BN: Kein Neu- und Ausbau von Bundesstraßen und Autobahnen

19.08.2021 | Stand 21.08.2021, 16:19 Uhr

Blick auf die Baustelle zum sechsstreifigen Ausbau der Bundesautobahn A3.- Foto: picture alliance / dpa/archivbild

Bundesstraßen und Autobahnen sollen in Bayern nicht mehr neu- oder ausgebaut werden, fordert der Bund Naturschutz. Er findet, das Geld sei anderswo viel besser angelegt.

Der Bund Naturschutz (BN) fordert, Aus- und Neubauprojekte für Bundesstraßen und Autobahnen in Bayern sofort zu stoppen. Mit dem eingesparten Geld sollen stattdessen Fuß- und Radwege gebaut, der öffentliche Nahverkehr auf dem Land verbessert und Bahnstrecken modernisiert werden.

«Sämtliche Straßenbauprojekte in Bayern müssen auf den Prüfstand. Sind sie nicht mit den Klimazielen von Paris vereinbar, müssen sie dauerhaft begraben werden», sagte BN-Chef Richard Mergner am Donnerstag laut Mitteilung. «Wir haben in den vergangenen Jahrzehnten mehr als genug Straßen gebaut. Sie führen nachweislich nicht zu weniger, sondern zu mehr Verkehrsaufkommen.»

In Bayern seien laut Bundesverkehrswegeplan in den kommenden Jahren neue Straßen und Ausbauten mit einer Länge von rund 1500 Kilometern geplant - die Kosten lägen bei mindestens 13 Milliarden Euro, teilte der BN weiter mit.

Würden die Pläne so umgesetzt, verfehle man die Klimaziele der Bundes- und der Staatsregierung. Der Flächenverbrauch nehme zu und es scheitere das Ziel, Güter auf Schiene und Schiffe zu verlagern, sagte Mergner. Das deutsche Straßennetz sei völlig ausreichend. Dagegen fehle es beispielsweise an attraktiven Angeboten des öffentlichen Verkehrs auf dem Land.

Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) betonte dagegen, es gehe um die Bedürfnisse und die Lebenswirklichkeit der Bürger. «Es ist völlig verkehrt, Straße, Schiene und Radwege gegeneinander auszuspielen», sagte sie laut Mitteilung. Der Freistaat investiere auch in den Radwegebau und den Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel. «Aber Bayern ist ein Flächenland und viele Menschen sind auf das Auto angewiesen. Deswegen brauchen wir auch weiter moderne, leistungsfähige und sichere Straßen.»

Konkret verwies der Bund Naturschutz am Donnerstag auf drei Beispiele: Beim Bau der zwölf Kilometer langen Nordumfahrung Passau würden 30 Hektar Wald verloren gehen. Gutachten zeigten aber nur eine geringe Entlastungswirkung auf die Stadt. Unnötig seien auch Bauprojekte im Loisachtal bei Garmisch-Partenkirchen: zwei Tunnel seien bereits in Bau, zwei weitere seien geplant. Etwa eine Milliarde Euro würden in dem Tal verbaut.

Und: In Karlstein bei Würzburg soll auf 50 Kilometern eine neue Bundesstraße entstehen. Große Teile der Strecke führten aber mitten durch die Natur. Die Planungen stammten zum Teil aus dem Jahr 1968 - prognostiziert werde aber nur ein unterdurchschnittliches Verkehrsaufkommen.

Zustimmung kam von den Landtags-Grünen. Das Straßennetz sei fertig ausgebaut, sagte Markus Büchler, Sprecher für Mobilität. «Wer weiter Straßen baut, der wird zum einen ganz unmittelbar Straßenverkehr ernten, darüber hinaus werden wir so auf lange Sicht die Klimaziele von Paris ganz sicher verfehlen. Denn jede weitere Straße und ihre Nutzung zerstört mehr Umwelt und beeinflusst die Klimakrise negativ.» Stattdessen müsse in den Bahnverkehr, in Rad- und Fußwege investiert werden. «Der Klimaschutz duldet keinen Aufschub und schon gar keine neuen Straßen.»