Belästigung im Parlament? Abgeordnete sieht Machtmissbrauch

26.08.2021 | Stand 28.08.2021, 7:45 Uhr

Bela Bach (SPD) spricht.- Foto: Jörg Carstensen/dpa/Archivbild

Sexuelle Belästigung, ein sehr zweifelhaftes Angebot - und ein Übergriff im Plenum des Deutschen Bundestages: Die bayerische SPD-Bundestagsabgeordnete Bela Bach will sich so etwas nicht gefallen lassen.

Die bayerische SPD-Bundestagsabgeordnete Bela Bach (30) will ein Vorbild für Frauen sein, die Erfahrungen mit sexueller Belästigung machen mussten. «Wenn mir so etwas widerfährt, wird darüber berichtet. Wenn eine Kellnerin belästigt wird, berichtet keiner darüber», sagte sie der Deutschen Presse-Agentur in München. «Ich möchte allen Frauen Mut machen, die Opfer sexueller Belästigung werden. Das muss im 21. Jahrhundert keine Frau hinnehmen.»

Bach hatte in einem Interview der «Bunten» und zuvor auch schon bei «Zeit Campus» von Belästigung im Bundestag berichtet. «Einmal brauchte ich Unterstützung für ein Projekt. Ich schrieb einem Abgeordneten aus meiner Fraktion. Seine Antwort: Er würde mich unterstützen - wenn ich mich dafür privat mit ihm treffe. Ich habe ihm geschrieben, wie irritierend ich sein Verhalten finde, und abgesagt. Auch andere Kolleginnen haben so was erlebt», sagte sie «Zeit Campus» im Juli.

In der «Bunten» berichtete sie nun außerdem: «Im Plenum hat ein anderer Kollege, der mir gegenüber mehrfach mit sexistischen Sprüchen aufgefallen ist, sich so über den Sitz gebeugt, dass er mir über das Gesäß streifen konnte. Das sind Momente, da kann man nicht glauben, dass das passiert.»

Der dpa sagte sie: «Es kann nicht sein, dass unsere Demokratie von älteren Männern bestimmt wird und Frauen, die sich engagieren, derartiges ertragen müssen. Da läuft gewaltig etwas falsch.» Es gehe ihr nicht um ihren individuellen Fall, «sondern darum, auf ein System aufmerksam zu machen, in dem Macht missbraucht wird».

Der Deutsche Bundestag hatte am Mittwoch auf Anfrage eine Antwort zu den Vorwürfen angekündigt, die zunächst aber noch nicht eingegangen war.

Die in Magdeburg geborene Wahl-Münchnerin Bach war 2020 als Nachrückerin in den Bundestag eingezogen, kandidiert allerdings nicht mehr für die neue Legislaturperiode. «Ich möchte als jüngste Frau der 19. Wahlperiode anderen jungen Frauen, die nachkommen, ein Parlament hinterlassen, in dem sie solche Erfahrungen hoffentlich nicht mehr machen müssen», sagte sie der dpa.