Angespannter Wohnungsmarkt
„Irrsinn“: Ingolstädter Makler warnt vor Mega-Nebenkosten – Keine Entspannung bei Mieten

25.04.2023 | Stand 16.09.2023, 23:07 Uhr

Von Herbst 2022 bis ins Frühjahr sind die Mieten laut IVD-Marktbericht im bayernweiten Schnitt um 1,9 Prozent gestiegen. −Symbolbild: Christian Charisius/dpa

Wohnungen in Bayerns Städten werden nach Einschätzung des Immobilienverbands IVD Süd sowohl knapper als auch teurer. Eine Entspannung auf dem seit Jahren angespannten Wohnungsmarkt sei derzeit nicht in Sicht.



Das sagten IVD-Marktforscher Stephan Kippes und Makler aus Augsburg, Ingolstadt und München am Dienstag. Der Rückgang der Kaufpreise für Immobilien in vielen Städten führt demnach nicht dazu, dass auch die Mieten sinken würden. Hauptursache ist nach Kippes„ Worten eine Kombination mehrerer Faktoren, darunter sinkende Wohnungsbauzahlen bei gleichzeitig steigendem Bedarf.

Von Herbst 2022 bis ins Frühjahr sind die Mieten laut IVD-Marktbericht im bayernweiten Schnitt um 1,9 Prozent gestiegen; das umfasst alle Arten von Immobilien von der Altbauwohnung bis zum neu gebauten frei stehenden Einfamilienhaus. Für Bestandswohnungen bezifferte Kippes den Anstieg seit Herbst auf 0,9 Prozent, für die vergangenen zehn Jahre auf 42 Prozent.

Nebenkosten steigen noch schneller als Mieten



Weit schneller als die reine Miete steigen derzeit die Nebenkosten. Seit dem Jahr 2020 sind demnach Abwassergebühren und Wasser um jeweils mehr als 10 Prozent teurer geworden, die Müllgebühren um über 11 Prozent, Instandhaltung und Reparatur um knapp 24 Prozent, Energie um gut 57 Prozent.

„Das ist Irrsinn“, sagte der Ingolstädter Makler Michael Specht. „Bei den Abrechnungen für 2023 werden Steigerungen zu verzeichnen sein, gegenüber denen die Mietsteigerungen lächerlich erscheinen.“



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Die Makler beobachten bei weniger wohlhabenden Mietern derzeit ein neues Phänomen: Familien suchen nach Wohnungen, die für sie eigentlich zu klein sind. „Es ist nicht unüblich, dass man mittlerweile auch bei Ein-Zimmer- oder Zwei-Zimmer-Wohnungen Anfrage von Familien hat“, sagte der Augsburger Makler Marco Lünendonk.

Homeoffice entzieht Wohnungsmarkt Fläche



Finanziell besser gestellte Mieter hingegen suchen häufig größere Wohnungen, weil sie Platz für die Arbeit im Heimbüro brauchen. „Da wird dem Wohnungsmarkt Fläche entzogen, die bisher in Büros stattgefunden hat“, sagte dazu der Münchner Makler Paul Schmidmaier.

„Wir haben in Bayern ein massives Strukturproblem“, analysierte Immobilienforscher Kippes unter Verweis auf die ländlichen Kommunen, deren Einwohnerzahlen in den vergangenen Jahrzehnten gesunken sind. „Wir haben Regionen, wo der Bürgermeister um jeden Einwohner kämpft.“

− dpa