Vor dem Jahresabschluss der Nationalmannschaft macht Julian Nagelsmann nochmals seine Ziele klar. Siege sollen Normalität sein. Auf einen Doppel-Torschützen muss er verzichten.
Noch vor dem Einzug ins Frankfurter Teamhotel war Julian Nagelsmann schon wieder als Personalmanager gefragt. Nach der Absagewelle vor den Oktoberspielen musste der Bundestrainer diesmal einen Ersatzmann für den doch schwerer am Oberschenkel verletzten Stuttgarter Deniz Undav finden. Die Wahl fiel auf Leroy Sané.
Der Münchner wurde von Nagelsmann für die letzten Länderspiele des Jahres der Fußball-Nationalmannschaft nachnominiert, obwohl er eigentlich „nach seiner Pause noch mehr Spielpraxis und Rhythmus“ brauche, wie der Bundestrainer noch bei seiner Kaderauswahl am Donnerstag gesagt hatte.
Nun kommt es doch zum DFB-Comeback des schnellen Münchners nach der EM. Am Sonntag vergnügte sich Sané mit Teamkollege Jamal Musiala beim Football-Spektakel in der Allianz Arena zwischen den Carolina Panthers und den New York Giants. Seinen letzten Länderspieleinsatz hatte er beim EM-Aus gegen Spanien (1:2) gehabt - ausgewechselt wurde er nach einer schwachen ersten Halbzeit. Es folgte eine Leistenoperation und längere Reha-Phase.
Nagelsmann wird hoffen, auf weitere kurzfristige Umbauarbeiten verzichten zu können. In grüner Wiesen-Tracht hatte der 37-Jährige am Wochenende auch über gesellschaftspolitische Verantwortung und Themen abseits des Fußballs wie den Bruch der Regierungskoalition in Berlin gesprochen.
Der Bundestrainer machte aber auch und vor allem seine sportlichen Ziele unmissverständlich deutlich. Zum Ende des „guten, aber nicht sehr guten“ EM-Jahres, in dem letztlich nur die Krönung beim Heimturnier fehlte, hat der 37-Jährige seine Ziele mit der Fußball-Nationalmannschaft fest im Blick
„Aber generell will ich, dass wir in den Bus einsteigen und zum Spiel fahren und jeder das Selbstverständnis hat: Na klar gewinnen wir heute, wir sind Deutschland, wir sind eine Fußballnation, wir gewinnen. Und es geht einfach nur über eine Konstanz“, sagte Nagelsmann in einem Interview für die Sendung „Blickpunkt Sport“ des Bayerischen Rundfunks. Als Beispiel nannte er den 2:1-Sieg in Bosnien-Herzegowina im Oktober, damals mit Undav als Doppeltorschütze.
Selbstverständnis als Schlüssel
Das gleiche positive Denken soll nun für den Abschluss der Gruppenphase in der Nations League am kommenden Samstag (20.45 Uhr/RTL) in Freiburg gegen Bosnien-Herzegowina und drei Tage später in Budapest gegen Ungarn (20.45 Uhr/ZDF) gelten - und natürlich auch speziell Richtung WM 2026. „Das größte Wort, was nach der EM so prägnant war in unserem Team, war Selbstverständnis. Dass es ein Stück Normalität wird, dass wir Spiele gewinnen“, sagte Nagelsmann, der am Montag in Frankfurt seinen Kader für die Vorbereitung versammelt.
Der Mentalitätswandel ist Nagelsmanns größtes Verdienst. Noch vor einem Jahr, als die Tests gegen die Türkei (2:3) und Österreich (0:2) verloren gingen, hätten die Spieler „wie geschlagene Hunde“ in der Kabine gesessen. Er selbst sei „niedergeschmettert“ gewesen. Nagelsmann erkannte aber das Positive in der Krise. Nur so habe er einschneidende Maßnahmen noch vor der EM treffen können.
Gruppensieg als Ziel
Den Einzug ins Viertelfinale der Nations League hat die DFB-Elf schon geschafft. Nun soll auch der Gruppensieg gelingen, durch den in der ersten K.-o.-Runde des UEFA-Wettbewerbs ein vermeintlich leichterer Gegner im März auf Nagelsmanns Team warten würde. Spiele gewinnen, Titel gewinnen. Dieses Selbstverständnis der Vorbilder Argentinien als Weltmeister und Spanien als Nations-League-Sieger und Europameister will Nagelsmann weiter verinnerlichen.
Als Stargast der Ehrenamtsgala des Bayerischen Fußball-Verbands im Münchner GOP Varieté-Theater hatte Nagelsmann am Wochenende auch den Bogen von der Politik zum Fußball geschlagen. „Wir versuchen, nächste Woche wieder mit zwei guten Spielen ein bisschen abzulenken von dem politischen Trouble, der da gerade herrscht“, sagte er als Pate für insgesamt 22 in bayerischen Vereinen besonders engagierte Frauen und Männer. Es gebe im Land „viele Dinge, die nicht gut laufen“, aber eben auch „viele Dinge, die gut laufen“, sagte Nagelsmann.
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