App im „Schlafmodus“
Ende der Corona-Warn-App: Amtsärzte-Chef befürwortet Weiternutzung

01.06.2023 | Stand 16.09.2023, 6:46 Uhr

Über 48 Millionen Mal ist die Corona-Warn-App seit ihrer Einführung im Juni 2020 heruntergeladen worden. Nun stellt die App ihren Dienst ein. −Symbolbild: Marius Becker/dpa

Nachdem die meisten Corona-Maßnahmen ausgelaufen sind, ist nun auch das Ende der Corona-Warn-App eingeläutet. Mit dem Übergang in einen „Schlafmodus“ wird es künftig keine Aktualisierungen mehr geben. Der Chef der deutschen Amtsärzte, Johannes Nießen, wirbt für eine weitere Nutzung.



Über 48 Millionen Mal wurde die Corona-Warn-App laut Bundesgesundheitsministerium seit ihrem Start am 16. Juni 2020 heruntergeladen. Bis zu 35 Millionen Nutzer hätten die Anwendung auch aktiv verwendet. Damit zählte sie zu den meist genutzten Kontaktnachverfolgungsapps. Nun geht es für die App in den „Schlafmodus“. Laut Ministerium wird sie nach dem Ende der Verträge mit den Dienstleistern SAP und T-Systems am 31. Mai nun bis auf Weiteres nicht mehr aktualisiert oder weiterentwickelt. Zudem soll die App ab Monatsbeginn in den App-Stores von Apple und Google nicht mehr verfügbar sein.

App kann nicht mehr neu heruntergeladen werden



Wer die App nicht löscht, hat darin weiterhin Zugriff auf seine gespeicherten digitalen Impfzertifikate und sein Kontakttagebuch. Alle anderen Funktionen der App wie beispielsweise die Warnmitteilungen stehen nicht mehr zur Verfügung.

Öffnet man die App nun nach Einführung dieses Ruhemodus, taucht statt der Anzeige des aktuellen Risikostatus eine „Vielen Dank!“-Meldung für die Nutzung der App auf. Darunter wird nun auf den Pandemie-Radar des Bundesministeriums für Gesundheit angezeigt. Zudem wird auf die Warn-App „NINA“ des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hingewiesen.

Hinweis auf andere Warn-App „NINA“

Laut Ministerium kann die App zeitnah aus dem Schlafmodus „geweckt“ werden, sollte die Lage rund um Corona wieder kritischer werden. Ressortchef Karl Lauterbach (SPD) hatte an die Nutzerinnen und Nutzer appelliert, die App nicht von ihren Smartphones zu löschen. „Es kann sehr gut sein, dass wir sie für Covid wieder nutzen müssen. Es kann aber auch sein, dass wir sie weiterentwickeln für andere Infektionskrankheiten.“

Für Letzteres sprach sich der Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), Johannes Nießen, aus. „Bei der Bewältigung von besonderen Krisenereignissen, zu denen Epidemien und Pandemien gehören, ist die Nutzung digitaler Tools wie die Corona-Warn-App nicht mehr wegzudenken“, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die App solle „unbedingt auch beibehalten und auf andere Infektionsgeschehen ausgeweitet“ werden.

Amtsärzte-Chef: Corona-Warn-App solle beibehalten werden



Mit solchen Anwendungen gelinge es, Bürgerinnen und Bürger „zeitnah, qualifiziert und zuverlässig mit hoher Qualität zu informieren“. „Von daher sollte die App unbedingt auch beibehalten und auf andere Infektionsgeschehen ausgeweitet werden“, betonte Nießen.

Die Corona-Warn-App war seiner Einschätzung zufolge „ein modernes und wichtiges Tool im Management der Pandemie“. „Wie viele Erkrankungs- und Todesfälle infolge von Warnungen über die App tatsächlich verhindert werden konnten, lässt sich nicht benennen, da die Stärke der App in der anonymen Warnung lag“, betonte der Leiter des Kölner Gesundheitsamtes. Allerdings hätten die Warnungen grundsätzlich zu einer verstärkten Testbereitschaft und zu einem umsichtigeren Verhalten mit Blick auf gefährdete Menschen geführt.

− fra/dpa/afp