Prozess um Dreifachmord von Starnberg startet im August

07.07.2021 | Stand 08.07.2021, 22:53 Uhr

Sven Hoppe/dpa

Zuerst glaubten die Ermittler an eine Tat innerhalb der Familie: Ein junger Mann und seine Eltern erschossen in einem Haus in Starnberg. Doch bald stellte sich heraus, dass alles wohl ganz anders war als es auf den ersten Blick schien.

Gut anderthalb Jahre nach dem Mord an einem 21-Jährigen und dessen Eltern in Starnberg soll vor dem Landgericht München II der Prozess gegen die beiden mutmaßlichen Täter beginnen. Die Anklage wurde zur Hauptverhandlung zugelassen, wie das Gericht am Mittwoch mitteilte. Prozessbeginn ist demnach der 23. August.

Die Staatsanwaltschaft München II wirft den beiden angeklagten jungen Männern Mord, besonders schweren Raub und Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz vor. 54 Prozesstermine sind vor der Jugendkammer des Gerichts angesetzt. Der letzte bisherige Termin, an dem dann das Urteil fallen könnte, ist der 11. Januar 2022 - genau zwei Jahre nach dem Tattag.

Die beiden inzwischen 20 und 21 Jahre alten Angeklagten waren mit dem 21 Jahre alten Sohn der Familie befreundet. Der Ältere von ihnen soll mit dem Sohn den Abend verbracht haben, bevor er ihn und dessen Eltern erschoss. Um die Tat zu vertuschen, soll er eine Pistole so neben dem toten Freund drapiert haben, dass es aussah, als habe dieser erst seine Eltern und dann sich selbst getötet - ein Szenario, von dem die Ermittler tatsächlich anfänglich ausgingen.

Eine Polizeistreife hatte die Leichen der 60 Jahre alten Frau und ihres 64 Jahre alten Mannes sowie des Sohnes am 12. Januar entdeckt. Die Tochter hatte sich Sorgen gemacht und Alarm geschlagen. Die Eltern lagen im Schlafanzug in ihrem Schlafzimmer im ersten Stock des Einfamilienhauses.

Die Leiche des Sohnes wurde in dessen Zimmer entdeckt. Er starb wie seine Eltern durch einen Kopfschuss; eine von zwei gefundenen Pistolen lag direkt neben ihm. Zunächst wurde deshalb vermutet, dass er zuerst die Eltern und dann sich selbst erschoss. Allerdings fehlte ein Abschiedsbrief - eine der Ungereimtheiten, die die Ermittler stutzig machten.

Ermittlungen zu den am Tatort gefundenen Pistolen führten dann über den Ausbildungsbetrieb des Sohnes zu dem nun Tatverdächtigen. Knapp zwei Wochen nach dem Verbrechen wurde die Wohnung des Mannes durchsucht, die Ermittler fanden eine Vielzahl an Waffen sowie Munition. Die weiteren Ermittlungen konnten den Tatverdacht gegen ihn und seinen Freund erhärten.

Der heute 21 Jahre alte Mann hatte nach seiner Festnahme damaligen Angaben der Polizei zufolge die Tat gestanden. Er und sein mutmaßlicher Komplize, der ihn zum Tatort gebracht und wieder abgeholt haben soll, sitzen seither in Untersuchungshaft. Beiden wirft die Staatsanwaltschaft auch zwei bewaffnete Raubüberfalle auf Verbrauchermärkte mit insgesamt einigen Tausend Euro Beute vor.

Als Motiv für den Dreifachmord vermutet die Staatsanwaltschaft, dass die jungen Männer an Waffen kommen wollten, die ihr Kumpel illegal besaß. Nach der Tat nahmen die beiden laut Anklagebehörde gemeinsam mehrere voll- und halb-automatische Schuss- sowie Kriegswaffen aus dem Besitz des Sohnes mit.