Im September war er noch zusammen mit seinen Freunden von der Interessengemeinschaft (IG) Historische Straßenbahn Regensburg beim Vereinsausflug in Plauen. Nun ist Günther Schieferl im Alter von 80 Jahren gestorben.
In der Werkstatt der Straßenbahn in Plauen steht der restaurierte Triebwagen Nummer 47 aus Regensburg, zu dem Günther Schieferl über Jahrzehnte ein inniges Verhältnis hatte. Das Gründungs- und Ehrenmitglied der IG wurde auf den Führerstand gebeten und durfte einige Meter fahren.
„Da war er sehr glücklich. Ich bin froh, dass das geklappt hat“, sagt der IG-Vorsitzende Jan Mascheck über diese bewegenden Momente. Was an diesem sonnigen Spätsommertag nämlich keiner ahnen konnte: Gut vier Wochen später ist Schieferl im Alter von 80 Jahren gestorben.
Im vergangenen Juni erst war er in der MZ porträtiert worden, er nannte sich dabei als „der Einzige, der in Regensburg noch eine Straßenbahn fahren kann“. Eigentlich hätte er genau das ein Berufsleben lang in seiner Heimatstadt tun wollen – aber Schieferl war erst 20, als die Regensburger Straßenbahn eingestellt wurde. Zu jung, um Triebwagenführer sein zu können.
„Straßenbahn-Papst von Regensburg“
Doch er holte die Ausbildung später in Innsbruck nach und verlor sein Lieblingsthema niemals aus den Augen. „Er war der Straßenbahn-Papst von Regensburg, er wusste einfach alles“, schwärmt Mascheck. Über viele Jahre sei Schieferl zudem der Einzige gewesen, der sich noch um das auf dem Betriebsgelände in der Markomannenstraße verrottende letzte Zuggespann kümmerte: „Er ist mit der Farbbüchse losgezogen und hat Roststellen ausgebessert.“
Schieferl selbst sagte vor Jahren zu Mascheck: „Wir werden die Regensburger Straßenbahn nie mehr fahren sehen.“ Da hat er sich getäuscht. Und das hat ihm neulich in Plauen eine letzte große Freude gemacht.
rw