Arbeitslosigkeit in Bayern nur leicht gestiegen

31.08.2021 | Stand 01.09.2021, 22:12 Uhr

"Agentur für Arbeit" hängt über dem Eingang der Bundesagentur.- Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild

Es gibt etwas mehr Arbeitslose im Freistaat als im Juli, Experten sehen die Entwicklung dennoch positiv: Dass die Zahlen steigen, ist zu dieser Jahreszeit ganz normal.

Die Arbeitslosigkeit in Bayern ist im August wie üblich in dem Sommermonat leicht gestiegen, Fachleute werten den nur leichten Anstieg aber als Erholungskurs. Die Zahl der Arbeitslosen stieg im Vergleich zum Vormonat um 3288 auf 253 108, ein Anstieg um 1,3 Prozent. So niedrig sei der saisonal bedingte Anstieg von Juli auf August zuletzt 1975 gewesen, teilte die Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit am Dienstag in Nürnberg mit. Die Arbeitslosenquote blieb im August unverändert bei 3,3 Prozent, das ist weniger als vor einem Jahr (4,1 Prozent), aber höher als im August 2019, also vor der Corona-Krise (2,9 Prozent).

«Der Arbeitsmarkt in Bayern holt weiter auf. Der übliche Anstieg der Arbeitslosigkeit von Juli auf August fiel heuer deutlich geringer aus», sagte der Chef der Regionaldirektion, Ralf Holtzwart. Der Anstieg zum Vormonat sei vor allem auf Jüngere zurückzuführen, die sich nach Ende des Ausbildungsjahres und Sommersemesters arbeitslos meldeten.

Deutschlandweit blieb die Arbeitslosenquote unverändert bei 5,6 Prozent. Bayern hat mit 3,3 Prozent die niedrigste Quote. Bayerns Arbeitsministerin Carolina Trautner (CSU) sagte: «Einerseits verzeichnen wir einen hohen Fachkräftebedarf, der in einzelnen Regionen und Branchen bereits nicht mehr vollständig gedeckt werden kann. Andererseits hat die Zahl der Langzeitarbeitslosen zugenommen.»

Die Zahl der Langzeitarbeitslosen war in der Corona-Pandemie angestiegen. Seit drei Monaten sinkt sie zwar leicht, liegt aber nach wie vor über dem Vorjahresniveau. Trautner sagte, die Digitalisierung habe die Anforderungen in vielen Berufsfeldern verändert. Berufliche Weiterbildung sei der Schlüssel zum Erfolg. Die Staatsregierung unterstützt dies demnach unter anderem mit einem Online-Portal für Weiterbildungsinteressierte.

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) sagte, Gastronomie, Hotellerie, Einzelhandel und Dienstleister bräuchten die klare Zusage, dass es keinen Lockdown mehr geben werde. «Die 3G-Regel erlaubt ein sicheres Öffnen bei wechselnden Inzidenzwerten», sagte er. Die Verlängerung der epidemischen Lage habe die Planbarkeit für Unternehmen nicht verbessert, kritisierte Aiwanger. Der Bund bleibe eine unternehmerfreundliche Politik weiter schuldig.

Holtzwart sagte, besonders erfreulich sei die Arbeitskräftenachfrage. 33 388 neue Stellen wurden den Arbeitsagenturen und Jobcentern in Bayern im August gemeldet. Das sind 9983 beziehungsweise 42,7 Prozent mehr als im August 2020. Rund 134 000 Stellen sind derzeit unbesetzt - damit sind mehr Stellen offen als vor der Corona-Krise im August 2019 (rund 130 000). Stichtag für die aktuelle Statistik war der 12. August.

Den jüngsten Zahlen zufolge waren im Juni rund 5,748 Millionen Menschen in Bayern sozialversicherungspflichtig beschäftigt - und damit rund 1,2 Prozent mehr als im Juni 2020. «Die Beschäftigung ist den dritten Monat in Folge im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Kurzarbeitenden weiter», sagte Holtzwart.

Regional gibt es allerdings große Unterschiede in Bayern: Die niedrigste Arbeitslosenquote hat zurzeit der Landkreis Eichstätt mit 1,8 Prozent. Am höchsten ist die Quote in den Städten Augsburg (6,0 Prozent) und Schweinfurt (6,2 Prozent).

Die Corona-Krise habe noch einmal deutlich gezeigt, dass Frauen am Arbeitsmarkt massiv benachteiligt seien und stärker unter der Krise litten als Männer, sagte die kommissarische Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Verena Di Pasquale. «Frauen wurden nicht nur krisenbedingt öfter arbeitslos und erhielten seltener Kurzarbeitergeld, sie mussten auch häufiger ihre Arbeitszeiten reduzieren, um sich um ihre Kinder oder pflegebedürftige Personen im Haushalt zu kümmern», sagte sie.

Es sei nicht hinnehmbar, dass unbezahlte Sorgearbeit nach wie vor hauptsächlich Frauenarbeit sei. Minijobs gehörten abgeschafft, der Niedriglohnsektor zurückgedrängt. Stattdessen brauche es gut bezahlte und sichere Arbeit und flexiblere Arbeitszeitmodelle. «Die Vereinbarkeit von Arbeit und Leben muss endlich für Frauen wie Männer ohne Einschränkung möglich sein», sagte Di Pasquale.

Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) zeigte sich über die «robuste Lage» in Bayern erfreut, sorgt sich aber um den Materialmangel aufgrund ungeordneter weltweiter Lieferketten sowie steigende Rohstoffpreise und Frachtkosten. Außerdem gebe es in manchen Regionen und Branchen ein Nebeneinander von Arbeitslosigkeit und Fachkräftemangel. Die vbw forderte etwa niedrigere Unternehmenssteuern, gesenkte Strompreise und eine wöchentliche statt tägliche Höchstarbeitszeit.