Mäuse können schwimmen: Was machen Tiere bei Hochwasser?

21.07.2021 | Stand 22.07.2021, 23:08 Uhr

Ein angeschwemmtes Rotauge liegt auf dem Asphalt. Foto: Nicolas Armer/dpa/Symbolbild

Wenn die Pegelstände von Gewässern steigen, ist der Schaden enorm - auch für Tiere. Selbst fliegen oder schwimmen zu können, ist keine Garantie, bei einer Überschwemmung gut davonzukommen.

Wenn Flüsse und Bäche über die Ufer treten wie zuletzt in Franken und im Berchtesgadener Land, wird auch die Tierwelt schwer getroffen. «Tatsächlich ertrinken einige Tiere schlichtweg in einem Hochwasser», sagte der Biologe Andreas von Lindeiner vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) der Deutschen Presse-Agentur. Nicht nur Landbewohner, auch Vögel und Fische sind betroffen.

Besonders erwischt es demnach wenig mobile Insekten- und Käferarten im Uferbereich. «Da wird garantiert nicht viel überleben in den Gebieten», sagte von Lindeiner. Auch etwa Larven von Feuersalamandern hätten einen hohen Verlust, weil sie abgetrieben würden.

Tiere wie Hasen, Füchse oder Rehe hingegen seien sowieso nicht in solchen Gebieten und könnten bei einer Überschwemmung leicht flüchten. Maulwürfe oder der Nachwuchs von Mausarten würden aber oft ertrinken, wenn das Wasser schlagartig steigt. Erwachsene Mäuse können zwar schwimmen und sich an Land retten, sind dort aber Beutegreifern schutzlos ausgeliefert. Vögel können wiederum Probleme bekommen, wenn sie sich von Insekten ernähren, die davongespült werden. Zum Beispiel der Eisvogel tut sich schwer, im trüben Wasser Nahrung zu finden.

«Aber das ist eben Natur», stellte von Lindeiner nüchtern fest. Mäuse kehrten wieder zurück, betroffene Populationen erholten ich in der Regel. Kritisch könne es aber für einige Arten werden, wenn Hochwasser nicht mehr vor allem während der Schneeschmelze, sondern regelmäßiger und häufiger während der Fortpflanzungszeit im Sommer auftrete.

Für andere Tiere können die Fluten sogar eine Chance sein: Wechselkröten etwa profitieren von neu geschaffenen «Pionierstandorten», Fische wie Nase, Barbe oder Bachforelle freuen sich über gereinigte Kiessohlen von Gewässern, in denen sie ihre Eier legen.

«Es ist nicht so, dass in der Biologie Hochwasser etwas Todbringendes ist, sondern ein Teil der Dynamik und sogar lebensspendend für manche Fischarten», sagte Johannes Schnell vom Landesfischereiverband Bayern der dpa. «Das Problem ist, dass der Mensch in unserer Kulturlandschaft die Gewässer derart verändert hat, dass die Folgen nicht mehr nur natürlich sind.»

Fische suchen sich demnach gerne strömungsberuhigte Bereiche, um Energie zu sparen. Dabei können sie allerdings «über Land» geraten und in Senken gefangen werden, wenn das Wasser abfließt. Werden sie nicht zurückgesetzt, sind sie für andere ein gefundenes Fressen oder sterben, wenn die Sauerstoffwerte im Wasser abnehmen.

Wenig Sauerstoff ist laut dem Wasserwirtschaftsamt derzeit auch in den zuletzt über die Ufer getretenen Flüssen Altmühl, Aisch und Fränkischer Rezat. Hierdurch sei es bereits zu einem Fischsterben gekommen und könne es auch eine gewisse Zeit weiterhin kommen, teilte das Amt mit.

Viele Fische werden mit dem Hochwasser stromabwärts gespült. Eigentlich wandern sie wieder zurück - wenn sie denn können. Allein in Bayern gebe es jedoch mehr als 70.000 Querbauwerke wie Dämme oder Wehren, berichtete Schnell. Der Bau von Fischtreppen mache zwar Fortschritte, diese müssten aber viel größer sein. Die Folge: ein ausgedünnter Fischbestand in den Oberläufen und Probleme für Arten wie die Bachforelle, die im warmen Wasser im Tal kein gutes Auskommen hat.