Als erster in Deutschland
2G: Reiseveranstalter aus Bayern lässt nur noch Geimpfte und Genesene mit

25.08.2021 | Stand 25.08.2021, 8:37 Uhr

„Sorglos buchen“ lautet die Devisebei Leitner Reisen - dazu gehört künftig, dass Ungeimpfte nicht mitreisen können. −Fotos: Leitner

Von Richard Auer

Als erster Reiseveranstalter in ganz Deutschland hat der Mittelständler Leitner Reisen aus Allersberg (Landkreis Roth) entschieden, ab dem 1. Oktober nur noch vollständig Geimpfte und Genesene bei seinen weltweiten Pauschalreisen mit Bus, Flugzeug oder Schiff mitzunehmen.

Am Freitag informierte das Unternehmen per Mail rund 75.000 Kunden über diesen Schritt, wie der Donaukurier berichtet. Zugleich wurde allen, die schon konkret gebucht haben, kostenlose Stornierungs- und Umbuchungsmöglichkeiten angeboten, falls die Reiseteilnahme an diesem Thema scheitern würde.



Leitner-Geschäftsführer Christoph Führer erklärte im Gespräch mit unserer Zeitung, die Resonanz auf die Einführung der „2G-Regel“ für alle Reisenden ab 18 Jahren sei fast durchgängig positiv gewesen. Die Menschen sähen die Maßnahme als wesentlichen Beitrag zu einem maximal sichereren Reisen. „Wir sind im Rahmen unserer Sorgfaltspflicht für das Wohl und Wehe unserer Reisenden verantwortlich“, betont der Leitner-Chef.

Die Reaktionen der Kunden kamen prompt: Schon am Sonntag habe das Unternehmen den dreifachen Umsatz im Vergleich zum Sonntag zuvor gemacht. „Die Menschen warten doch auf so einen Impuls, auf Klarheit und Transparenz.“

Der Geschäftsführer des 73 Jahre alten Traditionsunternehmens betont: „Diese Entscheidung ist über Wochen gereift und hat nichts mit ideologisch-politischen Gründen zu tun. Wir wollen niemanden belehren, wir akzeptieren jede andere Meinung, wenn jemand sagt, ich lasse mich nicht impfen.“ Wie Führer schildert, sind bei den Leitner-Reisen in der Regel 90 bis 95 Prozent der Teilnehmer vollständig geimpft oder genesen. Das bedeutet, dass beispielsweise von einer 50-köpfigen Busgesellschaft allenfalls eine Handvoll bei verschiedensten Anlässen, etwa Grenzübertritten, einen aktuellen Coronatest vorweisen muss.

Organisatorisch ein „Riesen-Tohuwabohu“

Die Organisation dieser Testungen für Nichtgeimpfte während der Reisen führe zu ständigen Unterbrechungen und Wartezeiten für alle anderen. Die äußerst populären Schweiz-Reisen mit Berg- und Alpenzügen wie dem Bernina-Express zum Beispiel seien wegen eines unvermeidlichen eintägigen Aufenthalts in Italien organisatorisch ein „Riesen-Tohuwabohu“. Bei der Rückkehr in die Schweiz koste ein PCR-Test stolze 130 Franken - „dann darf aber in die Apotheke nur alle zehn Minuten einer rein.“ Bei fünf Tests sei da schnell eine ganze Stunden Zwangsaufenthalt einzuplanen. Für eine Reise mit eng getakteten Programmpunkten könne es da richtig schwierig werden.

Das ist auch den geimpften Gästen schwer zu vermitteln, schildert Führer. Viele Kunden hätten darauf hingewiesen, dass inzwischen doch jeder ein Impfangebot erhalten habe. Und Sicherheit und Verlässlichkeit sei sowohl für die Teilnehmer als auch für den Veranstalter ein ganz entscheidendes Thema.

Sein Unternehmen, das in „normalen“ Zeiten jährlich rund 130.000 Gäste befördert, hat schon vor gut einem Jahr eine Strategie entwickelt, wie Reisen auch in Corona-Zeiten planbar bleibt: Leitner hat die sogenannte „Sorglos-Buchen-Garantie“ eingeführt, um den Kunden ein möglichst großes Sicherheitsgefühl zu vermitteln und jederzeit Stornierungen zu erlauben, wenn sich die Corona-Situation irgendwo verschärft. Die neue 2G-Regelung sieht das Unternehmen nun als konsequenten nächsten Schritt in diesem Konzept.

Kein einziger echter Kunde unter den Kritikern

Dass die Entscheidung nicht überall gut ankommt, war freilich absehbar: Am Wochenende setzte es in den sozialen Medien allerhand Kritik, jedoch viel weniger, als zu befürchten war. Außerdem stellte man bei Leitner erleichtert fest, dass sich kein einziger echter Kunde unter den Kritikern befand. „Das waren zu 100 Prozent Leute, die sich immer zu diesem Thema auslassen, egal, um welche Branche es geht.“ Also die üblichen Verdächtigen, die gleich mal unterstellten, Christoph Führer habe doch gewiss „von Söder und Spahn eine Prämie erhalten“ - und die sich auch vermeintlich ulkige Wortspiele mit dem Familiennamen „Führer“ einfallen ließen.

Dass nun ein Mittelständler aus Mittelfranken den Vorreiter macht, war so nicht geplant: „Ich wollte gar nicht der Erste sein“, sagt Christoph Führer. „Aber irgendwer muss halt den ersten Impuls geben.“ Er geht davon aus, dass nun viele aus der Branche, aber auch aus ganz anderen Bereichen, diesen Schritt gleichfalls gehen werden - so wie auch mehrere Kreuzfahrt-Reedereien auf hoher See nur noch geimpfte oder genesene Passagiere mitnehmen. Von Geschäftspartnern habe er jedenfalls ausschließlich positive Reaktionen erhalten.