Der Integrationsbeauftragte der Staatsregierung, Karl Straub (CSU), hat am Donnerstag den Hauptbahnhof besucht. Dabei informierte er sich über die Arbeit der Bahnhofsmission und über ein Integrationsprojekt des Vereins In Via.
Rund 140 Menschen kämen täglich in die Bahnhofsmission, erklärte deren Leiter Anton Stadler. Insgesamt koste der Betrieb der Einrichtung in etwa 120.000 Euro jährlich. Lebensmittel, so Stadler, bekäme die Mission beispielsweise von Einzelhändlern aus dem Bahnhof gespendet. Der Träger der Einrichtung ist der Verband In Via, der sich Mädchen- und Frauensozialarbeit auf die Fahne geschrieben hat. Die Regensburger Vorsitzende Claudia Fritsch ergänzte, dass die Bahnhofsmission nicht auf 140 Besucher ausgelegt sei. Vielmehr sollten Beratung und Gespräche im Fokus der Arbeit stehen.
25 Ehrenamtliche im Einsatz
Durch Corona und Inflation habe sich die Situation vieler Menschen merklich verschlechtert, sagte Fritsch. Deshalb sei der Andrang größer geworden. Missions-Leiter Anton Stadler ergänzte, dass insbesondere einsame ältere Menschen mit wenig Rente in die Einrichtung kämen. Zudem kümmere man sich um Menschen mit psychischen Erkrankungen, die würden immer mehr, so Stadler. Auch Asylbewerber, die nicht in einer Unterkunft leben, kämen vorbei. Zum Teil arbeiten auch Migranten bei der Bahnhofsmission. Seine Einrichtung organisiere auch Bahntickets für Menschen, die sich diese nicht leisten können, aber dringend brauchen.
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Rund 25 Ehrenamtliche kümmern sich um die Menschen, die in die Bahnhofsmission kommen, sagte Chef Stadler. Diese seien zum Teil seit Jahren dabei und hätten viel Erfahrung im Umgang mit den Klienten – was beim großen Andrang wichtig ist. „Meine Leute haben gute Antennen. Die wissen, um wen sie sich ganz besonders kümmern müssen.“ Wenn es ein Fall erfordere, schließe man die Bahnhofsmission einfach für kurze Zeit, um sich ganz auf eine Person zu konzentrieren, sagte Stadler. Aber: „Wir haben nicht den Anspruch, uns um alles selbst zu kümmern.“ Bei Bedarf vermittele die Bahnhofsmission auch Besucher zu anderen Hilfsstellen.
„Schwierig, gute Leute zu finden“
Rita Schulz, Geschäftsführerin von In Via Bayern, betonte, dass der Fachkräftemangel auch in ihrer Arbeit durchschlage. „Es ist schwierig, gute Leute zu finden und zu halten.“ Dazu komme der „wahnsinnige“ Aufwand, an Sondermittel von staatlicher Seite zu kommen. Der Verband erhalte beispielsweise Mittel von den Landtags-Fraktionen der CSU und der Freien Wähler. Die Vorsitzende von In Via Bayern, Adelheid Utters-Adam, bezifferte den Umfang dieser Mittel mit etwa 90.000 Euro. Das sei ein guter Anfang. Der Aufwand, das Geld im Anschluss zu verteilen, sei allerdings „gigantisch“. Man sei aber im Gespräch darüber, dass es in Zukunft unkomplizierter läuft, so Utters-Adam. Der Integrationsbeauftragte Karl Straub versicherte, dass sich Initiativen stets auf den Freistaat verlassen könnten. Allerdings brauche die Politik einen gewissen Handlungsspielraum.
„Wir zittern jedes Jahr“
Dass die Mittel jedes Jahr neu beantragt werden müssen, sorge für Unsicherheit, betonte In-Via-Geschäftsführerin Schulz. „Wir zittern jedes Jahr, ob es das Projekt im kommenden Jahr noch gibt.“ Zum Teil sei im Dezember noch nicht sicher, ob es im Januar stattfinden kann.
Politiker Straub sagte, er habe sich bereits an Ministerpräsident Markus Söder gewandt. Er wolle Initiativen gerne größer skalieren. „Wenn wir ein tolles Projekt in Regensburg haben, möchte ich das auch in ganz Bayern haben.“ Straub dankte darüber hinaus den Ehrenamtlichen vor Ort. „Was würden wir nur ohne Sie tun?“
Bei Integration geht es auch um die Wurst
Ruzanna Isoyan betreut seit 2018 das Projekt „Leben in Bayern“ in den Räumen von In Via am Regensburger Hauptbahnhof und stellte es gestern dem Integrationsbeauftragten Karl Straub vor. Der Kurs soll geflüchteten Frauen mit guten Bleibeperspektiven helfen, im Freistaat anzukommen. Der Bedarf sei groß, sagte Isoyan. Insbesondere aufgrund der Ukrainerinnen, die seit dem Überfall Russlands kommen. „Ich habe drei volle Anmeldelisten für das kommende Jahr.“ In den Kursen geht es um das gesellschaftliche Miteinander, Erziehung und Bildung sowie Gesundheit. „Integration ist ein individueller Prozess“, betonte Isoyan. Im Endeffekt biete sie einen Wertevermittlungskurs mit Fokus auf Sprache an. Das Angebot habe sich mittlerweile herumgesprochen, sie müsse gar keine Flyer verteilen. Neben den Ukrainerinnen kämen vor allem Frauen aus Syrien. Die beiden Gruppen zusammenzubekommen sei dabei nicht immer einfach, schilderte Isoyan. Der Kurs dauere einen Monat, so Isoyan. Nach einem erfolgreichen Abschluss bekommen die Frauen ein Zertifikat. Im Anschluss an den Kurs von In Via werden den Frauen weitere Angebote vermittelt, zum Beispiel vom Bundesamt für Migration.
Eine Schwierigkeit bei der Integration sei die Bildung von Communities, sagte Isoyan. So blieben Menschen aus einem Land oft unter sich. Es sei daher wichtig, ihnen bei der Integration zu helfen.
Projekte wie dieses seien besonders wichtig, sagte der Integrationsbeauftragte Karl Straub, weil sie sich speziell auf Frauen fokussierten.
Dabei wird es im Projekt durchaus sehr praktisch, ergänzte Isoyan: „Wir machen in jedem Kurs ein Weißwurstfrühstück. Das gehört zum Leben in Bayern einfach dazu.“
ph
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