Bibel auf Fränkisch: Freiwillige übersetzen hunderte Texte

23.06.2021 | Stand 25.06.2021, 5:57 Uhr

Daniel Karmann/dpa

Ein Gesangbuch auf Fränkisch gibt es schon. Jetzt soll die Bibel folgen. Viel Stoff für die vielen Übersetzerinnen und Übersetzer.

Etwa 90 sprachbegeisterte Fränkinnen und Franken übersetzen gerade die Bibel in ihre Mundart. Keine leichte Aufgabe: um die 460 Textabschnitte gilt es komplett umzuformulieren. «Einfach den Martin-Luther-Text auf fränkisch auszusprechen, reicht ja nicht», sagt Pfarrer Claus Ebeling, der die Idee zu dem Projekt hatte. Es müssten auch eine andere Bildsprache gefunden und schwierige Sätze aufgebrochen werden. 2023 soll die Bibel auf Fränkisch erscheinen.

Seit 25 Jahren engagiert sich Ebeling im Arbeitskreis Mundart der evangelischen Kirche in Bayern, der sich für Gottesdienste und biblische Texte in Dialekt einsetzt. Das «Fränggischn Psalder», ein fränkisches Gesangbuch, hat er bereits herausgebracht.

Nun hat sich der 54-Jährige aus dem mittelfränkischen Lichtenau das Buch der Bücher vorgenommen. Für das Alte Testament habe er allerdings eine Auswahl getroffen, weil es sonst zu umfangreich geworden wäre und Teile davon heute auch nur schwer verständlich seien, sagt Ebeling.

Auf seinen Aufruf in den Medien haben sich seinen Angaben nach eine Menge Begeisterte gemeldet. «Es sind ganz unterschiedliche Menschen. Der jüngste ist 16, der älteste 86», sagt Ebeling und kommt damit auch gleich auf die Probleme bei der Übersetzung zu sprechen: «Mundart ist eigentlich eine gesprochene Sprache. Die Schwierigkeit ist diese so zu verschriftlichen, dass sie einheitlich verstanden wird.»

Beim Fränkischen kommt erschwerend dazu, dass der ostfränkische Sprachraum deutlich größer ist als die drei fränkischen Regierungsbezirke und dass er auch an der Landesgrenze nicht halt macht. Von Dorf zu Dorf spreche man ein anderes Fränkisch, sagt Ebeling. Und auch über die Generationen verändere sich die Sprache. «Ein 86-Jähriger spricht ganz anders als ein 40-Jähriger.»

In der fränkischen Bibel werden sich die einzelnen Abschnitte deshalb voneinander unterscheiden. Ebeling will diese aber ganz bewusst in der jeweiligen Mundart der Autorin oder des Autors belassen. «Das soll auch zeigen, dass es eine Freude ist, so zu reden wie einem der Schnabel gewachsen ist», sagt er.

Inzwischen gehen bei ihm laufend übersetzte Texte ein, die er gemeinsam mit anderen korrigiert. Bis Ende des Jahres sollen alle Abschnitte übersetzt sein. Dann geht es daran, das Buch fertig zu stellen. Illustriert werden soll es mit Fotografien von biblischen Motiven. Acht Leute fahren dafür zurzeit Kirchen in Franken ab.