landstraßen gegeben. Ein umgestürzter Baum habe zwischenzeitlich eine Bahnstrecke unbefahrbar gemacht. Außerdem hätten die Rettungskräfte oft wegen vollgelaufener Keller und überschwemmter Straßen ausrücken müssen. In einem vom Hochwasser bedrohten Tierheim gerieten die Tiere in Panik. Auch im Landkreis Schweinfurt habe es viele Einsätze gegeben, einige Ortschaften hätten unter Wasser gestanden und seien von der Außenwelt abgeschnitten gewesen. Die A3 war nach Angaben des Landkreises Kitzingen zwischen Wiesentheid und Schwarzach gesperrt.

Hochwasserwarnungen galten am Freitag neben den Gebieten um Ansbach, und Neustadt an der Aisch auch für die Landkreise Forchheim, Bamberg und Coburg, wie aus den Warnungen des Hochwassernachrichtendienstes Bayern vom Freitag hervorging. Gewarnt wurde vor «Überschwemmungen für bebaute Gebiete». Auch in vielen anderen Regionen vor allem im Norden und Westen Bayerns galten Warnungen vor «Ausuferungen und Überschwemmungen».

Im Herzogenaurach (Landkreis Erlangen-Höchstadt) warnte die Polizei zwischenzeitlich vor einer 60 Zentimeter hohen Flutwelle auf dem Fluss Aurach. Autos, die auf einem Parkplatz in der Nähe abgestellt seien, sollten unverzüglich weggefahren werden, hieß es. 150 unwetterbedingte Einsätze habe es um Nürnberg gegeben.

In Wilhermsdorf (Landkreis Fürth) waren viele Menschen ohne Strom. Es habe einen kompletten Stromausfall im Ortskern gegeben, sagte Kreisbrandrat Frank Bauer. Er rechne aber damit, dass der Schaden noch am Abend behoben werden könne, sagte Bauer. Neben der Ortschaft seien außerdem die Gemeinden Langenzenn und Veitsbronn von Hochwasser betroffen. Sie liegen ebenfalls am Fluss Zenn.

Im Landkreis Bamberg lief laut Feuerwehr eine «stattliche Anzahl von Kellern» voll. Die Bundesstraße 22 habe aufgrund von Überschwemmungen zwischenzeitlich gesperrt werden müssen, sagte ein Feuerwehrsprecher.

Außerdem wurde etwa die Gegend um Hof getroffen: 70 Einsätze seien noch abzuarbeiten, sagte ein Sprecher der Integrierten Leitstelle Hochfranken. Keller und Straßen seien überflutet, Bäume abgeknickt. Verletzte habe es aber keine gegeben.