Denkzettel für Scheuer
Alle Direktmandate in der Region gehen an die CSU - mit teils herben Verlusten

27.09.2021 | Stand 27.09.2021, 0:00 Uhr

Diese Direktkandidaten vertreten die Region im neuen Bundestag (v.l. oben): Andreas Scheuer (Wahlkreis Passau), Max Straubinger (Rottal-Inn), Peter Ramsauer (Traunstein), Florian Oßner, Alois Rainer (Straubing), Thomas Erndl (Deggendorf) und Stephan Mayer (Altötting)

Von Isabel Metzger und Oliver Glombitza

Alle sieben Direktmandate in Südostbayern gehen an die CSU. Teilweise aber mussten die Kandidaten große Verluste hinnehmen. Einen Denkzettel verpassten die Wähler vor allem Minister Andreas Scheuer.

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Schon bei der Bundestagswahl vor vier Jahren gab es bei der CSU lange Gesichter. Damals fuhren die Christsozialen herbe Verluste ein. Am Sonntag rauschten sie dann noch weiter in den Keller; mit 32,6 Prozent erreichte die CSU unter Parteichef Markus Söder laut zweiter Hochrechnung das schlechteste Ergebnis seit über 70 Jahren bei einer Bundestagswahl. Im Vergleich zu 2017 verlor sie 6,2 Prozentpunkte. Zwar gewannen im PNP-Verbreitungsgebiet in den niederbayerischen Wahlkreisen Passau, Deggendorf, Rottal-Inn und Straubing alle CSU-Kandidaten erneut ihre Direktmandate – jedoch auch alle mit Verlusten bei den Erststimmen.



Die größten Verluste musste Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer in seinem Wahlkreis Passau hinnehmen. Nach noch 47,5 Prozent bei den Erststimmen 2017 ging es bei ihm, der gestern seinen 47. Geburtstag feierte, nun auf nur noch 30,7 Prozent abwärts. Nach dreieinhalb Jahren „Alle gegen Einen“ – Scheuer spielte damit auf die Probleme in seinem „schwierigen Ressort“ an – sei es auch im Wahlkreis ein „Alle gegen Einen“ gewesen. „Klar, dass man das auch am Ergebnis ablesen kann“, sagt Scheuer am Abend der PNP. Allerdings verwies er als Bezirksvorsitzender darauf, dass die CSU auch mit Landshut alle fünf Direktmandate in Niederbayern holen konnte – und das in einem laut Scheuer „harten und außergewöhnlichen Wahlkampf“.

„Das bleibt an der Partei hängen“

Die Corona-Pandemie und auch die Maskenaffäre habe zum schlechten Abschneiden der CSU bei der Bundestagwahl beigetragen, ist Alois Rainer überzeugt. „Das bleibt an der Partei hängen.“ Zwar musste er als Direktkandidat für den Wahlkreis Straubing mit nur einem Prozentpunkt Verlust im Vergleich zu 2017 wenig Federn lassen. Er erreichte rund 44 Prozent der Erststimmen. Angesichts dessen zeigt er sich gestern im PNP-Gespräch über das Ergebnis „erleichtert“. „Ich hab noch zu meiner Frau gesagt, wenn es ein bissl über 40 Prozent ist, bin ich zufrieden.“

Straubinger fast zehn Prozent hinter Ergebnis von 2017

Ganz und gar nicht zufrieden mit seinem Ergebnis kann Max Straubinger sein. Genau wie für seine Partei ging es auch für den CSU-Politiker in der Wählergunst bergab. Mit 35,1 Prozent liegt er in seinem Wahlkreis Rottal-Inn satte 9,9 Prozent hinter seinem Ergebnis von 2017, konnte sein Direktmandat aber verteidigen. Bei der vorletzten Bundestagswahl 2013 hatte Straubinger sogar noch 61,1 Prozent der Erststimmen erhalten. „Ich hätte mir ein besseres Ergebnis gewünscht“, fällt am Abend dann auch sein Urteil aus. Er sei aber nun mal auch vom Ergebnis seiner Partei abhängig. Auch die starke Konkurrenz habe es ihm nicht leicht gemacht. Mit Freie-Wähler-Politiker Werner Schießl sei ein „bekannter Kommunalpolitiker“ gegen ihn angetreten – der in Rottal-Inn auch prompt mit 16,7 Prozent den zweiten Platz machte. Straubinger erklärt sich das schwache Ergebnis seiner Partei mit den innerparteilichen Querelen im Wahlkampf. „Die Union wurde nicht als geschlossen wahrgenommen.“ So habe es zu lange keinen Bundesvorsitzenden gegeben und auch der Wettbewerb um die Kanzlerkandidatur habe geschadet. Trotz allem liege die CSU ungefähr acht Prozent über dem Ergebnis der CDU und habe so einen „starken Beitrag zum Gesamtergebnis“ geleistet.

