Arbeitskampf
Warnstreik: Busverkehr ruht – Tausende ziehen durch Regensburg

21.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:42 Uhr

Streik in Regensburg: Mehr als 1000 Personen zogen am Dienstag über die Kumpfmühler Brücke Richtung Altstadt. Foto: Steffen

Am Dienstag wurde wieder gestreikt in Regensburg. Der Warnstreik der Gewerkschaft Verdi führte zur Schließung der Bäder und der Donau-Arena. Auch Müllabfuhr, Kitas, Krippen, die Mittagsbetreuung an Schulen oder Jugendzentren wurden bestreikt. Außerdem wurde der Streik auch auf den Busverkehr ausgeweitet. Alle innerstädtischen Fahrten sind gestrichen worden.



Der Ernst-Reuter-Platz vor dem Bahnhof ist morgens ein wichtiger Umschlagplatz. Nicht nur für Schüler, sondern auch Berufstätige steigen hier in einen Bus. Aber nicht am Dienstag. Hier prangt auf den Bildschirmen am Busbahnhof die Botschaft: „Warnstreik im ÖPNV“. Zwischen 9 und 13 Uhr herrscht hier also Stillstand.

Der Grund hierfür: Der am Montag angekündigte Warnstreik der Gewerkschaft Verdi wurde auch auf den Busverkehr ausgeweitet. Alle innerstädtischen Fahrten sind gestrichen worden, lediglich die Regionalbuslinien waren nicht betroffen.

„Ich habe Verständnis für den Streik“

Und trotz des angekündigten Streiks der Gewerkschaft standen am Dienstagmorgen dennoch einige Dutzend Regensburger, die nach ihren Bussen Ausschau hielten. Die Stimmung unter den Schülern und Arbeitnehmern war geteilt. Auf Nachfrage berichtete die ehemalige Busfahrerin Gabriele Jokele etwa: „Ich habe Verständnis für den Streik, aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schlecht die Bezahlung ist. Ärgerlich für uns Fahrgäste, aber jetzt gehe ich zu Fuß in die Arbeit.“ Andere Schüler hofften auf Ersatzbusse oder haben schlicht nichts von dem Streik, der am Tag vorher angekündigt wurde, gewusst. Der Warnstreik führte außerdem zur Schließung von Bädern und der Donau-Arena. Daneben wurden auch die Müllabfuhr, Kitas, Krippen oder die Mittagsbetreuungen an Schulen bestreikt.

„Zu viele Stellen gestrichen“

Nachdem die Tarifverhandlungen mit den öffentlichen Arbeitgebern von Bund und Kommunen nun vor der dritten Runde steht, solle der Druck nochmals erhöht werden. Das erklärte Verdi-Bezirksgeschäftsführer Alexander Gröbner am Dienstag, als sich etwa 700 Streikende vor dem Gewerkschaftshaus in Bewegung setzten. Insgesamt zogen am 21. März zwei Demonstrationszüge Richtung Innenstadt, Endstation sollte der Haidplatz sein.

Unter ihnen war auch Bianca Fiedler (36), tätig bei der Agentur für Arbeit in der Oberpfalz. Die zweifache Mutter beklagt einen „massiven Personalmangel und -schwund“. Denn „viele gehen in Rente, dazu werden zu viele Stellen gestrichen.“ Der freie Wirtschaftsmarkt sei nach wie vor attraktiver. Dies müsse man ändern.

Auch Matthias Vernem, tätig beim Amt für Integration und Migration der Stadt Regensburg, ist auf die Straße gegangen: „Wir leben alle mit der Inflation, der steigenden Personalbelastung“, kritisierte er. Der zweite Demozug traf sich am Morgen an der Medbo, es reisten zusätzlich 18 Busse aus Ingolstadt und der Oberpfalz an. Hier hatten sich deutlich mehr als 1000 Personen versammelt, um für 10,5 Prozent mehr Gehalt zu demonstrieren. Auf der letzten Kundgebung am Haidplatz kamen so laut Gewerkschaft 2800 Streikende zusammen.

Eine Zwischenkundgebung fand auf dem Neupfarrplatz statt, hier sollte aus Solidarität an die Beschäftigten des Galeria Kaufhof gedacht werden. Vor Ort war unter anderem Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer, die sich solidarisch gegenüber den Beschäftigten zeigte: „Wir haben während Corona geklatscht für die Verkäufer, die die Versorgung sichergestellt und ihre Gesundheit tagtäglich riskiert haben. Das sind die Menschen, die jetzt am heftigsten betroffen sind und an deren Seite wir heute stehen.“