Hafer ist im Trend: Kleines Comeback auf Bayerns Feldern

22.08.2021 | Stand 24.08.2021, 5:08 Uhr

Blick auf ein Haferfeld im Ahorntal.- Foto: Kathrin Zeilmann/dpa

Porridge zum Frühstück, Haferdrink statt Kuhmilch im Kaffee, dazu vielleicht ein Haferkeks: Der Hafer gilt als angesagtes Getreide. Profitieren auch Bayerns Landwirte davon?

Nach einem jahrelangen und teils drastischen Rückgang der Anbaufläche für Hafer in Bayern legt sie Experten zufolge wieder zu. «Hafer ist als sehr gesundes Getreide inzwischen wieder ein bisschen im Trend», sagt Anton Huber, Getreidereferent des Bayerischen Bauernverbandes (BBV).

Anfang der 1970er Jahre wurde Hafer nach Angaben der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) noch auf rund 16.000 Hektar angebaut. 2017 lag die Anbaufläche bei knapp 25.000 Hektar, 2021 immerhin wieder bei rund 35.600. Zum Vergleich: Weizen wurde auf mehr als 502.000 Hektar ausgesät.

Der auf Bayerns Feldern angebaute Hafer wird meist verfüttert. «Nicht nur Pferdehalter bevorzugen den gesunden Hafer, auch bei Rinder- und Schweinezüchtern wird er als wertvolles Futter - vor allem für die Muttertiere - geschätzt», heißt es im LfL-Pflanzenbauspiegel. Dafür muss der Hafer nicht eigens geschält werden. Um aus Hafer ein Lebensmittel zu machen, muss das Getreide aber in die Mühle, die die Spelzen entfernt.

Haferprodukte sind bei deutschen Verbrauchern in den vergangenen Jahren immer beliebter geworden. «Nicht nur die klassischen Haferflocken werden durch neue Ernährungstrends und gestiegenes Gesundheitsbewusstsein stärker nachgefragt, sondern es sind auch neue Produktkategorien entstanden. Allen voran die Pflanzendrinks und darunter der Haferdrink, der inzwischen die beliebteste Sorte ist», sagt Richeza Reisinger, Sprecherin des Verbandes der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft (VGMS).

Um weit mehr als 40 Prozent sind die Absatzmenge und der Umsatz mit Milchersatz-Produkten wie Haferdrinks im deutschen Einzelhandel im Jahr 2020 gewachsen, wie Studien von GfK und NielsenIQ aus dem Mai gezeigt haben.

Doch der in Deutschland angebaute Hafer genügt längst nicht, um den Bedarf zu erfüllen, das Getreide muss vor allem aus Skandinavien oder Osteuropa zugekauft werden. «Die Verarbeitungsmenge in den Hafermühlen in Deutschland hat sich in den vergangenen zehn Jahren um circa 80 Prozent erhöht und liegt jetzt bei etwa 625 000 Tonnen Hafer pro Jahr», sagte Reisinger. Die Mühlen hätten jedoch ein großes Interesse, noch mehr Hafer von heimischen Feldern zu verarbeiten.

Die Vermarktungschancen für die Landwirte seien gut, auch aus agrarwissenschaftlicher Sicht sei der Hafer von Vorteil, betonte Reisinger: Hafer gelte als «Gesundungsfrucht». Die Sorte unterbricht eine mögliche Weiterverschleppung von Pflanzenkrankheiten im Getreide. In der Fruchtfolge spielt Hafer deshalb eine wichtige Rolle.

Die Preise für Hafer sind allerdings weit entfernt von anderen Getreidearten wie Weizen oder Gerste: Mitte August wurde in Bayern Qualitätshafer für rund 152 Euro pro Tonne gehandelt. Für die Tonne Weizen der höchsten Qualitätsstufe dagegen werden rund 205 Euro bezahlt.