Corona-Test an Schulen auch im Herbst: Tempo bei Luftfiltern

06.07.2021 | Stand 07.07.2021, 23:00 Uhr

Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild

Derzeit ist die Pandemie in Bayern weitgehend unter Kontrolle. Doch die Delta-Variante schafft auch hier Sorgen. Um auch im Herbst Präsenzunterricht gewährleisten zu können, muss noch viel passieren.

An Bayerns Schulen wird es auch nach den Sommerferien noch für längere Zeit verpflichtende Corona-Tests geben. Das kündigte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) am Dienstag nach einer Kabinettssitzung in München an. An weiterführenden Schulen soll es wie bisher bei Selbsttests bleiben. An Grund- und Förderschulen wird dagegen umgestellt: Dort sollen vom neuen Schuljahr an so genannte PCR-Pool-Tests die Regel sein.

Dabei handelt es sich beispielsweise um Lolly- oder Lutsch-Tests, die für Kinder leichter sein sollen. Alle Proben einer Klasse werden gesammelt per PCR-Test untersucht - also mit dem genaueren und empfindlicheren Testverfahren. Sollte die Probe positiv sein, müssen die Kinder einzeln getestet werden. Besonders bei geringem Infektionsgeschehen sei dies eine effiziente und kostenschonende Möglichkeit für Reihentestungen, so die Staatskanzlei. Man werde nun «zeitnah» Labor- und Logistikkapazitäten schaffen, Schulen informieren und bei Bedarf auch Schulungen anbieten.

Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) zufolge sollen auch die PCR-Pool-Tests zweimal pro Woche gemacht werden. Sollten die Sieben-Tage-Inzidenzen wieder über 100 steigen, könne es einen zusätzlichen Schnelltest zu Beginn der Woche geben.

Um ab Herbst den Präsenzunterricht in Bayern für die in der Regel meistens ungeimpften Schülerinnen und Schüler aufrecht zu erhalten, müht sich der Freistaat zudem, mehr Tempo in die Ausstattung von Klassenzimmern mit Luftreinigungsfiltern zu bekommen. Das Land stelle dafür 190 Millionen Euro zur Verfügung, so Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU).

Mit dem Geld sollen rund 60.000 Klassenzimmer und 50.000 Räume in Kindertagesstätten mit mobilen Luftreinigern versorgt werden können. Zudem gebe Bayern Geld, um Angebote zu finanzieren, die Schülern das Nachholen von versäumten Unterrichtsstoff ermöglichen sollen.

Die Luftreiniger sollen die Virenlast in der Raumluft verringern und so die Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus senken. Herrmann rief die Kommunen - die eigentlich für die Schulen zuständig sind - auf, das Geld abzuschöpfen. Die Geräte seien vom Land bis zu 50 Prozent förderfähig. Den Rest müssen die Kommunen selbst aufbringen.

Der Vorsitzende des Bayerischen Städtetags, der Straubinger Oberbürgermeister Markus Pannermayr (CSU), kritisierte, Kommunalpolitiker würden «mit einem noch nicht klar definierten Förderprogramm» unter Druck gesetzt. «Damit werden bei Schülerschaft, Eltern und Lehrerschaft zu hohe Erwartungen geweckt, die sich in der Praxis nicht schnell erfüllen lassen», sagte er. Unklar sei etwa noch, welche Geräte geeignet seien, welche Vergaberichtlinien gälten und wer die «erheblichen Folgekosten» für Wartung und Pflege trage.

Walburga Krefting, die Vorsitzende der Katholischen Erziehergemeinschaft (KEG), begrüßte das Förderprogramm. Dass nur die Hälfte der Kosten übernommen werden soll, werde aber ein Hindernis sein. Viele klamme Kommunen könnten sich die Anlagen nicht leisten. Sie müssten stärker unterstützt werden.

Ob die Luftfilter Mitte September nach den Sommerferien wirklich überall vorhanden sein werden, kann niemand garantieren. Piazolo gab sich optimistisch, dass das Verfahren nun Fahrt aufnehme. Aber es gebe auch Abläufe, die eingehalten werden müssten. Es dürften keine Fabrikate zur Anschaffung empfohlen werden. Es gebe nun aber eine Liste an Modellen, die das Verfahren erleichtern soll. Sozialministerin Carolina Trautner (CSU) betonte, dass mit den Filtern die Kinderbetreuung sicherer werde, es aber auch wichtig bleibe, dass Angebote für Tests und Impfungen angenommen würden.

Piazolo betonte, seit dem Wegfall der Maskenpflicht am Sitzplatz im Klassenzimmer und auf dem Pausenhof seien die Infektionszahlen «erfreulicherweise» nicht gestiegen. Gerade bei den Grundschulkindern sei die Inzidenz stark gefallen. Erfreulich sei auch, dass sich von dieser Woche an 275.000 Kinder impfen lassen könnten.

Unterdessen bereitet Impfmüdigkeit in der Bevölkerung zunehmend Sorgen. «Wir müssen jeden Tag dafür werben, dass wir Impfwillige finden», sagte Holetschek. Der Impfstoff müsse jetzt zu den Menschen gebracht werden. Er stelle sich vor, dass man sich die Corona-Impfung «praktisch im Vorbeigehen» verabreichen lassen kann. Auch bei den 18- bis 25-Jährigen sehe er noch viel Potenzial. Dazu passend können sich Impfwillige nun auch bei Aufenthalten in Krankenhäusern impfen lassen.

Nach Regierungsangaben haben derzeit in Bayern 54 Prozent der Bevölkerung eine Erstimpfung erhalten. Rund 38 Prozent sind vollständig geimpft. Zuletzt hatten sich Berichte gehäuft, dass kaum Interesse an Sonder-Impfaktionen bestand - besonders, wenn der Impfstoff von Astrazeneca im Angebot war.

Holetschek will den Impfstoff jedoch nicht verfallen lassen. «Wir werden alles tun um darzustellen, wofür wir Astrazeneca einsetzen können.» Als Beispiel nannte er Kreuzimpfungen mit anderen Impfstoffen. «Der Versuch ist schon noch da, deutlich zu machen, dass das eine sinnvolle Alternative sein kann.» Auch Auffrischungsimpfungen etwa in Pflegeheimen seien ein Thema.

Die Corona-Lage sei in Bayern weiterhin vergleichsweise entspannt, auch wenn sich die gefährlichere Delta-Variante weiter ausbreite. Inzwischen gingen 25 Prozent der Neuinfektionen auf diese Variante zurück. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt in Bayern derzeit bei 5,4.