Note «ausreichend»: Bayern mit Radfreundlichkeit unzufrieden

17.03.2021 | Stand 18.03.2021, 9:57 Uhr

Julian Stratenschulte/dpa/Archivbild

Die einen fahren täglich, die anderen nur selten - doch beide Gruppen eint der Ärger über wiederkehrende Missstände: In Bayern bekommt die Fahrradfreundlichkeit keine gute Note. Es gibt aber auch Positivbeispiele.

Mit der Fahrradfreundlichkeit ihrer Kommunen sind die Menschen in Bayern alles andere als zufrieden - im Durchschnitt verteilten sie die Schulnote 3,9. Beim aktuellen Fahrradklima-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) unter 167 Kommunen im Freistaat gaben 64 Prozent der Befragten an, sich auf dem Rad gefährdet zu fühlen, wie der ADFC am Dienstag in München mitteilte.

Allerdings gibt es mit Erlangen auch wieder einen positiven Ausreißer - die Stadt in Mittelfranken erreichte deutschlandweit den zweitbesten Platz in ihrer Einwohner-Kategorie. Oberhaching bei München erlangte als einzige Kommune in Bayern eine 2 vor dem Komma. Würzburg ergatterte den Titel «Aufholer» für die bundesweit beste Entwicklung in seiner Größenordnung. Der Freistaat beheimatet aber auch zwei bundesweite Schlusslichter: Hof und Kulmbach belegten in ihrer Kategorie den letzten und den vorletzten Platz.

«Die meisten Radwege sind in die Jahre gekommen, in sehr schlechtem Zustand und für das heutige Radaufkommen mit sehr unterschiedlichen Fahrzeugen zu schmal», sagte ADFC-Landesvorsitzende Bernadette Felsch. Zudem endeten sie oft im Nichts. Wo die Kommunen gerade auch in Pandemie-Zeiten in den Radverkehr investiert hätten, sei dies honoriert worden. Felsch forderte: «Bayern braucht ein klares politisches Bekenntnis zum Radverkehr, eine gerechte Aufteilung des Verkehrsraums und ein durchgängiges Radwegenetz.»

Am häufigsten bemängelten die rund 28 000 hiesigen Befragten - davon 15 Prozent ADFC-Mitglieder - die fehlende Kontrolle von Falschparkern auf Radwegen und die Führung von Radwegen an Baustellen. Ebenfalls sehr schlecht schnitten die Mitnahmemöglichkeiten in den öffentlichen Verkehrsmitteln, die nicht auf Fahrradfahrer abgestimmten Ampelschaltungen sowie die zu geringe Breite von Radwegen ab.

In der Kategorie der Großstädte über 500 000 Einwohner lagen mit stagnierenden Werten München auf Rang 4 und Nürnberg auf Rang 10 deutschlandweit. Eine Kategorie darunter rutschte Augsburg deutlich ab, während sich Erlangen in der Kategorie 100 000 - 200 000 Einwohner erneut den zweiten Platz sicherte. Auch Ingolstadt und Fürth platzierten sich bundesweit unter den Top 10.

In der Kategorie darunter wurde Bamberg der bayerische Spitzenreiter, Landshut hingegen verschlechterte sich deutlich. In der Kategorie 20 000 - 50 000 Einwohner siegte Neueinsteiger Sonthofen - die Kommunen müssen je nach Einwohnergröße eine bestimmte Bewertungsanzahl erreichen, um überhaupt in den vom Bundesverkehrsministerium unterstützten Test aufgenommen zu werden.

Bei den kleinsten Gemeinden siegte Oberhaching bei München. Die Landeshauptstadt ihrerseits wurde dank mehrerer «Pop-up-Radwege» ebenso wie Fürth für ihre Flexibilität in der Pandemie gelobt. Auch die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert mehr solche kurzfristig umsetzbaren Maßnahmen. Sie rief die Menschen am Dienstag dazu auf, Vorschläge für Fahrradwege oder Geschwindigkeitsreduktionen einzureichen. Die DUH unterstütze diese dann mithilfe eines Online-Tools mit formalen Anträgen und einem Rechtsgutachten.