Interview zur Gartenpflege
Der erste Schnitt: Ab wann sollte man im Frühjahr zum Rasenmäher greifen?

21.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:42 Uhr

Wann sollte der Rasen das erste Mal im neuen Jahr gemäht werden? Wir haben nachgefragt. −Symbolbild: dpa

18 Grad und Sonnenschein – vielerorts haben wir bereits einen kleinen Vorgeschmack auf den Frühling bekommen. So mancher Gartler scharrt beim Anblick des braunen, zum Teil kahlen Rasens schon mit den Hufen.



Doch ab wann sollte der Rasenmäher nach der Winterpause wieder zum Einsatz kommen? Wir haben bei der bayerischen Gartenakademie nachgefragt. Dort heißt es: Gut Ding will Weile haben.

Christine Scherer arbeitet bei der Bayerischen Gartenakademie am Institut für Erwerbs- und Freizeitgartenbau und kennt sich bestens mit Rasen aus.

In vielen Gärten bietet sich aktuell ein trostloses Bild. Der Rasen ist verunkrautet, oft kommt auch Moos zum Vorschein. Ab wann darf der Rasenmäher denn endlich wieder für ein gepflegtes Erscheinungsbild sorgen?

Scherer: Das kann ich so pauschal gar nicht beantworten, das hängt nämlich von der Witterung und von der Höhe des Rasens ab. Wenn Sie sich erinnern: Wir haben letztes Jahr nach dem trockenen Sommer im Herbst Regen gehabt, da ist es allerdings auch nochmal warm geworden. Die Rasengräser sind daraufhin richtiggehend explodiert. Viele von uns haben deshalb im November nochmal Rasen gemäht. Deshalb gilt: Wer im November seinen Rasen nochmal gemäht hat, hat jetzt einen Rasen, der noch nicht zu lang ist. Wer seinen Rasenmäher schon vorher in die Winterpause geschickt hat, hat jetzt einen relativ hohen Rasen.

Ab welcher Höhe sollte der Rasen gemäht werden?
Scherer: Wenn der Rasen drei bis vier Zentimeter hoch ist, brauch ich aktuell nicht mähen. Wenn der Rasen aber sieben bis zehn Zentimeter hoch ist, dann kann ich ihn mähen – allerdings nur, wenn es trocken ist. Wir haben zwar schon einige warme Tage dabei, aber wir haben auch noch frostige Nächte. Das Wetter verlockt zwar, aber diese schönen Tage sind leider noch keine Garantie dafür, dass es so bleibt. Sicherheitshalber würde ich deshalb noch bis Ende März, Anfang April warten.

Was muss ich denn beim Mähen beachten, wenn mein Rasen jetzt schon sieben bis zehn Zentimeter hoch ist?
Scherer: Wenn mein Rasen schon ziemlich hoch steht, kürze ich ihn jetzt im ersten Schritt erstmal nur um die Hälfte runter. Erst beim nächsten Schnitt stelle ich dann die endgültige Höhe, die ich den Sommer über haben möchte, ein.

Kann ich meinem Rasen denn aktuell was Gutes tun?
Scherer: Sie können jetzt aktuell schon erste Pflegemaßnahmen ergreifen. Unkraut entfernen zum Beispiel. Die Niederschläge im September und Oktober 2022 haben das Unkraut sprießen lassen, allen voran die Vogelmiere. Durch die vorangegangene Trockenheit gibt es auch viele Disteln. Diese können jetzt gut entfernt werden. Dazu eignet sich ein Unkrautjäter. Das ist ein spezielles Gerät mit langem, schmalem Schaft.

