Nach Maikäferplage: Landwirte zählen Engerlinge

13.09.2021 | Stand 14.09.2021, 22:21 Uhr

Zwei Hände voll mit Maikäfer-Larven (Engerling) von einer Wiese.- Foto: Armin Weigel/dpa/Archivbild

Tausende Maikäfer schwärmten im Sommer im Bayerischen Wald aus. Die Krabbler fraßen ganze Bäume kahl. Ein Schauspiel, das vor allem Landwirte mit Sorge betrachteten. Die Larven der Maikäfer fressen sich nun durch die Wiesen - mit gravierenden Folgen.

Nach der Maikäferplage in diesem Sommer fürchten Landwirte im Bayerischen Wald um ihre Wiesen. Mit einem Monitoring wollen sie herausfinden, wie viele Larven - Engerlinge genannt - im Boden leben und welche Schäden zu erwarten sind. Die Engerlinge ernähren sich von Graswurzeln. Bei massenhaftem Befall sterben Wiesen großflächig ab. Die Ergebnisse der Zählungen bestätigen die Befürchtungen der Bauern.

Insbesondere in den Landkreisen Freyung-Grafenau und Passau sind seit August Landwirte mit Spaten und Schaufeln auf ihren Wiesen unterwegs und nehmen Probegrabungen vor. Sie zählen, wie viele Engerlinge sie auf einem Quadratmeter finden. Auch Siegfried Jäger, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes in Freyung-Grafenau, hält Milchvieh. Die Folge der Maikäferplage: ohne Wiesen, kein Gras und ohne Gras kein Futter. Die Landwirte müssten dann Futter zukaufen.

Bis zu 40 Engerlinge je Quadratmeter könne eine Wiese verkraften, sagt Jäger. An die 6000 Grabungen hätten sie seit August vorgenommen und zumeist mehrere hundert Engerlinge gefunden. In der Spitze seien es 700 auf einem Quadratmeter gewesen. Die Zahlen melden sie den jeweiligen Landwirtschaftsämtern.

Im Sommer hatten sich Vertreter von Bauernverband, Behörden und Landwirtschaftsministerium getroffen, um über mögliche Lösungen für das Maikäfer-Problem zu sprechen. Ministerin Michaela Kaniber (CSU) kündigte wenig später das Monitoring an: «Wir wollen nicht abwarten, bis kommendes Jahr Grünlandflächen absterben. Deshalb erheben wir die Engerlingbestände bereits jetzt im August/September 2021.» Für das Monitoring standen laut Ministerium 120.000 Euro bereit.

Staatliche Ausgleichszahlungen für Ernteausfälle auf den Wiesen gibt es nicht, sagt Jäger. Die Maikäfer mit Gift zu bekämpfen sei frühestens im nächsten Maikäferflugjahr möglich - Maikäfer fliegen in drei- bis vierjährigen Zyklen. In den Zwischenjahren fressen sich die Larven durch die Böden, bis sie ausgewachsen sind und sich als Maikäfer ausgraben, sich vermehren und nach wenigen Wochen wieder absterben. Dann beginnt der nächste Zyklus.

Als kurzfristige Lösung - wenn Wiesen nun wegen der Engerlinge keinen Ertrag bringen - forderten die Landwirte für die betroffenen Regionen eine Aussetzung des Umbruchsverbotes für Grünland, so Jäger. Diese EU-Regel verbietet es den Bauern eine Fläche, die fünf Jahre lang als Wiese genutzt worden ist, in Ackerland umzuwidmen.