Mehr Störche dank geändertem Zugverhalten

29.03.2021 | Stand 29.03.2021, 14:42 Uhr

Rolf Voss/Tier- und Freizeitpark Jaderberg/dpa/Handout

Dass es mehr Störche gibt, ist in manchen Orten eindeutig zu sehen: Auf vielen Dächern thronen Nester. Doch mit der Zahl der Nester, nehmen auch die Konflikte zu.

Auf Dächern, Schornsteinen und Rathaustürmen - an vielen Orten kann man jetzt wieder Störche in ihren Nestern beobachten. Ihre Zahl sei in den vergangenen Jahren massiv gewachsen, sagt die Biologin Oda Wieding vom Landesbund für Vogelschutz im bayerischen Hilpoltstein. Ein Grund dafür sei, dass viele Störche zum Überwintern gar nicht mehr bis nach Afrika ziehen. Und noch einen Trend haben die Fachleute ausgemacht: Die Störche bilden gerne Kolonien.

Mehr als 7500 Weißstorchpaare brüteten nach Angaben des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu) vergangenes Jahr in Deutschland. 2010 waren es noch rund 4600 Paare. Vor allem in den westlichen Bundesländern wie Bayern sei die Zahl der Störche gestiegen, sagt Nabu-Experte Kai-Michael Thomsen. In Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen sei der Bestand dagegen eher rückläufig oder stagniere.

Die im Westen Deutschlands brütenden Störche treten seinen Angaben nach im Spätsommer großenteils nicht mehr die strapaziöse Reise bis nach Westafrika an, sondern überwintern auf der Iberischen Halbinsel. «Dort rasten sie vor allem auf offenen Mülldeponien und Reisfeldern», sagt Thomsen. Weil sie dort viel Futter finden und einen kürzeren Zugweg hätten, hätten sie erheblich bessere Überlebenschancen als die Vögel, die nach Afrika ziehen.

Ein Teil der Störche bleibt im Winter sogar in Deutschland. In Bayern seien es etwa 300, sagt Wieding. Bei vielen von ihnen handelt es sich um ausgewilderte Zuchtstörche und deren Nachkommen. Diese und die frühen Rückkehrer aus Spanien hätten noch einen weiteren Vorteil. «Sie können sich die besten Nester aussuchen», sagt Wieding. Deshalb könne es auch schon mal Streit geben, wenn bis Ende April die letzten Störche aus Afrika zurückkehrten.

In Bayern nimmt allerdings nicht nur die Zahl der Störche zu, sondern auch die der Kolonien. «Diese haben eine gewisse Lockwirkung. Die jungen Störchen versuchen sich erstmal da anzusiedeln», erläutert Wieding. So gibt es mittlerweile diverse Dörfern in Bayern, wo mehr als 20 oder 30 Storchennester zu finden sind.

Wenn dort viele Dächer und Turmspitzen belegt sind, weichen die Neulinge auf andere Orte aus. Dadurch kommt es immer wieder vor, dass Störche auf Solaranlagen, aktiven Schornsteinen, Baukränen oder Strommasten ihr Nest bauen. «In der Regel sind Störche sehr beliebt und ihr Nest ist willkommen», sagt Thomsen. Doch im Einzelfall könne es Konflikte geben.