Erndl verteidigt Direktmandat

Zwar mit Verlusten aber doch sehr souverän hat CSU-Politiker Thomas Erndl sein Direktmandat im Wahlkreis Deggendorf verteidigt. Mit 37,4 Prozent holte Erndl allerdings etwa sieben Prozentpunkte weniger als noch 2017. „Ich freue mich über mein persönliches Ergebnis“, erklärt er am Sonntagabend. Schließlich habe er auch ein „Stück weit“ über dem Ergebnis der Zweitstimmen seiner Partei gelegen. Zwar sei er wegen des Abschneidens der CSU insgesamt doch „sehr angespannt“, er betont aber, dass die Christsozialen mit ihrem Ergebnis weiterhin eine Volkspartei seien – wenn auch eine mit großen Herausforderungen. Am wichtigsten sei nun, dass ein Linksbündnis hätte abgewendet werden können.

Auch Oßner verliert deutlich

Mit 31,5 Prozent holt sich Florian Oßner (CSU) im Wahlkreis Landshut die meisten der Erststimmen. Damit liegt er vor Maria Krieger (Grüne) mit 17,0 Prozent und Vincent Hogenkamp (SPD) mit 13,7 Prozent. Auch Oßner verliert allerdings deutlich: 2017 hatte er noch 39,6 Prozent erreicht.

Auch Ramsauer verliert weit über zehn Prozent

Der Direktkandidat im Deutschen Bundestag aus dem Wahlkreis Traunstein/Berchtesgadener Land heißt auch für die kommenden vier Jahre Peter Ramsauer von der CSU. Der Traunwalchner holte laut dem vorläufigen Ergebnis 36,63 Prozent, nach 50,28 Prozent im Jahr 2017. Auf Platz zwei mit glatten 17 Prozent kam Bärbel Kofler von der SPD ins Ziel (2017: 16,11). Erstaunlich war das Abschneiden von Andrea Wittmann (Freie Wähler), die aus dem Stand bei der ersten bundesweiten FW-Kandidatur bei 11,42 Prozent stand und damit vor dem Grünen Wolfgang Ehrenlechner (10,59 Prozent) lag. Die übrigen zehn Direktkandidaten lagen unter zehn Prozent. Die Wahlbeteiligung sank von 77,02 Prozent im Jahr 2017 auf nun 73,95 Prozent.

Mayer vier weitere Jahre in Berlin

Stephan Mayer wird auch die nächsten vier Jahre den Wahlkreis Altötting in Berlin vertreten. Dennoch kam so richtige Siegeslaune nicht auf: Denn Mayer blieb deutlich unter der 50-Prozent-Marke. Mayer kam im Wahlkreis auf knapp 43,3 Prozent der Erststimmen, über elf Prozentpunkte weniger als vor vier Jahren. Alte Stärke hat er nur im Holzland, in Erlbach etwa mit 55 Prozent. Und um knapp zehn Prozent hat sich auch das Ergebnis seiner Partei, der CSU, reduziert, auf 34,2 Prozent.

Vom Bundestrend aufwärts konnte die SPD profitieren, erreichte im Landkreis über 15 Prozent, im Wahlkreis etwas darunter. Prozentual noch stärker nach oben auf genau 10 Prozent ging es mit den Grünen. Und den größten Sprung machten die Freien Wähler – um knapp neun Prozentpunkte auf gut 11 Prozent. Die FDP legte auch zu, Direktkandidatin Sandra Bubendorfer-Licht blieb aber mit 5,9 Prozent deutlich hinter dem Zweitstimmenergebnis ihrer Partei von knapp 10 Prozent zurück. Dennoch kommt sie in den Bundestag – über die Liste, dank eines sehr guten Platzes.

− ecs/rs