Nach dem ersten Schnitt sollte ich den Rasen düngen…
Scherer: Genau. In der Regel hat man im Garten ja einen Gebrauchsrasen. Der braucht zwei Mal im Jahr Dünger. Einmal Ende März, Anfang April und die zweite Düngung dann im Juni, spätestens August. Wichtig ist, dass der Rasen trocken ist, wenn ich den Dünger ausbringe. Gut geeignet sind organisch-mineralische Dünger. So ein Gebrauchsrasen braucht etwa sechs bis zehn Gramm Stickstoff pro Quadratmeter und Jahr. Auf der sicheren Seite ist man, wenn man einen speziellen Rasendünger verwendet, weil da die Zusammensetzung den Ansprüchen des Rasens genügt.

Moos hat sich in vielen Rasenflächen breit gemacht. Hier kann das Vertikutieren Abhilfe schaffen. Doch ganz unumstritten ist diese Methode nicht. Was raten Sie: Vertikutieren ja oder nein?
Scherer: Wenn man es richtig macht, schadet man dem Rasen nicht. Richtig heißt: Wir müssen den passenden Zeitpunkt abwarten. Der Boden muss trocken sein, also so ab Ende März, Anfang April. Nach dem Mähen kann man den Rasen vertikutieren. Wir unterscheiden hierbei zwischen dem händischen Vertikutieren, also tatsächlich der Handarbeit und dem maschinellen Vertikutieren. Das händische Vertikutieren mache ich mit einem Eisenrechen, das ist das schonendste. Das ist natürlich ein bisschen anstrengender, aber man erspart sich das Fitness-Studio und für Flächen bis zu 100 Quadratmeter ist es durchaus machbar. Da hab ich im wahrsten Sinne des Wortes in der Hand, wie tief ich in die Erde reingehe. Der Sinn des Vertikutierens ist ja eigentlich, dass ich das Moos entferne. Also ich muss nicht den Boden damit durchschneiden. Es geht nur darum, den oberflächlichen Rasenfilz zu entfernen. Und das geht am Schonendsten mit einem Eisenrechen. Bei großen Flächen ist natürlich klar, dass man es maschinell macht. Dabei ist es ganz wichtig, dass man die Messer ganz hoch einstellt, weil ich sonst ungewollt die Wurzeln zerschneide. Das schwächt ja meine Rasengräser. Vertikutieren tut man immer überkreuz, also in zwei Richtungen.


Nach dem Vertikutieren könnte ich kahle Stellen nachsähen. Wie gehe ich hier richtig vor?

Scherer: Wenn mein Rasen im Frühjahr nach dem ersten Mähen sehr viele kahle Stellen hat, dann sähe ich die nach. Wenn man im April vertikutiert hat, dann kann man Kompost streuen, den leicht ein rechen, anschließend den Rasensamen ausbringen und wieder leicht ein rechen. Mit Hilfe von einem Brett kann der Rasen etwas rückverfestigt werden. Ganz wichtig ist es, die Rasensamen danach unbedingt für drei bis vier Wochen zu wässern, falls es nicht regnet.

Stichwort Regen: Der vergangene Sommer war heiß und hat den Rasenflächen einiges abverlangt. Wie oft sollte ich meinen Rasen denn grundsätzlich wässern?
Scherer: Man muss bewässern, aber nicht täglich. Es reicht in der Regel, wenn ich ein bis zwei Mal pro Woche bewässere – dann aber durchgehend - wobei das natürlich wieder auf die Bodenart und die Lage ankommt. Wenn ich einen sehr sandigen, durchlässigen Boden habe, der ja wenig Wasser hält, dann kann man zwei bis drei Mal pro Woche wässern. Wobei sich natürlich generell die Frage stellt, ob man sich in der allgemeinen Wasserknappheit den Luxus leistet, einen Rasen zu bewässern. Es hat sich im letzten Jahr gezeigt, dass sich der Rasen trotz des heißen Sommers, nach dem Regen im Herbst wieder erholt, auch wenn er nicht gewässert wurde. Was man in einer Trockenphase allerdings nicht machen sollte, ist, dass man den Rasen arg strapaziert, also dass Kinder Fußball drauf spielen beispielsweise. Das sollte man dann vermeiden. Dann regenerieren sich die Gräser im Herbst oder nach dem nächsten Regen wieder.