Mehr Impfstoff und eigene Impfreihenfolge für Grenz-Hotspots

12.03.2021 | Stand 12.03.2021, 9:40 Uhr

Matthias Balk/dpa/Archivbild

Können in Grenzregionen bald schon alle geimpft werden? Die Politik will die Impfreihenfolge lockern, doch die betroffenen Landkreise zeigen sich noch zurückhaltend.

Grenzregionen mit hohen Corona-Infektionszahlen sollen künftig von der vorgegebenen Impfreihenfolge abweichen können. Das teilte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur mit. «Wir müssen jede Option an der Grenze nutzen, weil wir sehen, dass wir dort wenig andere Handlungsoptionen haben.» Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) habe ihm zugesagt, die Impfverordnung des Bundes entsprechend zu ändern, erklärte Holetschek.

Die Regelung soll nach Angaben von Holetschek für Grenzregionen gelten, die wegen der Ausbreitung der britischen Coronavirus-Variante mit Sieben-Tage-Inzidenzen von über 100 kämpfen. Die Behörden sollen entscheiden können, ob bestimmte Gruppen früher geimpft werden.

Als Beispiel nannte Holetschek mögliche Reihenimpfungen in Betrieben, in denen es vermehrt Corona-Infektionen gebe. Theoretisch könnten dann auch alle über 18 Jahren geimpft werden, wo dies sinnvoll sei, sagte Holetschek. Über das Vorgehen müssten aber jeweils die Behörden vor Ort entscheiden.

Landrat Sebastian Gruber aus Freyung-Grafenau begrüßte die Entscheidung, Impfdosen künftig flexibel einsetzen zu können. «Damit können wir direkten Einfluss auf das Infektionsgeschehen nehmen und gezielt Gruppen impfen, zum Beispiel Lehrkräfte, Mitarbeiter in systemrelevanten Unternehmen», betonte der CSU-Politiker. Tirschenreuths Landrat Roland Grillmeier (CSU) forderte alle Anwohner schon auf, sich online für eine Impfung zu registrieren.

Die Landratsämter in der Grenzregion wollen erst die Änderung der Impfverordnung abwarten, bevor sie eine eigene Impfreihenfolge festlegen. Zu viele Fragen seien noch offen, hieß es am Mittwoch. Beispielsweise sei unklar, nach welchem Schlüssel die zusätzlichen Impfdosen verteilt werden und wann die Zuweisungen erfolgen sollen.

Noch im März sollen die bayerischen Corona-Hotspots an der Grenze zu Tschechien 100 000 Dosen Impfstoff extra erhalten, kündigte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Mittwoch nach einer entsprechenden Mitteilung der EU an. Sie kämen zusätzlich zu den 50 000 Impfdosen, die die Staatsregierung schon zugesagt hatte.

«Das ist eine echte Perspektive für Ostbayern. Denn wo aufgrund der hohen Inzidenzen nicht gelockert werden kann, muss mehr immunisiert und geimpft werden», erklärte Söder, der sich nach eigener Aussage bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen für eine flexible Impfreihenfolge einsetzte. «Jetzt ist die positive Nachricht da.»

«Dies ist eine wichtige und gute Nachricht für uns», bekräftigte der Hofer Landrat Oliver Bär (CSU). «Wir können damit mehr und schneller impfen.» Seit Mittwoch laufe das Impfzentrum mit mehr als 700 Impfungen täglich unter Vollauslastung, zusätzlich werde in zwölf Hausarzt-Praxen geimpft.

Die ostbayerischen Grenzregionen hatten schon seit längerem mehr Impfstoff gefordert. «Wir sind ja so etwas wie der Puffer gegenüber dem Hochrisiko- und Virusmutationsgebiet Tschechien mit den hohen Infektionszahlen», erklärte der Chamer Landrat Franz Löffler (CSU).

Das Landesamt für Gesundheit- und Lebensmittelsicherheit (LGL) meldete am Mittwoch mehr als 73 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen für Bayern. Besonders hoch waren die Zahlen demnach in den Regionen an der Grenze zu Tschechien, bundesweiter Spitzenreiter war Hof mit einem Wert von 333,88.