Im Straßengraben liegt ein Geländewagen auf dem Dach, daneben der regungslose Fahrer, in der Nähe ruft eine junge Frau um Hilfe - aber wo ist der Halter des Wagens? Die Polizei ist in der Nacht zum Montag zufällig auf einen zunächst rätselhaften Unfall aufmerksam geworden. Beamte hätten während einer Streifenfahrt bei Kasendorf (Kreis Kulmbach) das Autowrack entdeckt, der 22 Jahre alte Fahrer und die 18-jährige Frau seien schwer verletzt ins Krankenhaus gekommen, teilte die Polizei mit. Bei der Suche nach dem Halter des Wagens sei herausgekommen, dass dieser fast gleichzeitig von einer anderen Streife aufgegriffen worden war: Etwa 30 Kilometer entfernt, zu Fuß und völlig betrunken auf einem Autobahnparkplatz - die beiden Unfallopfer waren auf ihrer Spritztour offenbar ohne ihn weitergebraust.
Zunächst habe es nach einem typischen Alkoholunfall ausgesehen, teilte die Polizei mit. Der 22-Jährige sei womöglich beim Unfall aus dem Auto herausgeschleudert worden, sagte ein Polizeisprecher. Er kam mit schweren, aber nicht lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus. Dort wurde außerdem eine Alkoholisierung von 1,2 Promille bei ihm festgestellt. Einen Führerschein hatte der junge Mann dagegen nicht. In der Nähe hätten die Polizisten außerdem die 18-Jährige gehört, die barfuß und leicht bekleidet um Hilfe rief. Genauere Hintergründe zu erfragen, sei aber schwierig gewesen, sagte der Polizeisprecher. Die beiden wohnten zwar in Franken, kämen aber aus Polen, es habe erhebliche Sprachbarrieren gegeben.
Fest steht demnach, dass die beiden kurz vorher noch mit dem ihnen bekannten 32 Jahre alten Halter des Geländewagens unterwegs gewesen waren. Unklar ist aber, warum sie ohne ihn durchbrannten. Der Zurückgelassene hatte selbst mehr als zwei Promille im Blut, die Polizei erhofft sich weitere Aufklärung von ihm, sobald er ausgenüchtert ist. Den 22-Jährigen erwarten unterdessen Anzeigen wegen Trunkenheit im Verkehr, Fahrens ohne Fahrerlaubnis und der «Spritztour» entgegen dem Willen des Halters. Am schrottreifen Geländewagen entstand ein Schaden von 25 000 Euro.
